Rio Tinto-Aktie: Lithium-Übernahme als Gamechanger?

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Rio Tinto setzt auf Arcadiums bahnbrechende Lithiumtechnologie. Ein cleverer Schachzug in einem boomenden Markt? Entdecke, warum die Übernahme die Zukunft der Energiewende beeinflussen könnte.

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Lithium: Arcadium-Übernahme durch Rio Tinto?

Der lange vernachlässigte Lithiummarkt hat zuletzt wieder Aufmerksamkeit erlangt. Grund dafür ist die Übernahme von Arcadium Lithium durch den Bergbaugiganten Rio Tinto für 6,7 Mrd. US$. Eine stolze Summe – oder doch ein Schnäppchen, wenn man genauer hinschaut? In einem ausgeboomten Sektor könnte es tatsächlich als cleverer Schachzug gewertet werden.

Rio Tinto hat es auf das Knowhow von Arcadium abgesehen

Arcadium bringt ein Asset mit, das für Rio Tinto zum strategischen Vorteil werden kann: Die Technologie zur direkten Lithiumextraktion (DLE). Diese DLE-Technologie ermöglicht es, salzhaltige Solenvorkommen effizient zu erschließen. Diese Vorkommen finden sich nicht nur in Südamerika, sondern auch in Europa, Asien, Nordamerika und vielen weiteren Regionen. Schätzungen des U.S. Geological Survey zufolge enthalten diese Solen etwa 70 % der weltweiten Lithiumreserven.

Warum DLE die Zukunft der Lithiumgewinnung ist

Die DLE-Technologie arbeitet ähnlich wie Filtrationstechniken, die in Wasserenthärtern verwendet werden. Damit lassen sich bis zu 90 % des Lithiums aus den Solen gewinnen. Das ist ein erheblicher Fortschritt im Vergleich zu herkömmlichen Methoden, die lediglich rund 50 % des Lithiums extrahieren. Ein weiterer Vorteil der DLE-Technologie ist die Geschwindigkeit. Im Gegensatz zu den bisherigen Verdunstungsteichen kann das Lithium mit DLE innerhalb von Stunden oder Tagen extrahiert werden – anstatt erst nach Monaten.

Ist das die Revolution für die Lithiumindustrie?

Sollte sich die DLE-Technologie durchsetzen, hätte das enorme Auswirkungen auf den Lithiumsektor. Denn DLE hat das Potenzial, die Welt mit reichlich kostengünstigem Lithium zu versorgen. Das würde das Erreichen der Ziele der Energiewende vereinfachen – und wohl auch wieder die Sonne über dem gebeutelten Lithiumsektor scheinen lassen. Kein Wunder also, dass der chilenische Präsident Gabriel Boric im vergangenen Jahr auf die DLE-Technologie aufmerksam gemacht hat. Er stellte einen radikalen Plan vor zur Abschaffung der Verdunstungsteiche und zum Einsatz der DLE-Technologie in den riesigen Lithiumvorkommen seines Landes.

An der Umsetzung hapert es bislang noch

Ideen für Technologien sind zwar vorhanden, doch bisher hat noch niemand einen kommerziellen DLE-Betrieb ohne Verdunstungsteiche etabliert. Dennoch ist der Wettlauf in der Industrie in vollem Gange – jeder möchte der Erste sein.

Arcadium hat in diesem Wettlauf um DLE-Technologien entscheidende Pionierarbeit geleistet.

Das Unternehmen war das erste, das in den 1990er Jahren über ein Vorgängerunternehmen eine frühe Version der DLE-Technologie an einem argentinischen Lithium-Sole-Standort entwickelte. Dieser Standort ist auch heute noch in Betrieb. Zwar werden hier ebenfalls Verdunstungsteiche in Verbindung mit DLE verwendet. Doch die jahrzehntelange Erfahrung von Arcadium mit dieser Technologie macht das Unternehmen für Rio Tinto offenbar unwiderstehlich – vor allem zum aktuellen Spottpreis, zu dem man sich derzeit im Lithiumsektor eindecken kann.

Damit gelingt Rio Tinto ein wichtiger Schachzug.

Rio Tinto, gemeinsam mit Branchenriesen wie BYD, LG Energy und POSCO, hat bereits Interesse am Abbau von chilenischem Lithium bekundet. Allerdings gibt es in Chile klare Regeln: Ohne das notwendige DLE-Knowhow gibt es keine Konzession von Boric. Für Rio Tinto war die Übernahme von Arcadium daher ein strategisch wichtiger Schritt.

Ist das nun also endlich der langersehnte Boden im Lithiummarkt?

Zu hoffen wäre es ja. Denn ohne Lithium kein rasches Vorankommen bei der Energiewende durch die Umstellung auf Elektroautos. Zwar versprechen auch Festkörperbatterien die Energiewende positiv zu verstärken, da diese im Vergleich zu herkömmlichen Li-Ionen-Batterien mehr Reichweite, Sicherheit und kürzere Ladezeiten aufweisen. Doch werden diese in absehbarer Zukunft wohl Zukunftsmusik bleiben, da für die Produktion von Festkörperbatterien die Produktion komplett umgestellt werden müsste. Diese Investitionen sind aktuell zu teuer und angesichts schwächelnder Absatzzahlen in Europa und den USA auch schwer durchsetzbar.

