Roboter übernehmen Weltmacht: iRobot, Isra Vision, Kuka, u-blox
Die neue US-Fernsehserie Westworld zeigt futuristisch, wohin die Reise geht. Menschenähnliche Roboter übernehmen immer mehr Aufgaben, welche bisher einen großen Teil unserer Arbeits- und Freizeit beanspruchten. iRobot (WKN: A0F5CC) könnte als führender Wert einer technologischen Revolution am Anfang einer riesigen Transformationswelle stehen. Anleger haben die seltene Gelegenheit, sich heute frühzeitig zu positionieren und davon zu profitieren.
Roboter führen den Automationstrend an. Dieser führt weltweit zu einem weitreichenden Transformationsprozess, dessen Auswirkungen heute nur im Ansatz zu erahnen sind und bislang eher von Hollywood aufgegriffen wurden, anstatt von Anlegerseite. Infolgedessen besteht die Herausforderung für Anleger darin, die möglichen Gewinner heute vorauszuahnen, um in einigen Jahren die großen Gewinne abzusahnen. Es gibt mindestens ein Dutzend Möglichkeiten und Ansätze, sich dem Thema anzunähern.
Roboter arbeiten für 1,88 Euro Stundenlohn
Roboter streiken nicht, brauchen keine Mittagspause, beschweren sich nie und benötigen zur vollen Funktionstüchtigkeit nur eine aufgeladene Batterie sowie einen Tropfen Öl. Zunehmende Automation und die Übernahme immer komplexerer Aufgaben durch Roboter sind längst Realität. Im metallverarbeitenden Gewerbe wie der Automobilindustrie werden Roboter für zahlreiche Aufgaben eingesetzt. Boston Consulting veröffentlichte jüngst eine Studie, welche davon ausgeht, dass die Kosten für einen Schweiß-Roboter ab dem Jahr 2025 unter 2 US$ pro Stunde fallen werden. Ein Artikel zur Studie, "The Robotics Revolution: The Next Great Leap in Manufacturing" von Boston Consulting, ist hier verlinkt.
Boston Consulting rechnet damit, dass Roboter in den nächsten 10 Jahren bis zu 25% aller Produktionsarbeiten durchführen werden, ausgehend von 10% heute. Man geht davon aus, dass sich die jährliche Wachstumsrate des Sektors beschleunigen und damit etwa verdreifachen wird.
Wir wagen einen ersten Versuch und möchten Ihnen heute zunächst vier Werte vorstellen, die massiv vom Roboterboom profitieren.
Die bekannteste Aktie ist natürlich iRobot (WKN: A0F5CC), welche sich ein hochinteressantes Portfolio an Roboter-Technologien gesichert hat, die weit über den bekannten Roomba-Staubsauger hinausgehen. Damit wird iRobot einer der führenden Unternehmen im Robotik-Sektor bleiben und dies nicht nur im Segment der Haushaltsroboter.
iRobot: Bald in jedem Haushalt ein Putzroboter?
Hauptumsatzanteil haben die Raumreinigungslösungen, wie der vorgenannte Roomba-Staubsauger und das Nassreinigungssystem Braava für 200 US$, der in diesem Jahr den chinesischen Markt in Windeseile erobern konnte. Der Raumpflegemarkt ist fast 15 Mrd. US$ groß. Mit seinen 650 Mio. US$ Umsatz kontrolliert man somit 5% des Gesamtmarktes. Bei den Reinigungsrobotern verfügt man immerhin über einen seit Jahren stabilen Weltmarktanteil von rund 60% und dies, obwohl viele Marken und dutzende Raumreinigungsrobotersysteme in den Markt drängen. Die Beliebtheit der Marke iRobot lässt sich durchaus mit Apple vergleichen.
Patente und Übernahmen machen iRobot zum momentanen technologischen Marktführer. Entscheidende Komponenten für seine Produkte entwickelt das Unternehmen selbst. Auch bei Übernahmen ist man nicht verlegen. Zum Beispiel kaufte man 2012 die private Firma Evolution Robotics, die ebenfalls Roboter im Raumreinigunssegment entwickelte und eigene Orientierungssysteme (Indoor-GPS) verwendete. Eine der zahlreichen Schlüsseltechnologien von iRobot. Gemessen an der Zahl seiner Patente ist iRobot die weltweite Nummer 6, hinter Xerox und vor Philips. Dieses Patentportfolio lässt Lizenzeinnahmen von neu entwickelten Robotern anderer Hersteller erwarten.
