Rheinmetall, Hensoldt & Co: Die Top 5 Rüstungsaktien

01.03.22

Vom neuen deutschen Super-Verteidigungsetat profitieren Rüstungskonzerne in ganz Europa. Bei den Aktienkursen der Branchenvertreter hat der Geldsegen am Montag eine irre Hausse ausgelöst: Fast alle Werte stiegen zweistellig, einige bis zu 40%. Wir analysieren für Sie die Top 5 der europäischen Rüstungsunternehmen und ihre Aktien.

Auf diese Bescherung hat die Rüstungsbranche seit Jahren gewartet, und nun werden ihre kühnsten Hoffnungen sogar übertroffen. Bundeskanzler Olaf Scholz hat angesichts des russischen Einmarsches in die Ukraine eine drastische Erhöhung der Militärausgaben angekündigt. Nicht nur die Verteidigungsausgaben erhöhen sich künftig jährlich auf über 2% des BIP: Für Investitionen bei der Bundeswehr ist zusätzlich ein Sondervermögen von 100 Milliarden € geplant. Unter dem Strich steigen die Verteidigungsausgaben im Vorjahresvergleich um rund 80%.

An viele deutsche und internationale Hersteller werden nun zusätzliche Milliardenbeträge fließen. Der Geldsegen von Kanzler Scholz hat bei den Rüstungsaktien ein Kursfeuerwerk ausgelöst.

Das Marktumfeld für den europäischen Verteidigungssektor hat sich aufgrund des russischen Überfalls der Ukraine nun grundlegend geändert – nicht nur, weil europäische Verteidigungsausgaben in Zukunft deutlich höher ausfallen werden. Mit Blick auf Nachhaltigkeitskriterien dürften mehr und mehr Investoren akzeptieren, dass die Kriegsmaschinerie notwendig ist, um Frieden und Demokratie zu bewahren.

Im Folgenden analysieren wir fünf führende europäische Rüstungsunternehmen und ihre Aktien.

Rheinmetall: Neuer Großauftrag der Bundeswehr

Die Aktie des Düsseldorfer Rüstungs- und Autozuliefer-Konzerns Rheinmetall AG (WKN: 703000) hat bei Handelsbeginn am Montagmorgen einen gewaltigen Sprung hingelegt: 48% schoss der Titel nach oben auf 160 €, nur um Minuten später auf 135 € zu stürzen. Auf diesem Niveau, mit einen Tagesplus von 25%, hat sich das Papier schließlich stabilisiert. Der Börsenwert des Unternehmens steigt damit auf über 5 Milliarden €.

Analyse- und Bankhäuser waren sogleich mit erneuerten Einschätzungen parat: Warburg Research erhöhte sein Kursziel von 119 auf 150 €. Die Schweizer Großbank korrigierte es von 110 auf 121 €. Einstufungen bleiben jeweils auf „Buy“.

Durch den Geldsegen der Bundesregierung kann sich Rheinmetall nun berechtigte Hoffnungen machen auf neue Großbestellungen durch die Bundeswehr. Der Konzern hat der Bundesregierung bereits eine umfassende Lieferung von Rüstungsgütern angeboten, sagte Vorstandschef Armin Papperger dem Handelsblatt. Das Paket könnte demnach unter anderem Munition, Hubschrauber sowie Ketten- und Radpanzer umfassen in einem Gesamtvolumen von 42 Milliarden €. Teil der Großorder sind dem Vernehmen nach 230 Schützenpanzer des Typs Puma.

Allein durch die Steigerung der Verteidigungsausgaben könne sich der Umsatz des Unternehmens im laufenden Jahr um ein Viertel erhöhen, schrieb Analyst Sven Weier.

Die Auftragseingänge für Panzer, Munition und Militärelektronik zogen bereits in den vergangenen Monaten an. So haben die Düsseldorfer kürzlich für das abgelaufene Jahr einen Rekordgewinn gemeldet. Durch neue Großaufträge der Bundeswehr kann der Konzern bereits mit neuen Rekordüberschüssen planen.

Vor wenigen Tagen erst hat der Rheinmetall-Vorstand eine Erhöhung der Dividende vorgeschlagen von 2 auf 3,30 €. Damit übertraf das Management bereits die Erwartungen der Analysten, die im Schnitt nur mit 2,62 € gerechnet hatten, deutlich.

Das Corona-Jahr 2020 war das erste verlustreiche Jahr für den Konzern seit vielen Jahren. Von dem Schock hat sich der Konzern prompt erholt, nun brechen für Aktionäre des MDAX-Unternehmens voraussichtlich wieder goldene Zeiten an.

Am 17. März werden die Düsseldorfer ihre endgültigen Jahresergebnisse vorlegen und wahrscheinlich auch einen deutlich verbesserten Ausblick abgeben.

