Roundup: Ströer Media, Facebook, mail.ru, Tencent, Hello Pal
Bei sharedeals.de verfolgen wir für Sie aufmerksam die Entwicklungen der bekannten Social Media- und Internet-Unternehmen weltweit. Darunter Ströer Media (WKN: 749399), Facebook (WKN: A1JWVX), Mail.ru Group (WKN: A1C8BP), Tencent (WKN: A1138D) sowie Hello Pal International (WKN: A2AHUG).
Seit der Trump-Wahl stiegen Stahlwerte und Kohleaktien an. Doch die Internetunternehmen der 2. Generation blieben zuletzt zurück und es wurden Vergleiche mit dem Jahr 2000 und der damaligen Internetblase aufgestellt. Dieser Vergleich hinkt gewaltig, denn mittlerweile haben sich viele Internetwerte als wachstumsstarke Gewinnmaschinen etabliert und befinden sich weiter auf Wachstumskurs. Die Bewertungen sind zudem wesentlich günstiger als damals. Wir unterzogen vier beliebte, internationale Internet- und Social-Media-Werte einem Schnell-Check und prüften, ob Sie bei dem einen oder anderen Titel noch einsteigen sollten. Und wir wurden fündig...
Ströer-Kurs stabilisiert sich
Der Internetvermarkter Ströer Media kommt der Gattung einer Internet- und Social-Media-Aktie in Deutschland am nächsten. Das Unternehmen profitiert als medienübergreifender Werbevermarkter vom Konvergenzthema. Darunter versteht man das Zusammenwachsen von Außenwerbung, wie sie im öffentlichen Raum zu sehen ist, mit der Digitalwerbung im Internet, Radio und TV. Ströer Media war in den ersten 9 Monaten 2016 mit 1,7 Mrd. verkauften Werbeanzeigen über alle Kanäle hinweg der drittgrößte Anbieter in Deutschland vor Axel Springer.
Mit der Übernahme von T-Online im letzten Jahr stieß man in neue Geschäftsfelder und zahlenseitig in Rekordsphären vor. 2016 dürfte ein Umsatz vin einer Milliarden Euro geknackt werden. In den ersten 9 Monaten lag der Umsatz bei 766 Mio. € und das operative Ergebnis (EBITDA) bei 178 Mio. €.
Vorstandschef Udo Müller bekräftigte zuletzt die Jahresprognose mit einem Umsatz von 1,15 Mrd. € sowie einem operativen Gewinn (EBITDA) von mehr als 280 Mio. €. Im kommenden Jahr sollen es 1,2-1,3 Mrd. € bei über 320 Mio. € EBITDA werden.
Günstige Bewertung wegen fehlendem Kernwachstum und Fragen bei der Rechnungslegung
Am wenigsten schmeckt Analysten und Investoren, dass Ströer nur ein vergleichsweise langsames organisches Wachstum von zuletzt 7% aufbot und der überwiegende Teil des Wachstums mittels Übernahmen generiert wurde.
Diese Zukäufe und die hohe Kursbewertung, welche sich zu Jahresbeginn auf das 20-fache EV/EBITDA belief, motivierten den bekannten Leerverkäufer Muddy Waters dazu, einen negativen Research-Report zu veröffentlichen und eine Short-Attacke auf Ströer zu fahren. Im Kern war die Aussage einer Überbewertung auch zutreffend. Mittlerweile ist die diese jedoch weitgehend abgebaut und wir sehen anhand des Geschäftsmodells mehr Chancen als Risiken.
Gemessen am EV/EBITDA, einer beliebten Richtgröße für die Bewertung, liegt Ströer bezogen auf die Erwartungen 2017 bei etwa 8. Dies ist fair für eine Medienaktie. Zum Beispiel wird ProSiebenSat1 Media (WKN: PSM777) mit dem 9-fachen EV/EBITDA 17e bewertet. Ströer könnte außerdem das stabile Kerngeschäft und die daraus resultierenden Einnahmen zum Schuldenabbau nutzen, um den Wert der Aktie zu stützen.
Wir sehen bei aktuell 40 € pro Aktie durchaus das Potenzial einer Stabilisierung und möglicherweise leichten Erholungstendenzen.
Die Bäume werden allerdings nicht in den Himmel wachsen. Ein weiterer Grund für die günstige Bewertung liegt darin begründet, dass T-Online bisher eine sehr angestaubte Marke war, welche ihren Weg mit der kaum bekannten und bei jungen Usern eher unbeliebten Social Media-Plattform "Stayfriends" gehen muss und dies in einem von Facebook dominierten Land. Die Vergangenheit zeigte deutlich, dass sich starke Internetmarken monopolartig ausbreiten und nur wenig Platz für den zweiten oder drittgrößten Anbieter lassen.
Platzhirsch Facebook mit durchschnittlicher Bewertung
Zu Facebook muss man relativ wenig schreiben. Jedem ist die Plattform, gemeinsam mit dem beliebten Mobile-Messengern WhatsApp und die zugehörigen Vermarktungsstrategien bekannt. Facebook wird jeden Monat von global knapp 800 Mio. Usern genutzt sowie regelmäßig von fast 180 Mio. mobilen Usern besucht. Facebook wächst weitgehend aus eigener Kraft mit Jahresraten zwischen 20 und 40%. In den kommenden zwei Jahren wird der Umsatz Analysten zufolge noch einmal um knapp 80% steigen. Vor allem durch Facebook-Videos sollten weitere Werbekanäle erschlossen und Werbebudgets von der klassischen TV-Werbung zu Facebook umplatziert werden.