In Zukunft wird die Produktpalette durch immer mehr "Smart Home"-Produkte ergänzt.
Es hat einige Jahre gedauert, bis sich die iRobot-Aktie bei den Anlegern durchsetzen konnte. Es fehlte der Glaube, dass in jedem Haushalt einmal ein Reinigungsroboter stehen könnte. Mittlerweile ist dies längst absehbar und die Aktie stieg seit Jahresbeginn von 35 auf 56 US$, während die Marktkapitalisierungauf 1,5 Mrd. US$ anwuchs. Angesichts des industrieführenden Charakters ist dies immer noch eine Mini-Bewertung, die ausreichend Kurspotenzial nach oben verspricht - sofern man weitere Produkte entwickelt und der Innovationsgrad hoch bleibt.
Roboter müssen sich in der Umgebung orientieren können
Eine gute Rundumsicht und eine intelligente Bewegungssteuerung sind für Roboter unabdingbar. Dafür sorgen Sensoren und entsprechende Software. Zu diesen Anwendungen zählen das autonome Fahren und andere automatische Systeme, die im traditionellen Sinne zwar nicht wie Roboter aussehen, aber ebenfalls in diese Kategorie hineinspielen. Die Produkte dafür werden von verschiedenen Komponentenherstellern geliefert.
Die zunehmende Roboterdichte führt daher bei vielen Technologiewerten zu einem erhöhten Auftragsvolumen. Zusätzliche Impulse erhalten diese Titel von Megatrends wie dem Internet der Dinge (IoT) bzw. Industrie 4.0. Alles hochspannende Themen, welche sich mit dem Roboter-Thema überschneiden.
Isra Vision verleiht dem Roboter seine Augen
Ein großer Profiteur dieses Wachstumsmarktes ist die Darmstädter Firma Isra Vision AG (WKN: 548810). Diese fokussiert sich auf die digitale Bildauswertung zur Qualitätskontrolle in der Industrie und Steuerung von Industrierobotern. Isra verleiht den Robotern eine perfekte 3D-Sicht. Die Umsätze wachsen seit Jahren stabil mit 10% Jahresrate. Aktuell liegt man bei rund 130 Mio. Euro jährlich und knapp 14% Nettogewinnmarge. Konservative DCF-Modellschätzungen rechtfertigen mit diesen soliden Zahlen aus Analystensicht Kurse von rund 90-100 €. Dieses unmittelbare Potenzial hat der Kurs ausgeschöpft und eine Konsolidierung ist denkbar.
Der Umsatz wird überwiegend noch mit der Sparte für Inspektionssysteme von Oberflächen generiert. Das zusätzliche positive Überraschungspotenzial und eine sich beschleunigende Wachstumsrate, die von den Impulsen der Roboter-Industrie ausgehen, sind im Kurs noch nicht berücksichtigt. Die Roboter fallen in die Sparte der Industrieautomation, welche letztes Jahr 24% Umsatzanteil hatte.
Isra bietet für konservative und langfristig orientierte Anleger eine solide Investition mit Potenzial. Isra besitzt außerdem eine kleine Dividendenrendite von rund 0,5% jährlich.
Schweizer u-Blox Wachstumstitel mit gedämpften Erwartungen
Der Schweizer Chiphersteller u-blox AG (WKN: A0M2K9) verdient sein Geld mit Positions- und Mobilfunkmodulen, die in der Industrie, Automobilbranche und von der Konsumgüterindustrie nachgefragt werden. Vor allem entwickelt man Kommunikationslösungen auf Basis von Wifi, Bluetooth und Mobilfunkstandards.
Der Vorteil: Man fertigt alles aus einer Hand. Von Chipsätzuen, über Module, bis hin zur Software. Hierzu beschäftigt das Unternehmen zwei Drittel seiner Mitarbeiter in der Forschung- und Entwicklungsabteilung.
Innovative Produkte sind beispielsweise Positionsmodule, die u.a. zum Flottenmanagement benötigt werden und zur Steuerung von Maschinen wie etwa Erntemaschinen, wie sie heute schon existieren. Platooning ist ein weiterer Begriff, der das automatisierte Fahren von LKWs umschreibt. Dies dürfte in Zukunft stark wachstumsfördernd sein, zumal die Straßen durch die zunehmenden Anforderungen der modernen Internet-Logistik immer voller werden und Roboter hier wesentlich effizienter sein könnten.
