Öl, Gold und Silber: Das müssen Anleger jetzt wissen
Die Ölpreise sind auf Tiefniveaus gesunken, während der Goldpreis von einem Hoch zum nächsten eilt: Die Auswirkungen der Trumpschen Zollpolitik schütteln die Börsen durch. Doch wie können und sollten Anleger auf diese Entwicklung reagieren? Wo lauern jetzt Gefahren und wo bieten sich Chancen?
Einer gegen alle
US-Präsident Donald Trump hat der Welt den Fehdehandschuh hingeworfen und einen noch nie erlebten Handelskrieg entfacht. Zugleich sorgt seine Unberechenbarkeit, mit der er teils überraschende Entscheidungen verkündet und teils wieder revidiert, für großen Ärger bei Investoren.
Was bedeutet das ganze Zolltheater für Anleger und ihre Investments? Börsenprofi Miriam Kraus analysiert im Interview mit SD-Chefredakteur Frank Giarra die Lage. Die Chefanalystin des Rohstoff Anleger Club beleuchtet dabei insbesondere die Chancen von Energieunternehmen und Edelmetallen. Im Übrigen: Wie man gewinnbringend in Rohstoff-Aktien investiert, zeigt unser Bestseller-Buch „Reich mit Rohstoffen“, das es heute kostenlos gibt! Jetzt Chance ergreifen und Geschenk-Buch sichern.
Markt preist US-Rezession ein
Die Ölpreise sind vergangene Woche auf Tiefpreise abgestürzt. Braucht die Welt kein Öl mehr oder woran liegt das?
Miriam Kraus: Die Ölpreise habe vor allem eine extrem volatile Woche hinter sich gebracht. So sank der Preis für das US-amerikanische Referenzöl WTI am Mittwoch im Tief bis auf unter 55,50 US$ pro Barrel, nur um sich kurz danach am selben Tag sprunghaft um +14% zu erholen. Insgesamt haben die Ölpreise die Woche leicht im Plus abgeschlossen.
Der Grund ist wie bei allen Verwerfungen an den Märkten derzeit: Donald Trump und seine höchst erratische Zollpolitik. Vor dem Tag der Befreiung, als Trump die Welt mit höchst unlogischen und schädlichen Zöllen überzog, hatten die Spekulanten zunächst begonnen, ihre Netto-Longposition auszubauen. Dabei wurden die Spekulanten dann mit den überhöhten Zöllen auf dem falschen Fuß erwischt, was die Heftigkeit der Bewegung erklärt.
Der Markt preist inzwischen eine US-Rezession und einen erheblichen Nachfragerückgang von circa 1 Million Barrel pro Tag ein. Dabei ist die aktuelle Problematik nichts als hausgemacht, denn die Probleme im Ölmarkt bestehen faktisch nicht auf der Nachfrageseite, sondern auf der Angebotsseite. Schließlich befindet sich der globale Ölmarkt seit über einem Jahr in einem Angebotsdefizit und selbst die Energy Information Administration (Teil des US-Energieministeriums) hat ihre Erwartungen für einen Angebotsüberschuss im globalen Ölmarkt um zwei weitere Quartale nach hinten verschoben. Und dies trotz der Ankündigung gradueller Rücknahmen der freiwilligen Förderkürzungen durch die OPEC.
Doch der Ölpreisrückgang führt bereits zu einer Verlangsamung der Bohrtätigkeit in den USA und sollte das Ölpreisniveau länger gedämpft bleiben, dann wirkt sich dies rückläufig auf die US-Ölproduktion aus. Beim aktuellen WTI-Spotpreis von knapp über 61 US$ pro Barrel kann weder das Mantra „Drill baby drill“ aufrecht erhalten werden, noch könnte Trump seine Pläne, die Energie-Exporte in die EU zu verdoppeln, verwirklichen.
US-Öl-Riesen streichen Tausende Stellen
Können Öl-Gesellschaften bei diesen Preisen überhaupt noch rentabel operieren?
