Rational-Aktie: Haben die euphorischen Analysten recht?
Die Aktie des Großküchenherstellers Rational (WKN: 701080) hat ebenso wie viele andere Papiere seit Ende Oktober kräftig zugelegt und notiert aktuell bei 651 €. Gibt es jetzt noch Luft nach oben? Oder sollten Anleger Gewinne mitnehmen?
ℹ️ Rational vorgestellt
Die Rational AG mit Sitz Landsberg am Lech ist der weltweite Markt- und Technologieführer für die thermische Speisezubereitung in Profiküchen. Das 1973 gegründete Unternehmen beschäftigt rund 2.200 Mitarbeiter, davon mehr als 1.200 in Deutschland. Das Unternehmen ist im MDAX notiert und hat aktuell einen Börsenwert von rund 7,4 Milliarden €.
Kaufempfehlung puscht Kursanstieg
Seit der Empfehlung durch das Analysehaus Hauck & Aufhäuser Anfang Dezember wurde der Aufwärtstrend weiter befeuert. Der Grund für die Hochstufung ist das Potenzial des neuen Kombidämpfers mit Mikrowellentechnik.
Dieses innovative Produkt bezeichneten die Analysten als „Gamechanger“. Das Potenzial seitens der gewerblichen Nachfrager wie McDonald's, Subway, Starbucks und KFC sowie weiterer Großküchenbetreiber sei enorm. Allein die US-Ketten verfügen über rund 140.000 Läden. In der Summe dürfte dieser Markt zu einem Jahresumsatz von 140 Millionen € beitragen. Hinzu kommen noch die normalen Umsätze aus den übrigen Produkten. Auch hier erzielt Rational hohe Umsätze.
Barclays ist in einer Studie von Anfang Januar noch zuversichtlicher. Deren Zielkurs liegt bei 776 €. Sie sehen Rational als den internationalen Marktführer in einem Nischenmarkt. Die jetzige Marktkapitalisierung spiegele diese Position noch nicht wider.
Es gibt aber auch kritischere Einschätzungen. RBC hält die Aktie für völlig überbewertet. Sie senkte ihr Kursziel nach der Telefonkonferenz der Zahlen zum dritten Quartal von 460 auf 450 €. Das neue Produkt sei zwar hochinnovativ und besitze Potenzial, mit den Produkten des Konkurrenten Unox gebe es jedoch hochwertige Alternativen. Berenberg und die Deutsche Bank liegen mit ihren Einschätzungen von 640 € und 670 € dazwischen.
Wachstum abgeschwächt
Die beiden ersten Quartale waren durch hohe Wachstumsraten beim Umsatz und Ertrag geprägt. Der Quartalsbericht vom 6. November zeigt, dass dieser Anstieg jetzt in eine Normalisierung übergegangen ist. Der wichtige Indikator für die zukünftige Geschäftsentwicklung ist der Auftragseingang – dieser ist im dritten Quartal gesunken. Der gesamte Auftragsbestand zum 30. September ist um 30 Millionen € auf 130 Millionen € gefallen.
Das dritte Quartal ist durch Rückgänge beim Umsatz und Ertrag gekennzeichnet. Anders sieht es auf Sicht der ersten neun Monate aus. Hier sind hohe Wachstumsraten gegenüber dem Vorjahreszeitraum zu verzeichnen. Der Konzernumsatz verbesserte sich während dieser Zeit um 14% auf 833,1 Millionen €. Dieser Anstieg wurde von der starken Nachfrage im amerikanischen sowie im asiatischen Raum getragen. In Deutschland ist der Umsatz gesunken.
Die Ertragslage entwickelte sich überproportional. Das operative EBIT ist gegenüber dem Vorjahr um 24% auf knapp 202 Millionen € gestiegen. Die daraus resultierende operative Marge erhöhte sich von 22,3 auf 24,2%. Unterm Strich verblieb ein Konzernergebnis von 158,4 Millionen € – das entspricht einem Anstieg von 27%.
Insgesamt sind die Werte auf Sicht der ersten neun Monate gut ausgefallen. Die Jahresprognose wurde bestätigt. Beim Umsatz wird mit einem Wachstum im hohen einstelligen Prozentbereich gerechnet, die operative EBIT-Marge soll auf Vorjahresniveau bleiben.
Weitere Kurskorrektur abwarten
Der Rückgang seit dem Hoch Ende Dezember mit knapp 700 € zeigt, dass Gewinnmitnahmen erfolgten. Die Erwartungen des Unternehmens rechtfertigen einen solchen Kursanstieg nicht. Insbesondere beim Ertrag wird mit keiner Verbesserung gerechnet.
Ich teile die Einschätzungen von Barclays nicht, aber ebenso wenig den Pessimismus von RBC. Meiner Meinung nach liegt der faire Wert vorerst bei 630 €. Die nächsten Quartale werden zeigen, ob das neue Gerät zu einem deutlichen Umsatzanstieg führt. Sehr wichtig wird auch die Unternehmensprognose für 2024 sein.
Die bisher gute Dividendenrendite ist bei dem jetzigen Kursniveau auf 1,6% abgeschmolzen. Im Zuge des 50-jährigen Bestehens der Gesellschaft könnte eine zusätzliche Dividende gezahlt werden.
Mein Fazit: Anleger sollten vor einer Investition eine stärkere Korrektur abwarten.
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