Novavax-Aktie: Nach Bill-Gates-Deal wieder einen Blick wert?

Während die Wirkstoffe von Novavax (WKN: A2PKMZ) auch in dieser Woche allerseits gepriesen werden, fährt die Aktie erneut Kursachterbahn. Ist der Covid-19-Spätzünder aufgrund seiner Behäbigkeit ultimativ zum Scheitern verurteilt oder heißt es für den Impfstoffhersteller im kommenden Herbst/Winter „neues Spiel, neues Glück“?

F&E-Chef: Neue Virenstämme „höchstwahrscheinlich“ gecovert

Es mangelt für Novavax nicht an Hinweisen, dass die von dem Unternehmen entwickelten Protein-Impfstoffe hochwirksam sind. Das jüngste Beispiel dafür war am Montag in einem von der Nachrichtenagentur Reuters veröffentlichten Interview zu lesen. Filip Dubovsky, F&E-Chef des Wirkstoff-Spezialisten, bestätigte darin, dass das aktualisierte Covid-19-Vakzin der US-Firma (NVV1.F), das auf die XXB.1.5-Variante abzielt, „höchstwahrscheinlich“ auch gegen neue Virenstämme wirksam sei, einschließlich XBB.2.3.

Diese Eigenschaft von NVV1.F dürfte die Voraussetzung dafür sein, dass das Novavax-Mittel überhaupt eine Chance bekommt, sich in der kommenden Herbst/Winter-Saison am Markt zu etablieren. Am 15. Juni wird das Berater-Gremium der zuständigen US-Behörde FDA in ihrer Sitzung die Corona-Varianten bestimmen, die in Zukunft von Booster-Spritzen abgedeckt werden müssen. Man kann davon ausgehen, dass der sich in den USA ausbreitende XBB.2.3-Stamm dazugehören wird.

Bill Gates steht auf die Novavax-Technologie

Am gleichen Tag sendete Novavax ein weiteres Signal dafür, dass seine Produkte in höchsten wissenschaftlichen Kreisen wertgeschätzt werden. So gab das Unternehmen eine Vereinbarung mit dem Bill & Melinda Gates Medical Research Institute bekannt, damit die Einrichtung das Adjuvans „Matrix-M“ des Unternehmens für die eigene Impfstoffforschung verwenden kann. Die finanziellen Bedingungen des Dreijahresvertrags wurden nicht bekannt gegeben.

Adjuvantien sind der wirkverstärkende Bestandteil eines Vakzins und eine Schlüsselkomponente von Novavax‘ Covid-19-Impfstoff sowie von anderen in der Entwicklung befindlichen Wirkstoffen, darunter ein Grippe- und ein Covid/Influenza-Kombi-Serum.

Die Achterbahnfahrt der Aktie geht weiter

Die Novavax-Aktie bleibt vor dem Hintergrund dieser Neuigkeiten auch in dieser seinen hochvolatilen Tendenzen treu: Nachdem der Biotech-Titel am Montag über +3% zulegen konnte, geht es am Dienstag prompt um rund -7% abwärts auf 7,34 US$.

„Wie gewonnen, so zerronnen“ hieß es erst recht, nachdem der Wirkstoffentwickler vor vier Wochen ein großes Kombi-Update veröffentlicht hatte, dass Anlegern neue Hoffnung einhauchen sollte. Positive Studien-Daten und die Ankündigung eines rigorosen Sparplans hatten das Nasdaq-Papier zunächst um satte +50% auf über 11 US$ hochschießen lassen – nur damit die Kursgewinne wenige Tage später wieder futsch waren.

Management in Geldnöten

Ganz offensichtlich wetten zahlreiche Investoren auf ein Scheitern der US-Firma. Bis auf die Qualität ihrer Wirkstoffe spricht schließlich so gut wie nichts für die Novavax-Aktie: Das Unternehmen konnte sich zuletzt nur mit einer Not-Kapitalmaßnahme am Leben halten und hat massive Umsatzeinbußen zu beklagen. Unverhohlen schrieb das Management im Februar selbst, dass eine Fortführung der Geschäfte im kommenden Jahr nicht sicher sei.

Allein die Tatsache, dass die Impfstoff-Verteilung bald komplett von Regierungshänden in den kommerziellen Handel übergeht, wird Novavax meines Erachtens nicht retten. Anleger, die das Papier nicht gerade für einen Zock nutzen wollen, sollten daher besser an der Seitenlinie bleiben, um einen Totalverlust zu vermeiden. Mein werter Kollege und SD-Experte Jens Lion hat es schon vor einem halben Jahr in diesem Artikel glasklar analysiert:

Mich würde mittlerweile nicht einmal eine Insolvenz in den nächsten 12 bis 18 Monaten verwundern.