Novavax-Aktie +120%: Was für eine Überraschung!

Novavax-Aktionäre werden sich heute verwundert die Augen reiben, denn eine Kurssteigerung in dieser Größenordnung haben sie seit Jahren nicht mehr erlebt. Zwischenzeitlich verdreifacht die Aktie des Impfstoffherstellers am Freitag ihren Kurs. Was steckt hinter dem unglaublichen Kurssprung der Novavax-Aktie (WKN: A2PKMZ)?

Eine überlebenswichtige Kooperation

In den vergangenen Wochen machte der aktivistische US-Hedgefonds Shah Capital, der knapp 7% der Novavax-Aktien hält, mächtig Druck auf die Unternehmensführung, sich stärker auf Lizenzpartnerschaften mit Pharmakonzernen zu konzentrieren. Und tatsächlich gelang es dem Novavax-Management nun, einen dicken Fisch aus der Pharma-Branche an Land zu ziehen.

Der Impfstoffhersteller kündigte an, in Zukunft mit dem französischen Pharmariesen Sanofi zusammenzuarbeiten. Sanofi erwarb eine nicht-exklusive Lizenz, den Covid-19-Impfstoff von Novavax weltweit zu vertreiben. Von der Lizenzvereinbarung ausgenommen sind die Länder Indien, Japan und Südkorea, in denen Novavax bereits anderen Partnern den Lizenzvertrieb überließ.

Was Sanofi wahrscheinlich noch mehr an der Zusammenarbeit mit Novovax reizt, ist die Kombination des Covid-19-Impfstoffes mit seinem hauseigenen Grippeimpfstoff. Darüber hinaus erhält Sanofi das Recht, weitere Impfstoffe als Kombiprodukte mit dem Novavax Covid-19-Vakzin auf den Markt bringen zu dürfen. Im Rahmen der Kooperationsvereinbarung darf Sanofi auch die Matrix-M Technologie von Novavax nutzen.

Das springt für Novavax raus

Als Gegenleistung bekommt Novavax eine Sofortzahlung in Höhe von 500 Millionen US$ von Sanofi. Zudem winken weitere 700 Millionen US$ bei Erreichen bestimmter Forschungs- und Vermarktungsmeilensteine.

Wie es bei solchen Lizenz-Deals üblich ist, stehen Novavax auch Royalties im zweistelligen Prozentbereich aus dem Verkauf von Sanofi-Produkten zu, die von der Lizenzvereinbarung umfasst sind. Nicht zuletzt erhält Novavax noch 200 Millionen US$ Lizenzzahlungen im zweistelligen Prozentbereich für alle Sanofi-Impfstoffe, die mit der Matrix-M-Adjuvanttechnologieplattform entwickelt werden.

Dass es Sanofi ernst meint mit der Partnerschaft mit Novavax, zeigt die Tatsache, dass sich die Franzosen mit 5% an Novavax beteiligen werden. Sanofi bezeugt damit ein längerfristiges Interesse an den Amerikanern.

Mit einem Satz auf das Jahreshoch

Die Novavax-Aktie springt durch den heutigen Kursgewinn mit einem Satz auf ein neues Jahres- und zugleich 12-Monatshoch. Der Abwärtstrend der letzten Monate ist mit einem Schlag beendet.

Wichtig wird nun das Kursniveau von 11,50 €, bei dem sich der nächste größere Widerstand befindet.

Fürs Erste gerettet

Die heutige Nachricht kommt durchaus überraschend für den Markt, was auch den gewaltigen Kurssprung erklärt. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich nicht mehr an eine positive Zukunft für die Novavax-Aktie geglaubt habe.

Der Impfstoffhersteller hat im vergangenen Geschäftsjahr zwei Drittel seines Umsatzes eingebüßt und weitere horrend hohe Verlust angehäuft. Vor rund einem Jahr warnte selbst das Management, dass eine erfolgreiche Unternehmensfortführung nicht mehr sicher sei.

Durch den Deal mit Sanofi ist fürs Erste die Rettung gelungen. Novavax kann die Sofortzahlung bestens gebrauchen, um seine Bilanz zu sanieren. Zudem werden die zukünftigen Lizenzzahlungen den Cashflow des Unternehmens deutlich entlasten.

Die für mich fast wichtigste Nachricht ist die 5%-Beteiligung von Sanofi an Novavax. Sie sichert Novavax einen präferierten Zugang zu einem global agierenden und gut aufgestellten Pharmakonzern.

Ist die Novavax-Aktie nun ein Kauf?

Ich würde Anlegern trotz der neuen Ausgangslage raten, mit einem Investment in die Novavax-Aktie abzuwarten. Durch den Kurssprung am Freitag ist meiner Meinung nach sehr viel Euphorie in den Aktienkurs eingepreist worden.

Nach dem kommerziellen Debakel mit seinem Covid-19-Impfstoff muss Novavax erst beweisen, dass es weitere Impfstoffe erfolgreich entwickeln kann. Die Kooperation mit Sanofi wird es dem Impfstoffhersteller erleichtern, sich wieder stärker auf das Thema F&E zu konzentrieren. Erfolge sind damit trotzdem nicht garantiert.