Realty Income-Aktie: Darum ist Vorsicht geboten

Trotz Zinswende
26.08.24 um 12:21

Die Aussicht auf Zinssenkungen in den USA und Europa könnte das Geschäft von US-REIT Realty Income erheblich ankurbeln. Doch trotz Zinswende, solider Quartalszahlen und Expansionsplänen in Europa bleibt Vorsicht geboten.

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Die Rede von Fed-Chef Jerome Powell am vergangenen Freitag hat die Märkte in Aufruhr versetzt – und auch Anleger von Realty Income erwartungsfroh gestimmt.

Powell stellte klar, dass die US-Notenbank beim nächsten Treffen eine Zinssenkung in Betracht zieht, was das Tor für eine potenziell expansive Geldpolitik weit aufstößt. Gleichzeitig hat Europa bereits mit Zinssenkungen begonnen, was angesichts der Expansionspläne von Realty Income auf dem alten Kontinent für den REIT ebenfalls von großer Bedeutung ist.

Solide Ergebnisse, aber keine Überraschungen

Seit Anfang Juli hat die Realty-Income-Aktie mächtig Gas gegeben (+17%), wozu auch die vor drei Wochen veröffentlichten Q2-Zahlen beigetragen haben.

Die Erwartungen der Analysten wurden leicht übertreffen. Das Unternehmen meldete ein adjusted Funds from Operations (FFO) von 1,03 US$ pro Aktie, was einem leichten Anstieg gegenüber dem Vorjahr entspricht, als das adjusted FFO bei 0,98 US$ lag. Der Umsatz stieg um 4,5% auf 970 Millionen US$.

Trotz dieser soliden Zahlen blieb die Jahresprognose unverändert, was bei einigen Marktbeobachtern für gemischte Reaktionen sorgte. Während die Ergebnisse Stabilität signalisieren, hätten einige Analysten angesichts der niedrigeren Zinssätze und der verbesserten Kreditkonditionen eine optimistischere Prognose erwartet.

Es scheint, dass Realty Income vorsichtig agiert, möglicherweise aufgrund des Verkaufs von weniger performanten Immobilien, was die Wachstumsraten langfristig dämpfen könnte.

Expansion nach Europa – eine Chance mit Risiken

Die bereits gestarteten Zinssenkungen in Europa kommen für Realty Income zur rechten Zeit. Das Unternehmen hat seine Expansionspläne auf dem alten Kontinent weiter vorangetrieben. Im zweiten Quartal flossen rund 660 Millionen US$ des insgesamt investierten Kapitals in europäische Immobilien, was zwei Drittel der gesamten Investitionen ausmacht.

Diese transatlantische Strategie birgt neben Chancen aber auch Risiken. Auf der einen Seite kann Realty Income von höheren Kapitalisierungsraten in Europa profitieren, da viele europäische Unternehmen aufgrund der niedrigen Aktienbewertungen bereit sind, ihre Immobilien zu attraktiven Konditionen zu verkaufen. Die durchschnittliche Kapitalisierungsrate für europäische Akquisitionen lag im zweiten Quartal bei 6,7%, deutlich über den US-amerikanischen Werten. Auf der anderen Seite besteht das Risiko, dass sich die wirtschaftliche Lage in Europa verschlechtert, was die Renditen schmälern könnte.

Dennoch sehen Investoren in der europäischen Expansion eine Möglichkeit, das Portfolio zu diversifizieren und neue Wachstumsmärkte zu erschließen. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Strategie langfristig auf die Erträge auswirken wird, insbesondere in einem unsicheren makroökonomischen Umfeld.

Zinssenkungen: Fluch oder Segen?

Die möglichen Zinssenkungen in den USA könnten Realty Income ebenfalls zugutekommen – das ist jedoch kein Selbstläufer. Klar: Wenn die US-Leitzinsen sinken, könnte dies die Bewertung des Unternehmens positiv beeinflussen. Realty Income könnte sich zu günstigeren Konditionen refinanzieren, was die Gewinnmargen verbessern würde.

Analysten gehen davon aus, dass Realty Income bei einem Zinsrückgang von 200 Basispunkten ein zusätzliches FFO-Wachstum von 2-3% erzielen könnte. Gleichzeitig würde dies den Wert des Portfolios steigern, da niedrigere Zinssätze in der Regel zu höheren Immobilienbewertungen führen.

Allerdings gibt es auch Stimmen, die vor überzogenen Erwartungen warnen. Die Argumentation: Sollte die Zinswende zu spät kommen oder nicht so stark ausfallen wie erhofft, könnten die Auswirkungen auf Realty Income begrenzt sein. Zudem bleibt die Frage, ob die aktuell noch zu hohe Inflation langfristig kontrolliert werden kann, was wiederum den Spielraum für Zinssenkungen einschränken würde.

Eine vorsichtige Haltung ist angebracht

Die Aktie von Realty Income hat sich seit Anfang Juli 2024 um rund +17% erholt und notiert aktuell bei rund 61 US$. Weiteres kurzfristiges Aufwärtspotenzial könnte entsprechend begrenzt zu sein, wenn die Zinssenkungen nicht wie erwartet kommen oder die europäischen Expansionen nicht die erhofften Erträge liefern.

Daher ist aus meiner Sicht eine "Hold"-Empfehlung für Realty Income derzeit angemessen. Für Anleger, die bereits investiert sind, gibt es keinen unmittelbaren Handlungsbedarf. Neueinsteiger sollten jedoch abwarten, wie sich die Zinslandschaft und die europäische Strategie weiterentwickeln, bevor sie eine Kaufentscheidung treffen.

ℹ️ Realty Income in Kürze

  • Realty Income ist ein Real Estate Investment Trust (REIT), der sich durch die monatliche Ausschüttung einer Dividende an seine Aktionäre auszeichnet.
  • Das Unternehmen generiert seine Erträge aus mehr als 6.700 Gewerbeimmobilien in 49 US-Staaten. Diese Einnahmen stammen hauptsächlich aus langfristigen Mietverträgen mit großen Handelsketten.
  • An der Börse ist das Unternehmen 44 Milliarden US$ wert.

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