Rocket Internet, der Samwer-Flop: Skandal-Abfindung nicht annehmen!

Er wollte sich mit den Größen des Silicon Valley messen, doch im Vergleich zu Koryphäen wie Elon Musk wirkt Oliver Samwer, dem gerne das simple Kopieren von Geschäftsideen nachgesagt wird, wie ein ewiger Träumer. Jetzt schadet der deutsche Internetunternehmer auch noch der hiesigen Aktienkultur immens.

Seit des IPOs von Rocket Internet (WKN: A12UKK) im Jahr 2014 hatte die Wall Street für Samwers Startup-Fabrik nur ein müdes Lächeln übrig. Während Tech-Stories aus Übersee in den letzten Jahren reihenweise Wertvervielfachungen verzeichnen konnten, fristet die Rocket-Aktie ein trauriges Dasein: Nach einem Höchststand über 55 Euro kurz nach Börsengang kostet ein Anteil derzeit nicht mal mehr 19 Euro. Und es sieht so aus, als würde der Preis auch nicht mehr steigen.

Samwer nutzt Corona-Crash für Skandal-Transaktion

Am 24. September soll eine außerordentliche Hauptversammlung über einen Börsenrückzug Rockets abstimmen (wir berichteten). Das Perfide: Samwer, der rund 50 Prozent an Rocket hält und weiterhin die CEO-Rolle innehat, nutzt dabei den niedrigen Durchschnittskurs der letzten sechs Monate, um weitere Anleger aus dem Unternehmen zu drängen und spottgünstig abzufinden.

Vielen Marktbeobachter war bereits aufgefallen, dass die Rocket-Aktie im Gegensatz zu fast allen anderen Tech-Plays über die letzten Monate kaum nachhaltige Erholungstendenzen zeigte. So steht allein seit Jahresbeginn immer noch ein Minus von 20% auf der Kurstafel, während andere Internetwerte zuletzt ständig neue Allzeithochs erklimmen konnten.

Es liegt also auf der Hand, dass Samwer schon seit Längerem einen "Going Private" im Blick hat und das Unternehmen bewusst kaum Anstalten machte, positive Nachrichten zu verbreiten.

Delisting als Druckmittel – sind Samwer-Investments jetzt ein rotes Tuch?

Lächerliche 18,57 Euro sollen Rocket-Aktionäre für ihre Anteile erhalten. Das sind gerade mal rund 15 Prozent mehr als zum Zeitpunkt des Corona-Crashtiefs. Dank deutscher Börsenregularien scheint es so, als käme Samwer damit bei vielen Kleinaktionären durch. Dennoch sollten Anleger unbedingt gegen das Angebot stimmen, auf ein höheres Angebot setzen und falls verkraftbar ein Delisting notfalls mitgehen.

Die Marktkapitalisierung von derzeit gut 2,5 Milliarden Euro erscheint deutlich zu gering, als dass man die Samwer-Offerte annehmen sollte. Allein die Netto-Cashposition des MDAX-Unternehmens hatte Ende April bei 1,9 Milliarden Euro gelegen. Das Startup-Portfolio dürfte ebenso einen Milliardenwert ausmachen.

Von einer ehemaliger Beteiligung kann Rocket allerdings nicht mehr profitieren: Der neue deutsche Kochboxenstar HelloFresh wurde letztes Jahr verkauft und konnte sich seitdem im Wert versechsfachen. Kein Wunder, dass Samwer längst nicht mehr den Ruf eines weitsichtigen Unternehmers genießt.

Dass die deutsche Aktienkultur mit Füßen getreten wird, sollte man Samwer nicht durchgehen lassen. Nutze unseren kostenlosen Live Chat und erfahre von unseren Experten, wie Du dich im Fall Rocket Internet am besten positionierst!

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