Als eine der nächsten Kerntechnologien, die u-Blox "in house" entwickelt hat, könnte sich das UDR-Modul erweisen. UDR ist eine Abkürzung für "Untethered Dead Reckoning". Ein unabhängiges Positionierungssystem, welches eine viel bessere Auflösung wie herkömmliche GNSS-Systeme besitzt und die zentimetergenaue Navigation erlaubt, wie beispielsweise die durch Häuserschluchten oder das Einfahren und Parken in der Tiefgarage.
Wobei dies nur ein kleiner Ausschnitt der innovativen Lösungen ist. Insgesamt arbeiten mehr als 500 Entwicklungsingenieure für das Unternehmen und erfinden ständig neue Produkte und Systeme.
Die Umsätze steigen seit Jahren und liegen bezogen auf die Jahresprognose bei fast 400 Mio. CHF. Die EBIT-Marge lag zuletzt bei starken 15%. Für das nächste Jahr erwarten Analysten rund 450 Mio. CHF Umsatz sowie 55 Mio. CHF Gewinn. Die aktuelle Bewertung von 1,3 Mrd. CHF entspricht einem KGV 17e von 24. Allerdings strich der Vorstand im August die Wachstumserwartungen drastisch zusammen, was an einem schwächeren 1. Halbjahr lag.
Seit mehreren Wochen steht die Aktie darum unter Abgabedruck und fiel von 225 auf 180 Euro. Der Titel besitzt jedoch gute Chancen sich in Zukunft wieder zu fangen sobald neue Wachstumsimpulse eintreffen.
Wettbewerber von u-Blox sind zum Beispiel NXP Semiconductors (WKN: A1C5W). Die Niederländer haben bei elektronischen Fahrassistenzsystemen immerhin 14% Weltmarktanteil. Auch Nvidia (WKN: 918422) war in letzter Zeit oft in den Schlagzeilen als ein potentieller Marktführer im Bereich des autonomen Fahrens.
Japaner mit starken Marken
Japan steht bezüglich der Roboterentwicklungen sogar an erster Stelle. Dies sowohl für Spielzeug wie den Mio-Roboterhund von Sega, ASIMO der menschenähnliche Roboter von Honda (WKN: 853226) als auch verschiedene Entwicklungsstufen an Pflegerobotern.
Japan ist traditionell schließlich ein Vorreiter der Roboterentwicklung und der Weltmarktführer bei Industrierobotern, wie sie in der Automobilproduktion seit Jahrzehnten zum Einsatz kommen.
Darum sollte in diesem Artikel zumindest der Name eines der wichtigsten Hersteller nicht fehlen: Yaskawa Electric (WKN: 857658). Die Firma steht, was Industrieroboter betrifft, mit insgesamt 300.000 Robotern, die weltweit eingesetzt werden, unangefochten an der Spitze. Der Marktführer liegt damit vor ABB (WKN: 919730) und Fanuc (WKN: 863731) mit je 250.000 in Betrieb befindlichen Robotern. Die Robotersparte von Yaskawa Electric besitzt einen Anteil von etwa 33% an den Jahresumsätzen. Es wird in den nächsten Jahren ein erheblicher Anstieg bei den Aufträgen erwartet. Zumal China zunehmend mehr in die Automatisierung seiner Fabriken investiert.
China besitzt selbst ebenfalls schon eigene Robotermarken. Die entsprechenden Firmen werden jedoch bisher nur an den dortigen Inlandsbörsen gelistet und sind für deutsche Anleger nur schwer handelbar.
Hierzulande sorgte China zu Jahresbeginn mit dem Konzern Midea für Aufsehen, da dieser ein Übernahmeangebot für die Augsburger Roboterschmiede KUKA (WKN: 620440) vorlegte. Die zum Verkauf angedienten Aktien werden jetzt unter der separaten WKN A2BPXK geführt und notieren bei 106 € immer noch leicht unter dem Barübernahmeangebot von 115 €. 8% Gewinn sind hier noch bis zum Frühjahr 2017 möglich. Dies sogar relativ risikoarm, da >90% der Aktien schon für den Umtausch angemeldet wurden und die Übernahme nur noch eine reine Formsache ist.
Wem sich die Auswahl an einzelnen Roboterwerten als zu kompliziert erweist, kann sich am Robostox Index ETF beteiligen (WKN: A12DB1). Dieser bietet eine breite und internationale Auswahl von rund 80 internationalen Werten. Dieser Index-ETF ist jedoch für unseren Geschmack nicht ausreichend fokussiert und bietet darum höchstens eine Rendite, welche leicht über der Marktrendite anzusiedeln ist.