ProSiebenSat1-Aktie: Hilft ein Strategieschwenk?
2023 ist kein gutes Jahr für die ProSiebenSat1-Aktie (WKN: PSM777). Nach starken Kursverlusten stieg das Papier des Medienkonzerns von Nebenwerteindex MDAX in den Small-Cap-Index SDAX ab. Am Mittwoch gehört das ProSiebenSat1-Papier mit einem Minus von über 4% zu den größten Verlierern im Kleinunternehmensindex. Was steckt hinter der schwachen Performance?
ℹ️ ProSiebenSat1 vorgestellt
Die ProSiebenSat.1 Media SE mit Sitz in Unterföhring bei München ist einer der größten Medien- und Unterhaltungskonzerne Europas. Kernbereich des Konzerns ist das Fernsehgeschäft, zu dem unter anderem die Sender ProSieben, Sat1, Kabel Eins und Sixx gehören. Darüber hinaus besitzt die Gruppe drei weitere Geschäftsbereiche: Das Programmproduktions- und Vertriebsgeschäft (Seven.One Studios), den Online-Handel (NuCom Group) und das Online-Dating (ParshipMeet Group). Die ProSiebenSat1-Aktie notiert im deutschen Small Cap Index SDAX und ist an der Börse 1,3 Milliarden € wert.
Strategieschwenk gegen schwache Zahlen
Für das schlechte Abschneiden der ProSiebenSat1-Aktie an der Börse gibt es gleich drei Erklärungen: schwache Zahlen, ein wenig ambitionierter Ausblick und ein unbeliebter Strategieschwenk.
Angesichts des schwachen deutschen Werbemarktes wird der Medienkonzern seine Umsatzprognose von 3,95 bis 4,25 Milliarden € im laufenden Geschäftsjahr nicht erreichen. Auch beim bereinigten operativen Gewinn rechnet das Management nur mit einem Wert am unteren Ende der prognostizierten Spanne von 550 bis 650 Millionen €.
Viele Analysten bemängeln zudem die wenig ambitionierte Prognose für das kommende Geschäftsjahr. Das ProSiebenSat1-Management will lediglich ein stabiles operatives Ergebnis auf bereinigter Basis erzielen. Der Markt ging bislang von einer Steigerung des Betriebsergebnisses von 8% aus.
Und auch der Mitte der Woche angekündigte Strategieschwenk des Managements stößt an der Börse auf wenig Gegenliebe. ProSiebenSat1 will sich in Zukunft stärker auf lokale Programminhalte für seine Streaming-Plattform Joyn und sein lineares TV-Programm konzentrieren.
Im Gegenzug sollen der Anteil von US-Lizenzinhalten verringert werden. Hintergrund für diese Strategieanpassung ist, dass die TV-Sendergruppe mit lokalen Inhalten offenbar zunehmend bessere Reichweiten erzielt als mit aus den USA zugekauften Inhalten.
Zurück zum 10-Jahrestief
Der leichte Aufwärtstrend der ProSiebenSat1-Aktie wurde durch die Kursverluste der letzten Tage schon wieder zunichtegemacht. Charttechnisch ist es gut möglich, dass der SDAX-Titel nun abermals das 10-Jahrestief bei ca. 5 € testet.
Chancenlos gegen die Streaming-Giganten
Wie bereits in meiner letzten Analyse klargestellt, ist die ProSiebenSat1-Aktie für mich derzeit keine Kaufempfehlung. Anleger sollten der Versuchung widerstehen, das Papier trotz seiner optisch günstigen Bewertung zu kaufen.
Wie alle TV-Sender hat auch ProSiebenSat1 massiv mit der seit Jahren stattfindenden Verschiebung der Fernsehzuschauer vom linearen Programm zu Streaming-Diensten zu kämpfen. Das bringt für die Sendergruppe das Problem mit sich, mit Streaming-Giganten im Wettbewerb zu stehen, gegen die der deutsche Konzern ressourcentechnisch keine Chance hat. Netflix, Amazon, Disney & Co. haben ganz andere Budgets zur Verfügung als die ProSiebenSat1-Gruppe. Langfristig dürfte das zu einem Problem für die TV-Sparte des Medienkonzerns werden.
Vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie war die ProSiebenSat1-Aktie noch ein attraktives Dividendenpapier. Auch das hat sich in den letzten Jahren geändert. Somit gibt es für mich keinen Grund, in die Aktie zu investieren.
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