Öl-Aktien: Was hat die OPEC 2025 vor?
Die OPEC hat – ganz wie das zu erwarten war – ihre Produktionskürzungen um drei Monate bis April 2025 verlängert und die Rücknahme der Kürzungen bis 2026 terminiert, wodurch 305 Millionen Barrel Erdöl der kumulierten Produktion oder 0,84 Millionen Barrel pro Tag (mbd) im Jahr 2025 vom Ölmarkt genommen werden. Was bedeutet das etwa für Öl-Aktien?
Das sind die Fakten
Haben die Ölpreise reagiert? Nun ja, auf jeden Fall noch nicht angemessen. Denn trotz dieser Kürzung ist das Ölpreisniveau bisher nur relativ stabil geblieben, da im Markt – dank überzogener Prognosen der IEA – die vorherrschende Meinung nach wie vor einen überversorgten Ölmarkt im Jahr 2025 erwartet. In völliger Ignoranz des aktuellen Marktdefizits im Übrigen!
Sie merken es sicherlich: Ich bin deutlich anderer Meinung als der Mainstream mit meiner Ölmarktprognose. Schauen wir uns die Fakten an:
Der Ölmarkt verzeichnete im 3. Quartal 2024 ein Defizit von fast 1 Mio. b/d, die Anzahl der Bohrungen in den USA ist im Jahresvergleich um 6% gesunken und die großen Ölkonzerne Chevron und Shell haben vor kurzem Kürzungen ihrer Investitionsausgaben angekündigt, was die Verlagerung des Schwerpunkts der Branche auf Aktionärsrenditen statt auf Wachstum widerspiegelt.
Infolgedessen wird das Produktionswachstum außerhalb der OPEC voraussichtlich keineswegs ausreichen, um die Nachfrage im Jahr 2025 zu decken, so dass die OPEC die Lücke füllen darf, kann und muss.
Zahlen auf der Zunge zergehen lassen...
Mit der Beibehaltung der freiwilligen Produktionskürzung im 1. Quartal 2025 und dem mindestens zu erwartenden Defizit von 800 Mio. b/d im gesamten 4. Quartal, müsste das weltweite Ölangebot um 2 Mio. b/d steigen oder die weltweite Nachfrage um 2 Mio. b/d sinken, um die Überschussschätzung der IEA zu erreichen.
Zwar geht die weltweite Ölnachfrage im 1. Quartal saisonal bedingt an sich zurück, doch eine höhere Heizungsnachfrage könnte sich unmittelbar auswirken, wenn La Nina weiter für kühleres Wetter sorgt.
Aber selbst wenn man davon ausgeht, dass die Nachfrage im 1. Quartal 25 um ca. 1 Mio. b/d sinken würde, wird der natürliche Rückgang in den USA und Kanada im Q1 nicht zu einem Anstieg des weltweiten Ölangebots führen.
Die Erwartungen der IEA machen von daher wenig Sinn. Nicht nur, dass der physische Ölmarkt nicht mit den Aussagen der IEA übereinstimmt. Auch die Realität des Ölmarktgleichgewichts zeigt ein völlig anderes Bild.
Zurück zur OPEC...
Öl-Bären mögen argumentieren, dass die OPEC ja über reichlich Kapazitätsreserven verfügt. Auch darüber müsste man sprechen, aber ein anderes Mal. Und Kapazitätsreserven sind nicht dasselbe wie die tatsächliche Produktion und lassen den wichtigeren Faktor außer Acht: Die Preisstrategie der OPEC.
Die OPEC hat die Möglichkeit, ihre Fördermengen anzupassen, um die weltweiten Ölpreise zu halten oder zu erhöhen. Aufgrund des hohen Produktionswachstums der USA, Kanadas und Guyanas in den letzten drei Jahren hat sich die OPEC entschieden, ihre Produktion zu drosseln, um die Preise zu stützen.
Diese Dynamik nähert sich wahrscheinlich einem Wendepunkt, da das Wachstum außerhalb der OPEC voraussichtlich nicht ausreichen wird, um die weltweite Nachfrage im Jahr 2025 zu decken. Dadurch wird die OPEC zum Zünglein auf der anderen Seite der Waagschale, da der Markt schließlich auf die OPEC-Fässer angewiesen ist, um den Markt auszugleichen.
Diese Entwicklung wird der OPEC ein Druckmittel für die Preisgestaltung an die Hand geben, da sie die Möglichkeit hat, Öl zurückzuhalten, um die Ölpreise in die Höhe zu treiben.
Welchen Preis strebt die OPEC an?
Tja, die Gruppe hat zwar nie explizit ein Ziel genannt, aber ihre Absichten sind aus früheren Kürzungen und Verlängerungen ersichtlich. Da wäre z.B. ein gern gesehenes Preisniveau um die Marke bei 85 US$ WTI, was deutlich über dem aktuellen Niveau liegt. Und Saudi-Arabien, das größte OPEC-Mitglied, benötigt ja einen Ölpreis von 96 US$ p/b, um seinen Haushalt auszugleichen, was den Anreiz der Gruppe unterstreichen dürfte, höhere Preise anzustreben.
Die sich verändernde Marktdynamik verschafft der OPEC einen größeren Einfluss und ich gehe davon aus, dass der Einfluss der OPEC über das Jahr 2025 hinaus zunehmen wird, da die weltweite Nachfrage weiter ansteigt. Letztendlich könnte die Erschöpfung der OPEC-Reservekapazitäten in Zukunft zu deutlich höheren Preisen führen, wenn dieser längerfristige Nachfragetrend anhält.
Dieser Trend könnte dann nicht nur im nächsten Jahr, sondern bis zum Ende des Jahrzehnts äußerst günstige Bedingungen für die Ölproduzenten schaffen.
Dabei darf man auch im Hinterkopf behalten, dass die meisten Ölaktien aktuell stark unterbewertet sind.
In einem Umfeld steigender Rohstoffpreise profitieren günstig bewertete Öl- und Gasaktien von einem doppelten Effekt: einem höheren inneren Wert und einer mehrfachen Expansion, da sich ihre Bewertungen wieder dem Standardniveau der Branche annähern.
Öl- und Gasindustrie ist eine zyklische Branche
Und angesichts der derzeit niedrigen Preise und der Ankündigung der Unternehmen, ihre Investitionsausgaben für 2025 zu reduzieren, bin ich der Meinung, dass wir uns eher am Anfang eines neuen Zyklus als am Höhepunkt befinden. Daher freue ich mich auch über die Gelegenheit, aus dem derzeit niedrigen Preis- und Bewertungsumfeld Kapital zu schlagen.
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