Miriam Kraus: Die jüngste Energieumfrage der Dallas Fed zeigt, dass die US-Produzenten durchschnittlich einen Preis von 65 US$/Barrel WTI benötigen, um eine neue Bohrung rentabel durchführen zu können, verglichen mit einem WTI-Spotpreis von aktuell etwas über 61 US$/Barrel, während die Terminpreise um/unter 60 US$/Barrel liegen. Ein Umschwung bei den Bohrungen in den USA würde bedeuten, dass es nicht lange dauert, bis die US-Ölproduktion deutlich zurückgeht. Und das, während die Permian-Rohölproduktion aus bestehenden Bohrlöchern schon längst um etwas mehr als 400 Millionen b/d pro Jahr sinkt.
Es ist eine Tatsache: Bei einem Ölpreislevel von 60 US$ pro Barrel WTI ist an einen Ausbau der US-Produktion nicht mehr zu denken. Der drastische Rückgang bedroht nun die Investitionspläne der Schieferbohrer und zwingt die Ölgesellschaften dazu, ihre Budgets zurückzufahren und sogar mögliche Kürzungen der Bohranlagen zu überdenken.
Zugleich erhöhen Trumps Stahlzölle die Infrastrukturkosten für die US-Bohrer, was den Druck ebenfalls weiter erhöht. Fracker, die nach Jahren des Schuldenabbaus schlanker geworden sind, stellen sich auf weitere Kostensenkungen ein. Und bei Ölpreisen um die 60 US$ wie aktuell stellen die Fracker ihre Ausgaben zurück bzw. sind einige gezwungen, ihre Bohrungen ganz einzustellen.
Auch die Arbeitsmärkte in der Branche spüren bereits den Druck. Große Unternehmen wie Chevron, ExxonMobil und ConocoPhillips haben bereits Tausende von Stellenstreichungen bis 2026 angekündigt, um die Kosten zu senken.
Sollten Trumps Zoll-Spielchen noch weiter eskalieren und die Ölpreise gedämpfter halten, wäre sogar mit einem Rückgang der US-Produktion zu rechnen. Je nach Förderregion liegt der Break-Even für die bestehenden Bohrungen zwischen 55 bis 59 US$ im Durchschnitt. Ein Ölpreisniveau unter 55 US$ bedeutet eine rückläufige US-Produktion, ein Ölpreisniveau in Richtung 50 US$ pro Barrel bedeutet einen rapiden Abfall der US-Produktion.
Auch die OPEC dürfte bei einem anhaltend zu niedrigen Preisniveau ihre Ankündigung zur Produktionsausweitung schnell wieder zurücknehmen. In diesem Zusammenhang sollte man sich vergegenwärtigen, dass Saudi-Arabien – nach den USA der zweitgrößte Ölproduzent der Welt – zwar mit den günstigsten Förderkosten weltweit aufwartet, aber angesichts der enormen Investitionspläne des Kronprinzen einen Ölpreis von 90 US$ für einen ausgeglichenen Haushalt benötigt.

Miriam Kraus Goldherz Report
Deutliche Erholungschancen
Was bedeuten diese Entwicklungen für Anleger? Sind das grandiose Kaufchancen oder lässt man aktuell besser die Finger von Öl-Aktien?
Miriam Kraus: Für Value-Anleger und solche mit einem längeren Anlagehorizont ergeben sich dadurch aktuell Top-Chancen. Denn vom aktuellen Preisniveau aus betrachtet bestehen für gesunde Unternehmen aufgrund des Hebeleffekts deutliche Erholungschancen.
Wenn die Ölpreise anziehen, bedeutet dies einen überproportionalen Effekt auf die Margen der Ölkonzerne, was zu sprunghaften Kursanstiegen führt. Hinzu kommt, dass viele Energie-Unternehmen derzeit noch immer günstig bewertet sind und zudem mit die höchsten Dividendenrenditen überhaupt bezahlen. So lassen sich auch volatilere Börsenphasen besser überbrücken.
