Rock Tech Lithium: „Gibt bei uns nur ein großes Risiko“
Rock Tech Lithium (WKN: A1XF0V) hat vor einer Woche wichtige Neuigkeiten zur Rohstoffsicherung für seinen Gubener Konverter gemeldet hat und CEO Harbecke sprach daraufhin mit sharedeals.de exklusiv. Im ersten Teil des Interviews ging es überwiegend um die Finanzierung der ersten Lithium-Anlage Europas. In diesem zweiten Teil des Gesprächs gibt der Vorstandschef Einblicke in die Planung des zweiten Konverters in Kanada und in seine Vision des Unternehmens in 10 Jahren.
ℹ️ Rock Tech Lithium vorgestellt
Rock Tech ist ein deutsch-kanadisches Clean-Tech-Unternehmen mit großen Ambitionen: In zwei Jahren will der Minenbetreiber im brandenburgischen Guben die erste Fabrik für batteriefähiges Lithiumhydroxid in Europa in Betrieb nehmen und bis Ende des Jahrzehnts für die hiesige Elektroauto-Industrie zum führenden Anbieter des Rohstoffs werden. Die Marktkapitalisierung beträgt derzeit weniger als 100 Millionen €.
„Sind das mit Abstand führende Unternehmen in Ontario “
Simon Ruic: Reden wir über den zweiten Lithiumhydroxid-Converter, den Sie ja in Kanada planen. Diesbezüglich gab es von Ihnen vor einem Monat ein großes Update: Es gibt eine Absichtserklärung, einen favorisierten Standort, der nun geprüft wird und Verhandlungen mit OEMs. Sie wollen die Anlage 2025 bauen und zwei Jahre später in Betrieb nehmen. Wiese haben Sie sich für dieses Fleckchen in Ontario, Kanada entschieden?
Dirk Harbecke: In Kanada gibt es einen starken Wettbewerb zwischen den Provinzen Québec und Ontario. In Québec gibt es bereits die erste Lithium-Mine und Pläne für die weiterverarbeitenden Anlagen und in Ontario ist man daher ebenfalls drauf und dran, diese Batterie-Wertschöpfungskette schnell aufzubauen. Die Südkoreaner sind extrem stark in diesen Märkten: LG Energy und auch Posco, einer der größten Stahlkonzerne der Welt, die auch im Lithiumgeschäft sehr aktiv sind.
Wir, die Rock Tech, sind das mit Abstand führende Unternehmen in Ontario – wegen unserer fortgeschrittenen Minenentwicklung und unseres Converter-Know-hows. Wir haben nun einen exzellenten Industriestandort gefunden, wo früher eine Papierfabrik stand – in unmittelbarer Nähe zu unserer Mine, direkt an den Großen Seen gelegen, mit eigenem Eisenbahn-Anschluss und eigenem Tiefseehafen.
Dieser Bereich gehört der First Nation, den Ureinwohnern, die in Kanada eine tragende Rolle spielen. Sie sind immer stärker involviert in die Wirtschaft und auch bereit, mit uns zu investieren.
„Das Marktwachstum in Kanada ist enorm“
Simon Ruic: Sie haben vor Ort noch einen anderen wichtigen Partner, nicht wahr?
Dirk Harbecke: Ganz recht, das ist unser Infrastruktur-Partner, die BMI-Gruppe. Sie bringt gerade die letzten Eisenbahnverbindungen zu unserem Grundstück in Gang, bessert die Straßen aus und baut den Tiefseehafen. Während uns bei diesen Dingen in Guben die Gemeinde hilft, machen das in Kanada private Infrastruktur-Developer.
Das Marktwachstum dort ist wirklich enorm. Ich bin gerade zurückgekommen aus Toronto, weil ich dort Treffen hatte mit den besagten südkoreanischen Parteien. Die bauen dort Batteriezellfabriken, haben Verträge mit den großen Konzernen wie Ford und General Motors und wollen in der Wertschöpfungskette die Lithium- und Rohmaterialproduktion mit abdecken. Da werden Partnerschaften mit Minenunternehmen wie uns gesucht, die auch das chemische Know-how haben, Konverter aufzubauen.
In Südkorea habe ich zuvor auch schon Verhandlungen geführt und bin zuversichtlich, dass diese Unternehmen für uns super Partner darstellen.
