Rivian-Aktie: Auf dem Weg zum Allzeittief

Die seit gut drei Monaten anhaltende Talfahrt der Rivian-Aktie (WKN: A3C47B), in dessen Zuge sie rund 45% an Wert verlor, setzte sich auch am Freitag mit einem Kursverlust von über 3% fort. Die Aktie des US-Elektroautobauers befindet sich auf bestem Wege zu einem neuen Allzeittief. Warum laufen Rivian die Anleger in Scharen davon?

Das Produktionsziel ist nicht zu schaffen

Die Nachricht, die Rivian am Freitag der US-Börsenaufsicht SEC mitteilte, wird Anleger nicht besonders erfreut haben. Der Autobauer korrigierte sein Produktionsziel für das laufende Jahr deutlich nach unten. Statt des bislang angepeilten Produktionsziels von 57.000 Autos sollen nach jüngsten Schätzungen nur noch 47.000 bis 49.000 Stück vom Band rollen.

Als Grund gab Rivian einen Lieferengpass bei einem Motorenteil an. Genaue Details wurden nicht verlautbart. Problematisch ist, dass dieses Bauteil sowohl bei den SUV- und Pick-up-Modellen als auch beim Liefervan des Autoherstellers zum Einsatz kommt.

Breaking news sind die Lieferprobleme eigentlich nicht, denn Rivian hatte bereits vor Wochen auf Lieferprobleme hingewiesen. Trotzdem materialisiert sich die unkonkrete Warnung nun in einer konkreten Zahl.

Auch was den Absatz angeht, läuft es bei Rivian nicht mehr rund. Im letzten Quartal verkauften die Amerikaner gerade mal 10.019 Autos, was den niedrigsten Wert innerhalb der letzten anderthalb Jahre darstellte. 2024 will Rivian auf einen Gesamtabsatz von 50.500 bis 52.000 Fahrzeugen kommen, was einen leichten Anstieg gegenüber dem Vorjahr bedeuten würde.

Charttechnische Hochspannung

Charttechnisch ist in den kommenden Tagen Hochspannung bei der Rivian-Aktie angesagt. Das Papier des E-Autobauers befindet bei knapp über 10 US$ an einer wichtigen Supportzone. Sollte die Unterstützung nicht halten, dürfte die Aktie in naher Zukunft ihr Allzeittief bei 8,40 US$ testen.

Zwei Gründe für Optimismus

Trotz dieser schlechten Nachrichten bin ich langfristig optimistisch eingestellt, was das Kurspotenzial der Rivian-Aktie angeht. Und das aus zwei Gründen:

Grund 1: Die Amerikaner haben mit Amazon und neuerdings auch VW zwei potente Partner und Kapitalgeber. Amazon hat Rivian als Lieferant seiner Lieferwagen bislang die Stange gehalten und wird das meiner Meinung nach auch weiterhin tun. Für VW sind die Amerikaner als wichtiger Software-Kooperationspartner von größter Bedeutung. Auch die Wolfsburger werden Rivian meiner Einschätzung nach langfristig die Treue halten.

Grund 2: Rivian ist ein Autohersteller im Premiumbereich. Die aktuellen Probleme von BMW, Mercedes-Benz und Porsche zeigen zwar, dass auch Premiumhersteller nicht mehr immun sind gegen die weltweit schwache Autokonjunktur. Aber sie haben meiner Meinung nach deutlich bessere Karten, diese schwierige Phase gut zu überstehen als Massenhersteller.

Ich glaube, dass die Rivian-Aktie derzeit wieder zu einem recht attraktiven Bewertungsniveau gehandelt wird. Anleger mit langfristigem Horizont und guten Nerven können den Autowert als Depotbeimischung mit einem interessantes Renditepotenzial sehen.