Werfen wir einen Blick auf Edelmetalle: Gold und Silber hausieren. Was ist der Grund?
Miriam Kraus: Die aktuelle Antwort lautet: Donald Trump. Aber nicht nur. Übergeordnet steht die Angst, welche die Anleger in den altbewährten sicheren Hafen von Gold und Edelmetallen treibt.
Dies hat sich besonders in der vergangenen Woche gezeigt, als Gold erneut ein neues Allzeithoch verzeichnet hat, während hingegen der andere altbewährte sichere Hafen, die US-Staatsanleihen, massiv abgeben mussten. Der sprunghafte Anstieg der langfristigen Renditen auf US-Staatsanleihen war es schließlich auch, der Trump dazu zwang, mit seiner 90-Tage-Frist für Zollverhandlungen zurückzurudern.
Denn dies markiert einen ernst zu nehmenden Bruch im traditionellen Anlegerverhalten. Wenn US-Staatsanleihen aufgrund eines tyrannischen US-Präsidenten, der gegen den Rest der Welt Handelskriege führen will, abverkauft werden, dann bleibt als echte Alternative nur das Gold zur Absicherung. Diese Tendenz sehen wir schon seit längerem bei den globalen Zentralbanken, die zunehmend aus dem US-Dollar heraus und ins Gold hinein diversifizieren. Inzwischen hat der Trend nun einfach – nach den asiatischen Anlegern – auch die westlichen Anleger erreicht.
Was Silber angeht, so ist der kleine Bruder des Goldes deutlich unterbewertet. Das Verhältnis von Silber zu Gold, die so genannte Gold-Silver-Ratio, hat vergangene Woche einen überaus seltenen Wert von 100:1 erreicht. Das bedeutet, dass für den Kauf von 1 Unze Gold ganze 100 Unzen Silber notwendig sind. Dieses Verhältnis wurde in den vergangenen 45 Jahren nur dreimal erreicht. Das letzte Mal war im März 2020, was einen markanten Boden im zweitwichtigsten Edelmetall markierte und eine Silberpreisrallye um +140% nach sich zog.
Noch nicht das Ende der Fahnenstange
Kann die Rallye noch weitergehen oder ist es schon Zeit für Gewinnmitnahmen?
Miriam Kraus: Gewinnmitnahmen kann man zwischendurch immer durchführen, wenn wichtige charttechnische Punkte bzw. neue All-Time-Highs erreicht werden. Dies aus kurzfristiger Sicht.
Langfristig gehe ich allerdings nicht davon aus, dass wir hier schon das Ende der Fahnenstange im Goldpreis erreicht haben, angesichts der Tatsache, dass Donald Trump zwar erst seit drei Monaten im Amt ist, aber schon jetzt massive Verwerfungen an allen Fronten heraufbeschworen hat. Hinzu kommt, dass sich die US-Anleger bis vor kurzem im Goldmarkt noch an der Seitenlinie befanden, was darauf hindeutet, dass die Nachfrage hier weiter zulegen dürfte.
Dafür spricht auch, dass der Anteil der börsengehandelten US-Goldfonds an den gesamten börsengehandelten US-Vermögenswerten aktuell deutlich geringer ist, als beispielsweise im Jahr 2011, als wir die letzten Rekordwerte im Goldpreis sahen. Der Grund dafür ist, dass die Käufer von börsengehandelten Fonds seit fast vier Jahren an der Seitenlinie stehen und daher längst nicht überkauft sind im Gold.
Auch die Tatsache, dass die realen Renditen höher und über ihrem langfristigen Durchschnitt liegen, deutet auf ein größeres Abwärts- als Aufwärtsrisiko für die Renditen hin – und umgekehrt für die Goldpreise. Ebenso wirkt auch die US-Dollar-Schwäche, die ja von der Trump-Regierung sogar gewollt ist, unterstützend für die in US-Dollar notierten Goldpreise.
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