Hensoldt: Der Super-Radar-Hersteller

Die Aktie der Rüstungskonzerns Hensoldt (WKN: HAG000) war an der Börse die Story des Tages. Der Titel wurde in den ersten Handelsminuten in der Spitze um 85% nach oben katapultiert. Wie im Fall von Rheinmetall haben Gewinnmitnahmen den Titel kurze Zeit später zurückfallen lassen. Derzeit wird das Hensoldt-Papier bei 20,70 € gehandelt, was einem Tagesplus von rund 40% entspricht. Damit steigt das Unternehmen beim Börsenwert über die 2-Milliarden-€-Grenze.

Analysten reagierten ebenfalls sofort auf die neuen Marktaussichten für den Konzern aus Taufkirchen bei München: JP Morgan etwa stufte die Anteilsscheine von „Neutral“ auf „Overweight“ und korrigierte sein Kursziel von 15 auf 22,50 €.

Bei der Vorlage seiner Zahlen für das abgelaufene Jahr übertraf der Rüstungselektronikhersteller vergangene Woche sein eigene Prognose. Der Auftragseingang legte im Vergleich zum schwachen Corona-Jahr 2020 um ein Viertel auf 3,1 Milliarden €. Beim Umsatz steigerten sich die Taufkirchener um 22% auf 1,5 Milliarden €. Ertragsseitig drehte Hensoldt einen Verlust von -65 Millionen € im Vorjahr zu einem Gewinn von 66 Millionen €. Damit konnte das Unternehmen erstmals seit seinem Börsengang einen Überschuss verbuchen.

Für das laufenden Geschäftsjahr kündigte der Rüstungskonzern einen Umsatz von rund 1,7 Millionen € an, was einem Plus von 15% entspricht. Das Operative Ergebnis (EBITDA) wird demnach um 9 bis 15% steigen.

Einen großen Anteil an der positiven geschäftlichen Entwicklung bei Hensoldt hatte der Standort Ulm. Zum einen ist dort das Milliardenprojekt Pegasus verortet – ein Aufklärungssystem, das der Konzern für die Bundeswehr entwickelt und überwacht. Für 200 Millionen € werden in Ulm auch Radare für 38 Eurofighter-Kampfflugzeuge produziert. Mit den elektronisch gesteuerten Radarstrahlen können die Kampf-Jets gleichzeitig mehrere Ziele beobachten.

In den USA will der Rüstungselektronikhersteller bald sein sogenanntes Passivradar verkaufen. Mit der Technik kann ein Kampfflugzeug gegnerische Tarnkappen-Jets aufspüren, ohne selbst als Radarstation entdeckt zu werden. Laut Vorstandschef Thomas Müller sind die diesbezüglichen Verhandlungen bereits weit fortgeschritten.

Auch Europa wird nun deutlich mehr in militärische Sensortechnik investieren müssen, um mit den Vereinigten Staaten auf Augenhöhe zu kommen. Hensoldt winken somit für sein Super-Radar neue Milliardenaufträge.

Leonardo: Der italienische Luft- und Raumfahrt-Spezialist

Die Aktie des italienischen Rüstungskonzern Leonardo (WKN: A0ETQX) kletterte am Montagmorgen zunächst bis zu 18% auf 8,2€. Den Großteil der Gewinn konnte die Aktie im Tagesverlauf halten. Letztlich ging der Titel mit einem Kurs von 8,05€ und damit einem Tagesplus von fast +16% aus dem Handel. Die Marktkapitalisierung steigt damit auf rund 4,5 Milliarden €.

Der Luft- und Raumfahrt-Spezialist profitiert vom allgemeinen Aufschwung in der Rüstungsindustrie und ist zudem auch Ankeraktionär bei Hensoldt. Im vergangenen April haben die Italiener für 600 Millionen € 25,1% der Anteile des Radar-Spezialisten gekauft.

Leonardo hat sich im vergangenen Jahr ebenfalls erfolgreich vor der Corona-Krise erholt. Der Umsatz wird laut Analystenkonsens um rund 5% auf 14,1 Milliarden € gesteigert. Nachdem der Nettogewinn 2020 um über 70% auf 241 Millionen € eingebrochen ist, erwarten die Marktexperten für 2021 eine Verdopplung des Überschusses auf über 520 Millionen €.

Gemeinsam mit Hensoldt arbeiten die Italiener an einem Zusammenrücken der Rüstungstechnikindustrie in Europa. Durch Synergieeffekte will man so Kosten für die komplexen Entwicklungen einsparen. Dabei wollen die Konzerne das Konzept des Eurofighters auf andere Rüstungsbereiche übertragen. An dem Kampfjet arbeitet ein Verbund unterschiedlicher Unternehmen.

