PayPal-Aktie: Dieser Fauxpas könnte verheerende Folgen haben

11.10.22

Die Aktie des Online-Bezahldienstes PayPal (WKN: A14R7U) sackt am Montag um über -6% auf 84,52 US$ ab, nachdem der Bezahl-Dienstleister am Wochenende mit einem geplanten AGB-Update einen massiven Shitstorm ausgelöst hat. Als die User im Netz mit Fackeln und Mistgabeln aufgelaufen sind, macht der US-Konzern zwar einen Rückzieher; der Schaden ist jedoch bereits angerichtet.

PayPal

PayPal mit Sitz in San José im US-Bundesstaat Kalifornien ist ein Online-Bezahldienst, dessen Plattform über 400 Millionen Menschen weltweit nutzen. Von 2002 bis zu seiner Abspaltung 2015 war das Unternehmen ein Tochterunternehmen des Online-Marktplatzes eBay. Seitdem wird der Titel an der Nasdaq gehandelt mit einem derzeitigen Börsenwert von 98 Milliarden US$.

Neuer Sturm der Entrüstung

Am Wochenende hat PayPal einen möglicherweise folgenreichen Shitstorm ausgelöst.

Medienberichten zufolge hat der Zahlungsdienstleister vergangene Woche aktualisierte Nutzungsrichtlinien veröffentlicht, die es Kunden untersagt, seine Dienste für Aktivitäten zu nutzen, die die Verbreitung von Fehlinformationen fördern. Für jeden Verstoß müssten Kunden demnach einen Schadensersatz in Höhe von 2.500 US$ zahlen.

Ex-PayPal-Präsident David Marcus kritisierte seinen ehemaligen Arbeitgeber in einem Tweet am Samstag mit den Worten:

Die neue Politik widerspricht allem, woran ich glaube. Ein privates Unternehmen kann jetzt entscheiden, Ihnen Ihr Geld wegzunehmen, wenn Sie etwas sagen, mit dem sie nicht einverstanden sind. Wahnsinn.

Der Tesla-Chef und PayPal-Mitbegründer Elon Musk antwortete gewohnt lakonisch auf den Tweet von Marcus mit einem Wort: „Einverstanden“.

PayPal gesteht „Fehler“ ein

Am Montag dementierte PayPal, Kunden für Fake-News zur Kasse bitten zu wollen und erklärt die Aktualisierung seiner Richtlinien, die den Berichten zufolge am 3. November in Kraft treten sollte, mit einer Panne. Ein Sprecher des Payment-Anbieters sagte:

PayPal verhängt keine Bußgelder für Fehlinformationen und es war nie beabsichtigt, diese Formulierung in unsere Richtlinie aufzunehmen. Wir entschuldigen uns für die Verwirrung, die dadurch entstanden ist.

Trotz der Klarstellung des US-Konzerns vor dem gestrigen Börsenstart, ließen Anleger die PayPal-Aktie um mehr als -6% auf 84,52 US$ fallen.

Die wahren Farben schimmern durch

Ich gehe zwar davon aus, dass sich die allgemeine Entrüstung um die „unbeabsichtigte“ Fake-News-Klausel bald legen wird. Doch mit diesem Fauxpas hat sich PayPal ein möglicherweise folgenreiches Eigentor geschossen.

Viele enttäuschte PayPal-Anhänger werden den Vorfall nicht ohne Grund so interpretieren, dass der milliardenschwere Konzern versehentlich sein wahres Gesicht gezeigt hat. Es schimmert eine gefährliche Ideologie durch nach dem Motto: Wenn uns nicht gefällt, was ihr sagt und schreibt, kann euer Geld unseres werden.

Auf der PayPal-Website kann man das Leitbild des Unternehmens finden. Eine Gegenüberstellung macht deutlich, wie sehr die wahre Politik des Online-Bezahldienstes im Widerspruch zu den angeblichen Grundwerten steht:

Unsere Mission ist es, Finanzdienstleistungen zu demokratisieren, um sicherzustellen, dass jeder, unabhängig von seiner Herkunft oder seinem wirtschaftlichen Status, Zugang zu erschwinglichen, bequemen und sicheren Produkten und Dienstleistungen hat, um sein finanzielles Leben selbst in die Hand zu nehmen.

Solides Investment mit Geschmäckle

An sich gilt weiterhin grundsätzlich meine letzte Einschätzung der Aktie von Anfang August: Fundamental halte ich PayPal langfristig für ein veritables Investment, das Anlegern mit Wachstum, Rentabilitätstreibern und Aktienrückkaufprogrammen auch mit konservativen Schätzungen zweistellige jährliche Gesamtrenditen bescheren kann.

Kurzfristig rechne ich jedoch zunächst mit Gegenwind – hauptsächlich weil die E-Commerce-Branche noch eine Weile zu kämpfen haben wird mit Lieferkettenstörungen, Rekordinflation und Rezessionsängsten.

Die zurückgenommene Aktualisierung der Nutzungsbedingen stellt die Motive und den moralischen Anspruch des Unternehmens nun in Frage, was nicht nur kurzfristig für Unmut an der Börse sorgen könnte. Welchen Stellenwert diesen Belangen zuzuordnen ist, muss jeder Anleger letztlich aber für sich selbst klären.

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