Nvidia-Aktie -7%: Ist das der Schwarze Schwan?

Nachdem die Nvidia-Aktie bereits am Freitag im US-Handel um ca. -3% nachgab, taucht sie am Montagmorgen um satte -7% im europäischen Handel ab. Was steckt hinter den massiven Kursverlusten des Chipgiganten und wie sollten Anleger darauf reagieren?

Ein chinesisches Labor sorgt für einen Schock

Es dürfte für Nvidia-Aktionäre nur ein schwacher Trost sein, dass auch die Aktien anderer Halbleiterkonzerne zum Wochenbeginn schwere Verluste einstecken müssen. Mit den Kursen von ASML, Broadcom, TSCM & Co. ging es ebenfalls stark bergab.

Besonders erstaunlich ist, dass Anleger und Analysten kalt von einem Ereignis erwischt wurden, mit dem in dieser Form offenbar kaum jemand gerecht hat. Ein chinesisches KI-Labor versetzt die internationale Chipbranche in helle Aufregung. Was ist da passiert?

Das KI-Labor DeepSeek hat mit R1 ein sehr kostengünstiges und gleichzeitig wohl überaus leistungsstarkes KI-Modell auf den Markt gebracht. Offenbar können sich die ersten Ergebnisse von DeepSeek R1 durchaus mit ChatGPT von OpenAI und Gemini von Alphabet messen lassen.

Und das bei Entwicklungskosten von 6 Millionen US$. Die amerikanischen KI-Giganten müssen sich vor diesem Hintergrund die Frage gefallen lassen, ob die Millionen- und Milliardensummen, die sie in den vergangenen Jahren in die Entwicklung von KI-Modellen investieren haben, tatsächlich gut angelegtes Geld waren.

Ein weiterer Pluspunkt von R1: Es handelt sich um ein Open Source-Modell, dessen Quellcode öffentlich verfügbar ist. Auch das könnte eine Gefahr für die geschlossenen Modelle von Alphabet und OpenAI darstellen.

Und nicht zuletzt besitzt DeepSeek R1 eine Eigenschaft, die vor allem für Nvidia zur Gefahr werden könnte: Das KI-Modell wurde auf Nvidia H800-Chips trainiert, die eine erheblich geringere Leistung aufweisen als die neueste Generation der Blackwell-Chips. Das könnte die gewaltige Preissetzungsmacht des US-Chipentwicklers zukünftig gefährden.

Um DeepSeek ist in den letzten Tagen ein wahrer Hype entstanden. Die App des KI-Modells eroberte im Sturm die Download-Charts und kletterte im Google Play Store in der Kategorie „kostenlos“ auf Platz 15.

Vom Seitwärts- in den Abwärtstrend?

Die Nvidia-Aktie pendelt seit Anfang Oktober in einem Seitwärtstrend zwischen 125 und 150 US$ auf und ab. Es sieht ganz danach aus, als würden Anleger auf die nächsten Quartalszahlen warten, um dem Aktienkurs eine neue Richtung zu geben. Ich glaube nicht, dass der Seitwärtstrend in den kommenden Tagen nach unten durchbrochen wird.

Das ist keine Überraschung

Ich glaube auch nicht daran, dass es sich bei DeepSeek um den berühmt-berüchtigten Schwarzen Schwan handelt, der das Zeug dazu hat, eine ganze Branche auf den Kopf zu stellen. Dass China neben den USA das globale Powerhouse in Sachen KI-Entwicklung ist, ist seit langem bekannt. Insofern überrascht es mich überhaupt nicht, dass ein chinesisches Labor ein gutes KI-Modell auf den Markt gebracht hat.

Ebenso wenig glaube ich daran, dass sich durch DeepSeek die Dynamik der Chipindustrie ändern wird. Der technologische Fortschritt der Branche geht in einem so rasanten Tempo vonstatten, dass es sich kein Unternehmen erlauben kann, sich auf seinen gegenwärtigen Erfolgen auszuruhen und nicht in die Zukunft zu investieren. Deshalb sehe ich das Geschäftsmodell von Nvidia überhaupt nicht in Gefahr.

Die neue Chipgeneration des Technologiegiganten legte die Basis für völlig neuartigen KI-Modelle mit einer noch nie dagewesenen Leistung. Ich mache mir überhaupt keine Sorgen, dass aufgrund einer chinesischen KI, die auf älteren Chips läuft, die Nachfrage nach den neuesten Nvidia-Prozessoren einbrechen wird.

Anleger sollten die Gelegenheit nutzen, die Nvidia-Aktie bei Kurseinbrüchen wie heute zuzukaufen. Die Unternehmensbewertung ist nach wie vor sehr vernünftig und das Zukunftspotenzial der Aktie gigantisch. Daran wird ein KI-Labor aus China nichts ändern.

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