Bereits vor der Eskalation in der Ukraine prognostizierten Analysten Leonardo eine starke Geschäftsentwicklung in den kommenden zwei Jahren. So soll das Unternehmen beim Umsatz bis 2024 konstant mit 5% wachsen mit einer sich schrittweise verbessernden Nettomarge. Angesichts des vollkommen veränderten Marktumfelds für den Rüstungskonzern werden nun auch zweistellige Wachstumsraten für das Unternehmen realistisch. Wenn die Italiener am 10. März ihre endgültigen Zahlen für 2021 präsentieren, können Anleger zudem mit einer angehobenen Prognose für das laufenden Jahr rechnen.

Thales: Der französische Staatskonzern

Auch die Aktie des französischen Avionik- und Rüstungselektronikkonzerns Thales (WKN: 850842) machte am Montag einen zweistelligen Sprung: Der Titel beendete den Handelstag mit einem Plus von +12% bei 103€. Der Börsenwert des Unternehmens steigt damit auf über 20 Milliarden €.

Die Franzosen sind weltweit für die hohe Qualität ihres Ingenieursteams bekannt. Der Staat hält rund ein Viertel der Anteile des Unternehmens. Mitarbeiter der Regierung und zuweilen auch das Staatsoberhaupt persönlich setzen sich für den Verkauf von Produkten und Dienstleistungen des Konzerns ein.

In den vergangenen Jahren hat Thales einen durchdachten Umstrukturierungsplan verfolgt. Der Rüstungselektronikhersteller hat strategisch weniger wichtige Sparten der Reihe nach verkauft und sich auf den vielversprechenden Markt der Cybersicherheit konzentriert.

Das Europa-Geschäft, das zuletzt rund die Hälfte des Umsatzes ausmachte, stagnierte jedoch zuletzt. Deshalb haben sich die Franzosen mehr und mehr auf die dynamischen Märkte in Asien und dem Nahen Osten konzentriert.

Die positive Entwicklung spiegelte sich auch im Aktienkurs des Unternehmens wider: Der Titel hat seinen Wert zwischen 2012 und 2019 vervierfacht, zuvor dümpelte er 20 Jahre lang vor sich hin.

Bei Avionik-Systemen und Satellitenausrüstung ist Thales nun weltweit führend – und auch im zivilen Bereich glänzt das Unternehmen mit hoch entwickelten Ticketing-, Verkehrskontroll- und Eisenbahnsignalsystemen.

Durch die Kombination von Spitzentechnologie und Staatsräson verfügt Thales über einen nahezu unangreifbaren Wettbewerbsvorteil. Neue Verteidigungsaktivitäten Frankreichs und der EU dürften dem Rüstungselektronikhersteller nun die ersehnten Wachstumsimpulse geben.

BAE: Die britische Dividendenperle

Die britische BAE Systems (WKN: 866131) ist Europas größter Rüstungshersteller, profitiert selbstredend von der Aufrüstung auf dem Kontinent und ist aktuell unser Favorit unter den Rüstungsaktien. Bei den stark gefragten Cyberwaffen und Drohnen ist der Konzern einer der führenden Produzenten weltweit.

Von der kurzen Schwächephase 2020 hat sich BAE vergangenes Jahr schnell erholt. Großbritannien half tatkräftig dabei, indem es so viel Geld für Waffen wie noch nie seit Ende des Kalten Krieges vor gut 30 Jahren ausgegeben hat. Vergangene Woche belegte der britische Branchenprimus die positive Geschäftsentwicklung mit Vorlage seiner Zahlen für 2021. So legte der Nettoüberschuss gegenüber dem Vorjahr um über ein Drittel auf 1,76 Milliarden GBP zu.

Die BAE-Aktie kletterte am Montagmorgen ebenfalls knapp zweistellig und notiert aktuell bei nun 7,19 GBP. Die Marktkapitalisierung liegt damit über 20 Milliarden €. Seit Herbst 2020 hat der Titel damit über 85% zugelegt. Der derzeitige Börsenkurs entspricht auf Basis von 2021 einer 13-fachen Gewinnbewertung – deutlich günstiger als der Branchenschnitt. Der niedrige Preis der Anteilsscheine spiegelt ebenfalls die Abneigung vieler Anleger gegenüber „politisch unkorrekten“ Aktien wider. Angesichts der militärischen Bedrohung Europas durch Russland dürften jedoch viele Investoren diese Haltung überdenken.

Der Rüstungskonzern ragt zudem mit einer überdurchschnittlich hohen Dividendenrendite von 4,2% heraus sowie mit stetig steigenden Ausschüttungen: Seine Dividenden hat BAE Systems in 19 der vergangenen 20 Jahre erhöht.

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