Porsche-Aktie +3,5%: Bald im Börsen-Olymp?

Zollstreit
24.06.24 um 15:45

Die Porsche-Aktie (WKN: PAG911) gibt am Montag dank Annäherung im europäisch-chinesischen Zollstreit mit einem Kurssprung von über +3,5% mächtig Gas. Absatzprobleme im wichtigen Markt China und die Anteilseigner-Struktur sind die Faktoren, die den DAX-Titel seit über einem Jahr belasten. Nun hat das Papier viel Aufwärtspotenzial, um zur vergleichbaren Luxus-Karossen-Aktie Ferrari aufzuschließen.

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Annäherung im Zollstreit

Kollektives Aufatmen in der deutschen Autobranche.

Am Samstag ist bekannt geworden, dass Peking und Brüssel miteinander verhandeln wollen, um eine Eskalation des Handelsstreits zu verhindern. Das ist insbesondere für die Porsche AG eine gute Nachricht. Chinesische Vergeltungszölle, wie sie bereits angedroht wurden, würden dem Sportwagenhersteller besonders schaden, da das Unternehmen keine Joint Ventures in der Volksrepublik pflegt und alle Fahrzeuge, die es dort verkauft, Importe sind.

Ob sich die Streitpunkte zwischen der EU und China nun wirklich aus der Welt schaffen lassen, wird sich zeigen. Es ist zu bezweifeln, dass Peking seine Subventionspolitik grundsätzlich ändern wird. Speziell aus Porsche-Sicht ist ein Schritt in die richtige Richtung jedoch nun getan.

Vom Gesamtmarkt abgekoppelt

Die Entwicklung der Porsche-Aktie scheint sich zeitweise stark vom Gesamtmarkt abgekoppelt zu haben. Nach einem gelungenen IPO im Herbst 2022 – die Aktie kletterte in 6 Monaten um über +40% auf 120 € –, legte der Börsenneuling den Rückwärtsgang ein und erreichte erst Mitte Januar 2024 die Talsohle bei rund € 73 €.

Das ist eigenartig, da der Luxus-Titel zunächst alle erdenklichen Rückenwinde auf seiner Seite hatte. Wir befanden uns am Ende eines Bärenmarkts und viele dachten, dass das Unternehmen mit seinem starken Marken-Image und seinen hohen Marken an der Börse ähnlich erfolgreich sein würde wie Ferrari.

Dann musste der deutsche Hersteller einen empfindlichen Rückgang der EBIT-Marge von 20 auf 17,75% hinnehmen, und zu allem Überfluss kamen große Schwierigkeiten im China-Geschäft hinzu.

Immer weniger Verkäufe in China

Bei chinesischen Verbrauchern hat offenbar ein Paradigmenwechsel stattgefunden. Die gut betuchte Kundschaft im Reich der Mitte ist immer mehr bereit, E-Autos heimischen Fabrikats zu kaufen, statt der bisher beliebten Sportflitzer und SUV aus Übersee. Das hat Porsche mächtig unter Zugzwang gesetzt, die Elektrifizierung der eigenen Modelle voranzutreiben.

Hinzu kommen Gerüchte, dass Peking die Einfuhrzölle auf Verbrennungsmotoren mit mehr als 2,5 Litern Hubraum auf 25% erhöhen wird.

Die Verkaufszahlen der Zuffenhausener in China haben sich in den letzten Quartalen entsprechend verschlechtert. Derzeit macht die Volksrepublik für den DAX-Konzern rund 21% des Gesamtumsatzes aus. Vor zwei Jahren waren es noch 32%. Eine Entwicklung, die Investoren alarmiert hat.

Anlegerunfreundliche Aktionärsstruktur

Was ebenfalls nicht im Sinne der Anleger ist, ist Porsches Aktionärsstruktur. Volkswagen, wo weiterhin Familie Porsche-Piëch die Fäden zieht, kontrolliert immer noch 75% der ehemaligen Sportwagen-Tochter. Beide Unternehmen haben den gleichen CEO, Oliver Blume, was einen offensichtlichen Interessenkonflikt darstellt.

Des weiteren übt die Gewerkschaft über den Aufsichtsrat Einfluss auf die operativen Geschicke. Viele Anleger entscheiden sich deshalb gegen ein Investment.

30 bis 60% Aufwärtspotenzial

Aufgrund der Rückgänge in China hat das Porsche-Management zuletzt vorsichtige Prognosen abgegeben. Der Umsatz wird im laufenden Jahr dem Marktkonsens zufolge mehr oder weniger stagnieren, um in den kommenden drei Jahren wieder ein Wachstum von 5,6 bis 11% zu erreichen.

Derzeit wird die Porsche-Aktie mit einem KGV von 14 bewertet. Das ist im Vergleich zu den meisten anderen Herstellern zwar teuer, gegenüber dem Luxus-Rivalen Ferrari jedoch ausgesprochen günstig.

Vom Marken-Standing und den Margen her steht der DAX-Konzern zwar eine Stufe unter dem Supersportler aus Maranello. Bewertungstechnisch sollte es jedoch zumindest für einen Mittelwert zwischen Industrie und Superluxus reichen, was einem KGV von 18 bis 22 entspricht – ein Aufwärtspotenzial von etwa 30 bis 60%.

Das Unternehmen ist ansonsten solide und gesund, mit einer deutlich überdurchschnittlichen Rentabilität. Zukünftiges Wachstum hängt gewiss nicht allein an China. Die Erschließung neuer Märkte in aufstrebenden Regionen oder die Stärkung der Präsenz in bereits gut etablierten Märkten wie Nordamerika bietet reichlich Chancen.

Trophy-Asset zum Schnäppchenpreis

Porsche ist ein Trophy-Asset, das insbesondere aufgrund der China-Schwäche deutlich unter Wert handelt – selbst wenn man die eher aktionärsunfreundliche Struktur berücksichtigt.

Vor nicht allzu langer Zeit hat der Konzern seine Dividende ausgeschüttet. Damit bietet sich für Privatinvestoren ein günstiger Zeitpunkt für (Nach-)Käufe.

ℹ️ Porsche vorgestellt

  • Mit einem Umsatz von ca. 40 Milliarden € und rund 320.000 verkauften Fahrzeugen (2023) ist Porsche der größte Sportwagenhersteller der Welt.
  • Das 1931 gegründete Traditionsunternehmen hat seinen Sitz in Stuttgart und ist seit 2009 Teil des Volkswagen-Konzerns.
  • Porsche ist Mitglied im deutschen Leitindex DAX und aktuell ca. 32 Milliarden € wert.

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