Quiksilver: Zock um Kultmarke hat begonnen!

Marc Rendenbach
16.09.15

Der auf Outdoorsport spezialisierte US-Bekleidungshersteller Quiksilver (WKN: 892436) ist pleite, doch an der Börse treiben Rettungsphantasien und mutmaßliche Shorteindeckungen den Kurs in die Höhe. Risikobewusste Kurzzeit-Spekulanten könnten sich eine goldene Nase verdienen.

Vergangene Woche beantragte die milliardenschwere US-Muttergesellschaft Quiksilvers Insolvenz, nachdem anhaltende Verluste und hohe Schulden dem Unternehmen die Luft zum Atmen nahmen. Ein Restrukturierungsplan liegt bereits vor und beinhaltet eine Finanzspritze in Höhe von 175 Millionen Dollar durch die Investmengesellschaft Oaktree Capital Management sowie der Bank of America. Obwohl Aktionäre am Ende mit leeren Händen darstehen dürften, winken kurzfristig enorme Kurschancen.

Angekurbelt wird die Phantasie aktuell von gestern nachbörslich veröffentlichten Zahlen zum Ende Juli geendeten dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres. In diesem Zeitraum konnte Quiksilver seinen Verlust von 220,6 Millionen Dollar im Vorjahr deutlich auf 124,7 Millionen Dollar reduzieren. Die Liquidität lag zum Stichtag noch bei 92 Millionen Dollar. Trotz des offensichtlichen Fortschritts und der Tatsache, dass die Auslandsgesellschaften des Konzerns einen Großteil des Gesamtumsatzes ausmachen und nicht direkt vom Insolvenzantrag betroffen sind, wird Quiksilver in seiner bestehenden Struktur aller Voraussicht nach nicht mehr zu retten sein.

Die Quiksilver-Aktie, die bis vor kurzem an der Nasdaq notierte und im März noch über 2 Dollar kostete, handelt mittlerweile für unter 2 Cent im intransparenten OTC-Pink-Segment und sollte irgendwann komplett von der Bildfläche verschwinden. Für ein restrukturiertes Quiksilver wird erfahrungsgemäß eine neue Aktienkennung geschaffen. Altaktionäre würden somit im Endeffekt leer ausgehen. Die derzeit gehandelten Papiere sind damit nur noch etwas für hartgesottene Zocker.

Aber: Ein kurzfristiger, steiler Rebound ist fast schon obligatorisch, wenn man einen Blick auf Vergleichsfälle aus der Vergangenheit wirft. So konnten beispielsweise Kodak-Zocker ihren Einsatz nach dem Insolvenzantrag vor zwei Jahren in kurzer Zeit vervielfachen, obwohl die eigentliche Wertlosigkeit der Aktie längst klar war. Auch der Kurs des insolventen Internetunternehmens Local konnte nach unserem Tipp vor wenigen Monaten zeitweise über 300% zulegen. Der Grund dieser Bewegungen ist vermutlich auch auf erzwungene Eindeckungen von Leerverkäufern zurückzuführen. Zusammen mit den üblichen Tradern können Aktien dieser Art dann schnell eine außergewöhnliche Eigendynamik entwickeln, zumal die Marktkapitalisierungen nur noch minimal sind.  So beträgt der Börsenwert Quiksilvers aktuell kaum mehr als 3 Millionen Dollar.

Interessenkonflikt
Der Autor dieser Publikation hält zum Zeitpunkt der Veröffentlichung Aktien des besprochenen Unternehmens und hat – wie andere Aktionäre auch – eventuell die Absicht, diese – auch kurzfristig – zu kaufen oder zu veräußern und könnte dabei insbesondere von erhöhter Handelsliquidität profitieren. Hierdurch besteht konkret und eindeutig ein Interessenkonflikt. Für diesen Beitrag redaktionell verantwortlich ist der Autor als freiberuflicher Journalist. Bitte beachten Sie unseren vollständigen Haftungsausschluss und weitere Hinweise gemäß §34b Abs. 1 WpHG in Verbindung mit FinAnV (Deutschland) unter: sharedeals.de/haftungsausschluss.

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