Porsche-Aktie: Ist der Abverkauf übertrieben?

Porsche AG

Die Aktien der Autohersteller sind am Donnerstag die größten Verlierer im DAX gewesen, so auch die Aktie von Porsche (WKN: PAG911). Der Kurs gab um fast -3% auf knapp über 70 € nach. Die Ursache für den Rückgang ist die Absicht der EU, chinesische E-Autos mit Strafzöllen zu belegen. Der Gesamtverlust der Aktie seit dem Hoch im April bei rund 96 € beträgt -27%. Ist dieser Rückgang berechtigt?

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Autohersteller kritisieren EU-Strafzölle

Die Europäische Union (EU) kritisiert schon längere Zeit die Wettbewerbsverzerrung im Markt der E-Autos. Die Folge ist, dass der europäische Markt von Autos aus China überflutet wird. Die USA verhängten schon vorher Strafzölle. Mit dieser Maßnahme will die EU jetzt für einen fairen Wettbewerb sorgen.

Die Höhe der Strafzölle ist unterschiedlich: Für BYD-Modelle betragen sie 17,4%, bei Geely sind es 20% und SAIC soll mit 38,1% belegt werden. Bei anderen Herstellern werden die Strafzölle individuell festgesetzt. China hat bis zum 4. Juli Zeit zu einer Stellungnahme und zur Unterbreitung von eigenen Vorschlägen.

Ursula von der Leyen, Präsidentin der EU-Kommission, begründete das Vorhaben so:

Der Preis dieser Autos wird durch massive staatliche Subventionen künstlich gesenkt – das verzerrt unseren Markt. Das ist nicht hinnehmbar.

So sinnvoll dies für den Bereich der Elektroautos ist, der Vorschlag hat auch viele negative Folgen. China überprüft, welche Gegenmaßnahmen ergriffen werden können. Die Autohersteller kritisieren vielfach die angedrohten Strafzölle. Deren Argumente basieren darauf, dass China einer der größten Absatzmarkt für Verbrenner-Autos ist. Sollte China hier ebenfalls Strafzölle verhängen, wird der Autoexport deutlich belastet. Gerade bei den deutschen Premiumherstellern ist der China-Anteil sehr hoch.

Auswirkungen auf Porsche begrenzt

Jetzt kommt es auf die Gegenmaßnahmen von China an. Sollten auch Autos mit Verbrenner-Motoren mit Strafzöllen belegt werden, würde dies auch Porsche treffen. In der Summe sind die Folgen für Porsche jedoch beherrschbar.

Der Grund ist das Renommee des Sportwagenherstellers. Porsche ist ein Statussymbol, das gilt auch in China. Wer dort solche hochwertigen und teuren Autos fährt, ist auch bereit, etwas mehr zu zahlen. Zudem verkauft das Stuttgarter Unternehmen seine Autos auch in anderen attraktiven Märkten, insbesondere in den USA.

Zuletzt ist der Autoabsatz von Porsche in Deutschland um 37% gegenüber dem Vorjahreszeitraum gestiegen. Das Unternehmen treibt seine Modernisierung und Erweiterung der Modellpalette zügig voran.

Auf dem tiefsten Stand

Die Aktie erreicht momentan ihren tiefsten Stand seit der Markteinführung. Auslöser für den Kursrückgang dürfte der Bericht des ersten Quartals vom 26. April gewesen sein. Umsatz und Ertrag entwickelten sich in den ersten drei Monaten schwächer. Besonders stark reduzierte sich der operative Gewinn, gegenüber dem Vorjahreszeitraum sank er um 29% auf knapp 1,3 Milliarden €. Laut Unternehmensangaben beruht dies zu einem hohen Anteil auf höheren Entwicklungskosten für neue Modelle.

Für das Gesamtjahr wurde die Prognose bestätigt. Danach wird mit einem Umsatz von 40 bis 42 Milliarden € gerechnet; im Vorjahr lag er bei 40,5 Milliarden €. Die operative Gewinnmarge soll nach 18% im Vorjahr bei 15 bis 17% liegen. Im laufenden Jahr fallen höhere Kosten bei der Transformation des Konzerns an. Insgesamt zeigen die Prognosewerte eine stabile Geschäftsentwicklung.

Aktie unterbewertet

Aus meiner Sicht ist die Vorzugsaktie unterbewertet, ein fairer Kurs liegt bei 85 €. Allerdings leidet die Autobranche insgesamt unter einer Nachfrageschwäche. Daher wird der Weg bis zu diesem Zielkurs länger dauern. Vieles wird von dem Bericht des zweiten Quartals abhängen.

Die Analysten sind da wesentlich zuversichtlicher, deren mittleres Kursziel liegt bei 104,50 €. Sehr optimistisch ist JP Morgan mit einem Wert von 120 €. Goldman Sachs bestätigt mit 85 € meine Einschätzung und liegt damit als einziges Analysehaus unter 100 €.

Was für die Vorzugsaktie spricht, ist die deutlich angehobene Dividende von 2,31 €. Diese entspricht einer aktuellen Rendite von 3,3%.

Mein Fazit: Der Abwärtstrend sollte so langsam in einen Seitwärtsentwicklung übergehen. Auf dem jetzigen Niveau ist die Aktie unterbewertet.

ℹ️ Porsche AG vorgestellt

  • Der Sportwagenhersteller Porsche AG mit Sitz in Stuttgart ist seit Ende September an der Frankfurter Börse gelistet und nicht zu verwechseln mit der ebenfalls börsennotierten Porsche Automobil Holding SE.
  • Die Produktion erfolgt überwiegend in Stuttgart-Zuffenhausen sowie in Leipzig und Bratislava.
  • Die im DAX notierte Vorzugsaktie kommt auf eine Börsenbewertung von 32,1 Milliarden €.

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