Rheinmetall: Aktie nach Schreibfehler unter Abgabedruck

Sascha
20.11.19

Die Aktie des deutschen Autozulieferer- und Rüstungskonzern Rheinmetall (WKN: 703000) gehörte heute zu den größten Verlierern im MDAX.

Grund hierfür war eine Meldung, die heute früh über die Ticker der Nachrichtenagenturen ging. Demnach habe das Management des Konzerns die eigene Wachstumsprognose gesenkt und erwarte nun, anstatt eines Umsatzwachstums von etwa +1% ein Umsatzrückgang um bis zu -1%. Im Laufe des Tages stellte das Unternehmen dann jedoch klar, dass diese Meldungen nicht den Tatsachen entsprechen würden. Vielmehr habe es in einer Investorenpräsentation nur einen Schreibfehler gegeben.

Grundsätzlich sind Fehler natürlich menschlich. Allerdings sollten hochrangige Manager, die ihr Unternehmen vor Investoren präsentieren, ihre Präsentation im Vorfeld auf solche Fehler prüfen und diese somit vermeiden. Schließlich wurden hier heute, wie sich im Nachhinein herausgestellt hat wohl nur wegen eines Schreibfehlers, mal eben zwischen 250 und 300 Mio. Euro an Börsenwert vernichtet. Letztlich würde es mich daher auch nicht verwundern, wenn die BaFin diesen Fall zumindest prüfen sollte.

Aktie trotz Richtigstellung nicht wirklich erholt...

Entscheidender ist am Ende des Tages jedoch ohnehin etwas anderes. Denn obwohl die Gesellschaft zwischenzeitlich ja klargestellt hatte, dass die Meldungen der Nachrichtenagenturen auf einem Schreibfehler beruhten und nicht den Tatsachen entsprechen würden, konnte sich die Aktie kaum von ihren Kursverlusten erholen. Dies zeigt aus meiner Sicht zwei Dinge, die ich beide als beunruhigend ansehe.

Denn zum Einen scheinen Anleger langsam aber sicher nachhaltig das Vertrauen das Unternehmen bzw. dessen Management zu verlieren. Verübeln kann man ihnen dies indes nicht, zumal der Konzern ja erst kürzlich einräumen musste, dass seine Produktion in den Werken in Brasilien, Mexico und den USA durch eine Schadsoftware lahm gelegt wurde, was schon einen Schaden im mittleren einstelligen Millionen Euro-Bereich zur Folge hatte. Zum Anderen aber scheinen viele die Aktie inzwischen auch schlicht für (zu) teuer zu halten, was ebenso verständlich erscheint.

Fundamentale Bewertung der Aktie

Denn Rheinmetall weist aktuell – nach dem heutigen Kurseinbruch – einen Börsenwert von knapp 4,2 Mrd. Euro auf. Demgegenüber stand zuletzt ein Jahresumsatz in Höhe von 6,1 Mrd. Euro, der wohl nahezu stagnieren wird (die Prognose liegt ja unverändert bei einem Umsatzwachstum von bis zu +1%) sowie ein leicht rückläufiger Gewinn. Angesichts dieses Ausblicks halte ich die aktuelle fundamentale Bewertung mit einem KUV 2019e von rund 0,69 sowie ein KGV 2019e von rund 15 für relativ hoch.

Zwar ist es durchaus richtig, dass US-Rüstungskonzerne wie General Dynamics (KGV 2019e von 16), Lockheed Martin (KGV 2019e von 18) oder Raytheon (KGV 2019e von 18) etwas höher bewertet werden. Diese sind aber auch, anders als Rheinmetall, reinrassige Rüstungsunternehmen. Schaut man sich daher die Bewertungen von Autozulieferern wie Continental (KGV 2019e von 12) oder Schaeffler (KGV 2019e von unter 10) an, relativiert sich die niedrigere Bewertung schon stark. Rheinmetall sollte sich meines Erachtens, auch darum, endlich aufspalten.

Als letzten Punkt möchte ich an dieser Stelle gerne noch anführen, dass allerdings selbst die Aktien der oben genannten großen US-Rüstungskonzerne – wohl auch dank umfangreicher Aktienrückkaufprogramme – ebenfalls schon als recht hoch bewertet gelten. Dabei erhalten diese Konzerne jedoch, anders als Rheinmetall (Deutschland möchte seine Rüstungsexporte ja, wohl aus Gewissensgründen, gerne reduzieren), darüber hinaus auch noch umfangreiche Unterstützung aus der Politik (unter US-Präsident Donald Trump wurde massiv in das US-Militär investiert!) erhalten.

Fazit: Diese Aktie muss man jetzt nicht mehr haben!

Bei der Aktie von Rheinmetall läuft es schon länger nicht mehr rund. So fiel die Aktie bereits in den vergangenen Tagen von weit über 100 in Richtung der runden 100 Euro Marke. Mit den „Bad News“ heute, auch wenn diese zwischenzeitlich richtig gestellt wurden, geht es nun unter diese runde Marke, womit die Aktie ein charttechnisches Verkaufssignal ausgelöst hat. Das Kursziel auf Basis dieses Verkaufssignals liegt zunächst einmal um 80 Euro. Wenn es nur die heutigen News gewesen wären und sich die Aktie nach der Richtigstellung wieder deutlich erholt hätte, hätte man ihr vielleicht noch eine letzte Chance (bei Absicherung durch Stopp-Loss!) geben können.

Mit der heutigen Kursentwicklung jedoch ist die Aktie nun ganz klar negativ zu beurteilen. Dies gilt sowohl aus fundamentaler wie auch aus charttechnischer Sicht – den Blick auf das Sentiment erspare ich uns daher. Denn egal wie dieses auch ausfallen würde, muss man diese Aktie derzeit sicherlich nicht mehr haben. Mit anderen Worten: Die Aktie ist schon grundsätzlich ein klarer Verkaufskandidat. Dies gilt allerdings umso mehr, sollte es hier nochmal zu einer Kurserholung in Richtung 100 Euro oder gar darüber kommen!


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