Rheinmetall-Aktie: Zwischen irdischer Politik und Weltraum

Seit über zwei Monaten legt die Rheinmetall-Aktie (WKN: 703000) nun schon eine Verschnaufpause an der Börse ein und pendelt in einem Kursbereich zwischen 500 und 560 € auf und ab. Hat der deutsche Rüstungskonzern keine Kraft mehr für eine Fortsetzung des Aufwärtstrends der letzten Jahre?

Wird die Politik zum Problem?

Das Ergebnis der Europawahl dürfte dem Rheinmetall-Management nicht besonders geschmeckt haben. Mit den deutlichen Stimmenzuwächsen für die AfD und das BSW stärkten die Wähler in Deutschland zwei Parteien, die weder die Ukraine im Krieg gegen Russland unterstützen wollen, noch den Etat der Bundeswehr erhöhen möchten.

Das Erstarken rechter Parteien in vielen europäischen Ländern dürfte die Zusammenarbeit in Brüssel weiter erschweren. Politisch sind das keine guten Nachrichten für Rheinmetall.

Ab in den Weltraum

Auf operativer Ebene ist die Nachrichtenlage allerdings weiterhin sehr gut. Bei der am Sonntag zu Ende gegangenen Luftfahrtausstellung ILA in Berlin gab Rheinmetall bekannt, sich am finnischen Unternehmen Iceye zu beteiligen.

Iceye betreibt mit über 30 Satelliten die weltgrößte Flotte niedrigfliegender Radaraufklärungsflugkörper. Diese liefern bei allen Wetterbedingungen Daten vom Erdboden in Echtzeit und spielen eine dementsprechend große Rolle bei militärischen Konflikten.

Rheinmetall-Chef Armin Papperger kommentiert:

Die Domäne Weltraum ist ein integraler Bestandteil der Verteidigungsstrategie und hat für unsere Kunden große Relevanz.

Für Rheinmetall ist der Schritt in den Weltraum eine logische Fortsetzung seiner Strategie, sich zu einem ganzheitlichen Rüstungskonzern zu entwickeln und alle angebotenen Waffensysteme bestmöglich miteinander zu vernetzen.

Wie kommt sie aus dem Seitwärtstrend raus?

Nachdem dem Allzeithoch bei 561 € Anfang April konnte die Rheinmetall-Aktie nicht mehr nachlegen. Bei 500 € scheint der DAX-Titel einen Boden gefunden zu haben. Aber die Marke von 550 € stellt sich derzeit als harter Widerstand dar.

Für einen Ausbruch aus dem aktuellen Seitwärtstrend können wahrscheinlich nur überraschende Quartalszahlen, neue Großaufträge oder Unternehmenszukäufe sorgen.

Ein gutes Rendite-Risiko-Verhältnis

Ich glaube, dass Anleger langsam wieder bei der Rheinmetall-Aktie zugreifen können. Meiner Meinung nach hat der Rüstungstitel ein gutes Rendite-Risiko-Verhältnis.

Die Auftragsbücher des Konzerns sind prall gefüllt. Rheinmetall sitzt auf einem Berg an Aufträgen im Volumen von über 40 Milliarden €. Das ist etwa das Vierfache des aktuellen Jahresumsatzes.

Die Rüstungsschmiede ist demnach für die nächsten Jahre voll ausgelastet. Zudem wächst das Auftragsvolumen angesichts des fortdauernden Ukraine-Krieges und der Steigerung der Verteidigungsbudgets in vielen Ländern der Welt weiter.

Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von knapp unter 20 auf Basis der Gewinnprognose für das kommende Geschäftsjahr ist die Rheinmetall-Aktie vernünftig bewertet. Sie ist zwar teurer als die meisten Rüstungsgroßkonzerne. Aber eine Wachstumsprämie ist in meinen Augen durchaus bei der Bewertung gerechtfertigt.

Weiter in den Himmel schießen dürfte die Rheinmetall-Aktie nicht mehr. Dafür ist sie in den letzten Jahren einfach zu gut gelaufen. Aber sie wird in meinen Augen auch in den kommenden Jahren eine solide Kursperformance zeigen. Zudem ist das Abwärtspotenzial aufgrund der sehr guten Auftragslage begrenzt.