Porsche-Aktie: Droht wie bei vielen Newcomern der Absturz?

29.09.22

Die Porsche AG (PAG911) startet mit Gewinn in den ersten Handelstag: Der erste Kurs des Sportwagenherstellers liegt bei 84 € und damit über dem Ausgabepreis von 82,50 €. Bei Anlegern herrscht spürbar Euphorie um den größten deutschen IPO seit der Telekom 1996. Die meisten Börsenneulinge der vergangenen beiden Jahre sind seit ihrer Erstemission jedoch deutlich mehr als 50% im Minus. Ist Porsche ein Sonderfall oder droht der Luxusautomarke das gleiche Schicksal?

Der zweitgrößte deutsche IPO aller Zeiten nach der Telekom 1996 ist nun also unter Dach und Fach. Die knapp 114 Millionen Porsche-Aktien hat der VW-Konzern am oberen Ende der gesetzten Preisspanne verkauft, also zu je 82,50 €. Damit kommen der Wolfsburger Autobauer auf einen Erlös von 9,4 Milliarden €.

Wie die Indikation auf dem Graumarkt bereits vermuten ließ, startete der Titel des Sportwagenherstellers mit einem Kursaufschlag in den Handel: Bei 84 € ging es los, wenig später kletterte das Papier am Vormittag sogar über 86 €.

Mahnendes Beispiel Auto1

Auch wenn sich Porsche-Chef Oliver Blume sehr erfreut zeigte über den Eröffnungskurs, heißt das für die weitere Kursentwicklung nicht unbedingt viel, wie die Vergangenheit gezeigt hat. Ich möchte da an den Online-Gebrauchtwagenhändler Auto1 erinnern, der im Februar 2021 zunächst geradezu euphorisch am Markt empfangen wurde.

Das Berliner Unternehmen hatte mit Aktien zu einem Stückpreis von 38 € fast 2 Milliarden € von Anlegern eingeworben. Erster Kurs: 55 €. Dank dieses erstaunlichen Sprungs wurde das Auto1-Papier mit einem anfänglichen Börsenwert von 11 Milliarden € zügig in den MDAX aufgenommen.

Die Begeisterung verflog jedoch innerhalb von wenigen Wochen, nachdem der Kurs des Newcomers den Ausgabepreis erstmals wieder unterschritten hatte. Im März folge die Abstufung in den SDAX bei einem Preis von 11 €, zuletzt notiert das Papier bei 7,30 € – also 87% unter dem ersten Kurs. In absoluten Zahlen ein Minus von 9,5 Milliarden €.

Börsengänge in Deutschland: Für Anleger lohnt es sich zunächst selten

Auto1 ist keineswegs eine Ausnahme, unter den Neulingen der letzten Jahre gibt es kaum eine Erfolgsgeschichte. Im laufenden Jahr gab es bislang nur einen kleinen Börsengang von Engel & Völkers Digital Invest. Die Aktie der Immobilien-Gesellschaft notiert derzeit -45% unter dem Erstkurs von März. Davor, im November 2021 kam die Aktie der Veganz Group in den Handel, die seit ihrem IPO um -81% abgestürzt ist.

Im streng regulierten Prime Standard ist die Bilanz nicht besser: Zuletzt debütierte im Juli 2021 Brillen-Verkäufer Mister Spex (-88%), davor Cherry AG (-83%), Bike24 (-82%) und About You (-77%). Aber nicht nur digitale Wachstumshoffnungen hatten es schwer: Der Hörspielfigur-Hersteller Tonies sackte nach der SPAC-Transaktion im April 2021 von 14 € auf nunmehr 5 € ab. Die Aktie des bayrischen Wohnmobilherstellers Knaus Tabbert rutschte seit der Erstemission vor zwei Jahren um rund die Hälfte ab.

Porsche-IPO ist genauer betrachtet einzigartig

Im Hinblick auf die Entwicklung der Porsche-Aktie stimmt die jüngste Historie von deutschen IPOs nicht gerade optimistisch. Der Aktienemission des Sportwagenherstellers ist jedoch in vielerlei Hinsicht ein besonderer Börsengang.

Im Rahmen einer Kapitalerhöhung reduzieren Insider in der Regel ihren Anteil am Unternehmen – gerade wenn die Stimmung an den Börsen am besten ist. Börsengänge werden dadurch eher zu Outsider-Transaktionen, die für Anleger zu Zeiten, wenn das Geld locker sitzt, eher wenig lukrativ sind.

Bei Porsche investieren diejenigen, die das Unternehmen am besten kennen, jedoch auch beim IPO. So erwerben die Besitzer-Familien Porsche/Piëch für gut 10 Milliarden € 25% plus eine Aktie der Stammaktien, die nicht an der Börse gehandelt werden. Selbst wenn man die Sonderdividende einbezieht, die VW an die Aktionäre zahlen will, bringen die Insider rund 8 Milliarden € an weiterem Kapital auf.

Darüber hinaus handelt es sich bei Porsche im Gegensatz zu den anderen deutschen Börsen-Newcomern um eine Marke von globaler Bedeutung, mit zuletzt herausragender finanzieller Performance. An der Wall Street spricht man von trophy assets, die auch in einem schwierigen Markt hohe Nachfrage von Investoren anziehen.

Nicht den Überblick verlieren

Aufgrund dieser Besonderheiten des Porsche-IPOs gehe ich nicht davon aus, dass die Aktie dazu verdammt ist, in den kommenden Wochen und Monaten deutlich unter den Ausgabepreis zu fallen – trotz eines derzeit desaströsen Börsenumfelds.

Anleger sollten sich jedoch genau überlegen, in welches Papier der gesamten VW-Unternehmensgruppe sie investieren sollten. Bei sechs verschiedenen Gattungen von Stamm- und Vorzugsaktien der Porsche SE, Volkswagen AG und Porsche AG hat man schließlich die Qual der Wahl.

Aus diesem Grund hat SD-Finanzexperte Jens Lion den Porsche-Börsengang und das wirre Konstrukt der Unternehmensgruppe intensiv beleuchtet und kommt zu einer klaren Handelsempfehlung. Interessierte können hier seinen kostenlosen Sonder-Report herunterladen:

Darüber hinaus haben wir in unserem kostenlosen Live Chat mit 13.000 aktiven Mitgliedern einen Chatraum eigens für den Porsche-IPO eingerichtet, in dem sich Interessierte mit unseren Marktexperten und anderen Anlegern austauschen können.

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Interessenkonflikt: Autor, Herausgeber und Mitarbeiter halten Aktien des besprochenen Unternehmens Volkswagen AG und hat / haben eine Zeichnung in der Porsche AG aufgegeben. Somit besteht konkret und eindeutig ein Interessenkonflikt. Autor, Herausgeber und Mitarbeiter beabsichtigen, die Aktien – je nach Marktsituation auch kurzfristig – zu kaufen oder zu veräußern und könnten dabei von erhöhter Handelsliquidität profitieren.

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