Novavax: Daten top, Aktie flop?
Der US-Impfstoffentwickler Novavax (WKN: A2PKMZ) verkündet heute die langersehnten Daten der zweiten Phase-3-Studie des hauseigenen Impfstoffkandidaten zum Schutz gegen eine Infektion mit dem Coronavirus.
Wie gut sind die Daten wirklich?
Wie schon bei der ersten Studie ist die Wirksamkeit mit etwa 90% sehr hoch, auch wenn sie auf den ersten Blick nicht an die ~95% der mRNA-Player herankommt. Der zweite Blick verrät aber mehr: Die wenigen Infektionen im Impfstoff-Arm rühren von neueren Varianten, gegen die die erste Generation der mRNA-Impfstoffe gar nicht bestehen musste. Alle Infektionen im Impfstoff-Arm verliefen mild und Todesfälle oder Krankenhausaufenthalte wurden ausschließlich im Placebo-Arm beobachtet.
Auf einer Ebene mit mRNA-Impfstoffen
Damit ist der Wirkstoff auf Protein-Basis den mRNA-Produkten ungefähr gleichzusetzen. Die Verträglichkeit des Produktes von Novavax ist vergleichbar, meiner Meinung nach leicht besser. Für ein abschließendes Urteil sind aber detailliertere Daten vonnöten, die noch veröffentlicht werden. Nennenswerte Sicherheitsbedenken sind nicht bekannt. Die Produktionsweise des Vakzins ist im Gegensatz zu den virusbasierten Vektorimpfstoffen deutlich unkomplizierter.
Analog zu den mRNA-Produkten wird der Produktkandidat von Novavax zweimal verimpft.
Werde kostenlos Mitglied im Börsen-Chat Nr. 1
Produktionskapazität und Zielmarkt bleiben problematisch
In den letzten Monaten musste Novavax zusammen mit seinem Produktionspartner, dem Serum Institute of India, die Zeitschiene für den endgültigen Versand der zu produzierenden Impfstoffdosen mehrfach verschieben. Damit hat das Unternehmen lukrative Zielmärkte wie die EU und die USA als Partner de facto leider erst einmal verloren.
Mit Südkorea, Australien, Neuseeland und vor allem der globalen Impf-Initiative COVAX bestehen bereits Lieferverträge. COVAX soll zunächst 1,1 Milliarden Dosen erhalten.
Feste Größe im Markt, aber viel Potenzial verspielt
Ich rechne fest damit, dass der Impfstoff ein wesentlicher Bestandteil der globalen Impfkampagne wird. Da es sich um einen multivalenten Wirkstoff handelt, erhoffen sich Wissenschaftler und Anleger eine besondere Anpassungsfähigkeit des Impfstoffes mit Blick auf zukünftige Mutationen.
Die ganz großen Stücke vom Kuchen sind jedoch bereits verteilt. Wer damit rechnet, dass uns das Coronavirus noch länger als 2-3 Jahre verfolgen wird und in eine Aktie investieren möchte, die keine hohen Plattformaufschläge mitbringt, findet mit Novavax das passende, aber riskante Papier. Der Coronavirus-Impfstoff ist für schätzungsweise 95% der Bewertung des Papiers zuständig. Fehler darf sich das – mit diesen Dimensionen nicht vertraute –Management also nicht erlauben.
Die sehr kompetitiven Daten wurden soweit erwartet: Anleger haben sich aber bei den anhaltenden Produktionsproblemen mehr Fortschritte gewünscht.