Machbar dagegen sind bereits – zumindest bei Nio in China – schon die Semi-Solid-State-Batteries (eine Art Mittelweg zwischen Festkörper- und den herkömmlichen Li-Ion-Batterien), welche aber auch Lithium verbrauchen.

Ohne Lithium keine Fortsetzung der Energiewende – aber wieso kam es dann zu den Preisschwankungen?

Um die aktuelle Situation am Lithium-Markt zu verstehen, müssen wir die Zeit etwas zurückdrehen: Es gibt nämlich mehrere Gründe für den massiven Anstieg und den anschließenden Einbruch der Lithiumpreise.

Zunächst war der Markt im Jahr 2020 mit Lithium unterversorgt. Der massive Anstieg der Nachfrage nach Elektrofahrzeugen führte zu einem Ungleichgewicht, was die Lithiumpreise in die Höhe schnellen ließ. Dann wurde der Markt mit Elektrofahrzeugen übersättigt, zusätzlich erlebte die Wirtschaft einen allgemeinen Abschwung. Diese Kombination verursachte einen noch stärkeren Rückgang im Segment der Elektrofahrzeuge.

Darüber hinaus begannen chinesische und andere Lithiumproduzenten, viel zu viel Lithium zu produzieren in Erwartung einer anhaltend hohen Nachfrage. Doch diese blieb aus aufgrund hoher Zinsen, einer relativ langsamen Wirtschaft und anderer vorübergehender Faktoren, die den Markt für Elektrofahrzeuge plagten.

Let’s be realistic: Dieses Jahr wird eine Schlappe für Elektroautos

Mindestens zwei schwache Tesla-Quartale am Stück sprechen da ja schon Bände. Im umweltbewussten Europa dämpft das Auslaufen von Subventionen in Deutschland die Nachfrage dann doch kräftig.

Und in den USA? Nun ja, bleibt abzuwarten, wie sich die Konjunktur entwickelt. Interessanterweise könnte Elon Musks groteske Unterstützung für Donald Trump sich am Ende ja doch – unabhängig davon, welche Partei das Rennen bei den kommenden Wahlen macht – FÜR die EV-Industrie auszahlen und zumindest die Fortsetzung von Subventionen garantieren. Mal abwarten…

Einzig China liefert weiterhin gute Absatzzahlen an Elektroautos – die Chinesen sind offenbar immer bereit, etwas für die Umwelt zu tun... Allerdings sind deren Modelle ja auch günstiger und das E-Tankstellennetz besser ausgebaut.

Wobei, auch in den USA tut sich jetzt was! Die US-Regierung will 7,5 Mrd. US$ bereitstellen für den Ausbau der EV-Infrastruktur, und Nissan baut ein neues Netz auf mit 90.000 Ladestationen. Geht doch…

Was bedeutet das für den Lithiummarkt?

Aufgrund der vorübergehenden Übersättigung bei Elektroautos und dem verlangsamten Ausbau der Ladeinfrastruktur wird der globale Absatz bei Elektrofahrzeugen im Jahr 2024 nur geringfügig steigen. Während das Wachstum in diesem Jahr voraussichtlich 2 % nicht übersteigen wird, dürfte es in den kommenden Jahren allerdings deutlicher zunehmen.

Das Wachstum bei den Elektroautos könnte in den kommenden Jahren sogar robuster ausfallen, als es die derzeit gedrückten Schätzungen vermuten lassen. Wir könnten bis 2030 einen jährlichen Absatz von 20 Millionen Elektroautos sehen (aktuell 14 Mio.). Immerhin haben wir global betrachtet alle Klimaziele zu erreichen. Und wenn die EU ein Verbrenner-Verbot will, dann wird sie wohl früher oder später auch eines durchsetzen müssen.

Dass der EU die deutsche Autoindustrie dabei herzlich egal ist, hat sie ja schon bewiesen. Aber die muss jetzt eben auch mal Edelmodelle nachliefern. Wieder Politik… schade, dass die immer die freien Märkte blockiert… anderes Thema…

Diese Dynamik bedeutet jedenfalls, dass viel mehr Lithium benötigt wird, um eine große Anzahl von Batterien für E-Fahrzeuge sowie für andere Alltagsgegenstände wie Smartphones, Laptops usw. herzustellen, da Lithium in vielen Produkten enthalten ist, die wir ständig benutzen.Bleibt kurzfristig noch die Frage, ob die Fed das schaukelnde Konjunktur- oder Inflationskind mit dem Bade ausschütten wird … aber auch das geht vorbei.

Wenn also alles glatt läuft, dann wird die Nachfrage nach massiven Lithium-Ionen-Batterien steigen. Und dann steigt auch wieder der Lithiumpreis, wenn sich der Markt in den nächsten 12 bis 24 Monaten ausgleicht. Zumindest, wenn alles glatt läuft… aber langfristig bleibt die These dennoch erhalten.

Sind Lithiumaktien aktuell also günstig?

Nein, günstig waren sie vor einem Jahr – heute sind sie spottbillig. Aber ohne Risiko gibt’s nichts auf dieser Welt, und vielleicht braucht es auch einfach noch etwas Zeit. Denn ob alles glatt läuft, wissen wir auch noch nicht zu hundert Prozent.

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