Aktienkurs: „Dann werden wir in ganz andere Bereiche einsteigen“
Simon Ruic: Asien, genauer gesagt China, hat nach wie vor einen dominanten Einfluss auf die Lithiumpreise. Nach der Preisexplosion vor einem Jahr sind die Niveaus wieder stark heruntergekommen, was sich auf sämtliche Lithium-Aktien negativ ausgewirkt hat. Der Rock-Tech-Titel hat seit Januar an der Börse etwa ein Drittel an Wert verloren.
Sie haben zuvor schon geklagt, dass kaum etwas von dem, was Sie zuletzt aufgebaut haben, im Börsenkurs eingepreist ist: ihr Know-how, ihr Team, ihre Assets. Kommen mit der Finanzierung des Guben-Konverters bald aller Karten auf den Tisch?
Dirk Harbecke: Durchaus, wenn die Finanzierung steht, dann sehen die Investoren, welche Bewertung wir auf der Ebene unserer Equity-Partner einnehmen, was deutlich oberhalb von dem ist, was unser Aktienkurs derzeit widerspiegelt.
Das liegt daran, dass die Investoren einfach noch nicht erkennen, was wir da aufgebaut haben und was für Verträge wir da haben. Das wird noch nicht ausreichend berücksichtigt, was aber auch völlig OK ist. Sobald unsere Finanzierung steht und dargelegt ist, werden wir in ganz andere Bereiche einsteigen.
„Wer in Europa Lithium benötigt, kommt nicht an uns vorbei“
Simon Ruic: Dass sie an den Weg mit der Rock Tech fest glauben, macht schon die Tatsache deutlich, dass sie hoch investiert sind. Sie sind der mit Abstand größte Aktionär, mit rund 8% der Anteile. Entsprechend millionenschwer sind ihre bisherigen Kapitalmarktverluste.
Aber bei aller Zuversicht: Wo sehen sie Risiken oder das eine große Risiko für die Rock Tech?
Dirk Harbecke: Eigentlich gibt es bei uns nur ein großes Risiko: Wenn die Automobil-Industrie auf einmal sagt: „Die Elektromobilität war ein Hype und wird nicht kommen.“ Das sehe ich zwar nicht. Aber ja, wenn Sie nach einem echten Risiko fragen, dann ist das die Abkehr der westlichen Welt von der Elektromobilität mit einem Fokus auf Benziner und Diesel. Nochmal: Das halte ich für komplett unrealistisch.
Alle anderen Risiken sind leicht manageable für uns, weil wir im europäischen Markt ein Marktführer mit unseren Technologien und Entwicklungen sind. Wir werden hier gebraucht. Wer in Europa Lithium benötigt, kommt nicht an uns vorbei.
„Werden in 10 Jahren einer der führenden Lithium-Recycler sein“
Simon Ruic: Wo wird ihr Unternehmen in 10 Jahren stehen?
Dirk Harbecke: Wir werden in der westlichen Welt eigene Wertschöpfungsketten haben und brauchen das Know-how dafür – vor allem, was das Processing angeht, also wie man das Rohmaterial in die Form des batteriefähigen Lithiumhydroxid bringt.
Davon sprechen wir jetzt. Aber in 10 Jahren werden wir in erster Linie davon sprechen, dass die Batteriezellen recycelt, also aus den Autos zurückgeholt werden, weil dort das Lithium rausgeholt werden muss.
Meine Vision ist, dass wir eine Clean-Tech-Circular-Economy aufbauen, und das werden wir auch schaffen. Erst müssen wir aber genug Rohmaterial in diesen Kreislauf bringen.
Wir arbeiten massiv an den Technologien dafür. Einige der Partnerschaften, die wir haben, gehen in diese Richtung: Wir werden in 10 Jahren einer der führenden Lithium-Recycler sein und machen das Ganze mit einem Zero-Waste-Approach.
Das heißt: Alle Beiprodukte, die entstehen, werden wir direkt in die Bauindustrie bringen. Das ist eine zweite Wertschöpfungskette und ein zweiter Revenue-Stream, den wir dann haben.
Bei den jüngsten Lithium-Tagen in Halle waren Hunderte von Besucher aus der Industrie und es werden von Jahr zu Jahr mehr, was die Bedeutung dieses Themas deutlich macht.
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