NuScale-Aktie: Der nächste Energie-Tenbagger?

Bill Gates hat investiert
02.07.24 um 11:43

Die NuScale-Aktie (WKN: A3DK09) legt seit mehreren Monaten eine fulminante Rallye aufs Börsenparkett. Seit Mitte Januar hat sich der Kurs der Mini-AKW-Herstellers mehr als verfünffacht. Ist dieses Unternehmen die Zukunft der Energieindustrie?

Canva/Getty Images/vencavolrab

Was reizt Bill Gates?

Wenn eine Investmentlegende namens Bill Gates in ein Unternehmen investiert, horcht die Öffentlichkeit auf. Gates ist einer der Ankerinvestoren von NuScale. Der Microsoft-Gründer sieht in „Small Modular Reactors“ (SMR) genannten Mini-Kernkraftwerken die Zukunft der Energieindustrie.

Dutzende Startups arbeiten derzeit an der SMR-Technologie. NuScale ist einer der Vorreiter unter ihnen. Die Versprechungen des Unternehmens bzw. der neuen Branche sind groß. Die Mini-Reaktoren sollen mit Ausmaßen von ca. 3 mal 20 Metern nur noch ein Prozent des Raumes eines konventionellen AKWs benötigen. Zudem können sie in Fabriken vorgefertigt und per Zug, Schiff oder LKW zum Bauplatz transportiert werden.

Zwar liefert ein SMR deutlich weniger Leistung als ein herkömmliches Kernkraftwerk. Aber die kleinen Reaktoren sollen sich deutlich schneller bauen lassen und gleichzeitig weniger Material benötigen.

Die Kosten explodieren

Soweit die Versprechungen. Die Realität sah bislang anders aus. Im November 2023 gab NuScale das Scheitern seines Vorzeigeprojekts im US-Bundesstaat Idaho bekannt.

Der Grund: die Explosion der Baukosten. Ging NuScale ursprünglich von Kosten in Höhe von 5,3 Milliarden US$ für den Mini-Meiler aus, stieg die Kostenschätzung Ende vergangenen Jahres auf 9,3 Milliarden US$. Damit war die Wirtschaftlichkeit des Projektes nicht mehr gegeben. Das Unternehmen machte steigende Preise für Stahl, Kupfer und weitere Baustoffe für die Kostenexplosion verantwortlich.

Eine neue Förderung

Anleger werden sich nun fragen, warum Bill Gates und andere Investoren überhaupt noch an der NuScale-Aktie festhalten. Sie setzen offenbar darauf, dass durch die politische Förderung von Mini-AKWs und den technologischen Fortschritt die Baukosten in Zukunft deutlich zurückgehen werden.

Erst vor wenigen Tagen teilte das US-Energieministerium mit, 900 Millionen US$ in die Förderung dieses neuartigen Kraftwerkstyps zu investieren. Mit 800 Millionen US$ soll der Großteil der Förderung als Anschubfinanzierung auf First Mover wie NuScale entfallen.

Experten sehen es anders

Während die Euphorie bei Investoren groß ist, stehen viele Energieexperten Mini-AKWs äußerst skeptisch gegenüber. Nach Meinung des Energie-Thinktanks Institute for Energy Economics and Financial Analysis ist der neue Reaktortyp für die Energiewende „zu spät, zu teuer, zu riskant und zu unsicher.“ Ohne Förderung, so die Experten, sei Strom aus Mini-AKWs weder mit konventionellen Großkernkraftwerken noch mit erneuerbaren Energiequellen wettbewerbsfähig.

Zudem werden die Baukosten von Mini-AKWs regelmäßig viel zu gering eingeschätzt. Eine Auswertung der Projekt- mit den Baukosten größerer Kernkraftwerke zeigt, dass es bei fast allen Kraftwerken zu massiven Kostenüberschreitungen kommt.

Ein totes Pferd

Woher Bill Gates seine Begeisterung für Mini-AKWs nimmt, ist mit schleierhaft. Zwar erwarten bullishe Marktforscher wie die Experten von IDTechX einen Weltmarkt von sage und schreibe 300 Milliarden US$ in 20 Jahren für den neuen AKW-Typ. Doch eine schlüssige Erklärung für dieses Marktvolumen bleiben sie schuldig.

Die Entwicklung der Stromerzeugungskosten bei erneuerbaren Energien zeigt deutlich, dass bereits heute die Stromproduktion über Windräder und Solarpaneele günstiger ist als in einem Mini-AKW. Dieser Kostenvorteil wird sich aufgrund des technischen Fortschritts in diesen Industrien in den kommenden Jahren weiter erhöhen.

Die Prognosen für den Anlagenbau in den kommenden Jahren sprechen eine eindeutige Sprache. Die Nuklearenergie-Agentur der OECD-Staaten geht davon aus, dass bis 2035 Mini-AKWs weltweit 21 GW an Leistung liefern werden. Bis 2050 sollen es sogar 375 GW werden.

Klingt nach einer gewaltigen Größenordnung. Ist im Vergleich zur Solarindustrie jedoch ein Zwergenmaß. Der Branchenverband Solarpower Europe schätzt, dass allein 2024 weltweit Solaranlagen mit einer Leistung von 340 und 400 GW gebaut werden. Bis zum Ende des Jahrzehnts soll der jährliche Zubau bei 1.000 GW liegen.

Meiner Meinung nach reiten Anleger mit NuScale und allen weiteren SMR-Entwicklern tote Pferde. Die Kernkraft hat keine wirtschaftliche Zukunft – das gilt nicht nur für Groß-AKWs, sondern auch für ihre Mini-Variante. Anleger sollten sich vom Hype rund um die NuScale-Aktie nicht täuschen lassen. Auch ein gehyptes totes Pferd ist ein totes Pferd.

ℹ️ NuScale in Kürze

  • NuScale Power mit Sitz in Portland im US-Bundesstaat Oregon entwickelt sogenannte "Small Modular Reactors".
  • SMR sind Mini-AKWs, die mit Ausmaßen von ca. 3 mal 20 Metern deutlich kleiner als konventionelle Kernkraftwerke sind und in Modulbauweise schnell gefertigt werden können.
  • NuScale Power notiert an der New York Stock Exchange und ist derzeit ca. 2,7 Milliarden US$ wert.

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