Facebook besitzt ein EV/EBITDA 17e von 14 und scheint nicht zu teuer. Aufgrund der marktführenden Stellung, dem dynamischen Wachstum und der Innovationskraft ist die relativ hohe Bewertung durchaus gerechtfertigt.
Die kürzliche Korrektur der Internetwerte bzw. den so genannten FANG-Aktien machte sich bei Facebook bemerkbar. Der Kurs fiel von über 120 auf 114 €. In den letzten drei Jahren stieg die Aktie um fast 500%. Bewertungstechnisch besitzt Facebook dennoch ein langfristiges Aufwertungspotenzial, da die Transformation von der Offline- zur Onlinewelt längst noch nicht abgeschlossen ist.
Mail.ru mit größtem Kontaktnetzwerk Russlands
Die an der Londoner Börse notierte mail.ru Group bietet Investoren eine Aktie, die in Deutschland fast völlig unbekannt ist. Zu Unrecht, denn Russland ist noch immer ein Markt, in den Facebook bisher nicht erfolgreich eindringen konnte. Die unterschiedliche Mentalität der Russen und der banale Unterschied in Form der kyrillischen Schrift sind hierfür maßgeblich. Zudem gab es in Russland schon seit jeher eigene Entwicklungen und gut funktionierende Alternativen zu Facebook, Google & Co, die gerne genutzt werden.
Darum besitzt mail.ru extrem starke Marken für das russische Internet wie seinen gleichnamigen E-Mail-Dienst sowie zwei eigene Social-Media-Plattformen. Dies ist das eher bei den jungen Russen beliebte Vkontakte-Netzwek (ВКонтакте) VK.com, das Facebook sehr ähnlich sieht. Zudem bietet man das in allen Altersstufen populäre Odnoklassniki (Одноклассники), OK.ru, an, das sich auf den Austausch mit ehemaligen Klassenkameraden konzentriert und sogar von der Altersgruppe der >50-Jährigen rege besucht wird. Dadurch wächst der russische Internetmarkt zum Teil dynamischer und über mehr Altersstufen hinweg als in Deutschland.
Immerhin besuchen monatlich 80 Millionen aktive User die Social-Media-Plattformen von mail.ru. Damit ist man weltweit das fünftgrößte Kontaktnetzwerk.
Mail.ru besitzt außerdem den ehemals in Deutschland und weltweit rege genutzten Instant Messenger ICQ, der sich in Russland wegen des unterschiedlichen Netzwerkausbaus weiterhin großer Beliebtheit erfreut und bietet mit Maps.me eine Navigationslösung an, die Google Maps Konkurrenz macht.
Weitere starke Aktivitäten lassen sich im Online-Gaming-Bereich ausmachen. Hier übernahm das Unternehmen jüngst den Spieleentwickler und Vermarkter Pixonic.
Bessere Alternative zu Facebook?
Die mail.ru Group ist hochprofitabel. In den ersten 9 Monaten 2016 wurden 29 Mrd. RUB umgesetzt (414 Mio. €), 13% mehr als im Vorjahr. Mehr als 40% des Umsatzes wurde mit Werbung erzielt, ein Geschäftsbereich, der mit 25% stark wuchs. Die russische Internet- und Mobilfunkwerbung konzentriert sich stark auf das Einzugsgebiet von Moskau. Dort leben 7 Millionen konsumfreudige Einwohner. Darum werden dort zum Teil ähnlich hohe oder sogar höhere Preise erzielt wie bei Online-Werbung in Deutschland oder den USA. Der Rest des Landes besitzt mit mehr als 140 Mio. Einwohnern noch enormes Nachholpotenzial.
Mail.ru Group bündelt unter seinem Dach etwa 40% der gesamten russischen Onlinewerbeeinnahmen. Diese umfassten im letzten Jahr 1,3 Mrd. US$ und siedelten sich gleich nach der Fernsehwerbung an, die 1,8 Mrd. US$ ausmachte.
Trotz der schwierigen Wirtschaftslage in Russland, deren Konsum stark vom Ölpreis abhängig ist, wuchs das Online-Geschäft weiter und nimmt einen immer größer werdenden Anteil der traditionellen Werbebudgets für sich in Anspruch.
Die Marktkapitalisierung beträgt mit 3,9 Mrd. US$ nur gut ein Prozent von Facebook mit 340 Mrd. US$ und dies, obwohl man etwa 10% der Userzahlen von Facebook besitzt. Die EBITDA-Marge liegt bei starken 38% und das EV/EBITDA 17e momentan bei 10. Dies erscheint uns angesichts des Wachstums und Zukunftspotenzials ein günstiger Wert. Wir würden langfristig orientierten Anlegern durchaus zum Einstieg raten. Wenngleich die Aktie nicht so günstig ist, wie man vielleicht auf den ersten Blick annehmen würde.
Trotzdem ist mail.ru eine preiswerte Social-Media-Aktie in unserem Schnell-Check. Die Aktie ist nicht zuletzt aufgrund der hohen Barmittel bzw. einer Nettoliquidität von 9,5 Mrd. RUB (135 Mio. €) eine solide Sache.
Tencent mit 700 Mio. Nutzern bei QQ China
Chinas Internetsektor ist stark zerklüftet und ein unbestrittener Marktführer war über viele Jahre hinweg nur schwer auszumachen. In den letzten Jahren entwickelte sich die Hong Konger Tencent Holdings in die Richtung eines Spitzenreiters. Tencent betreibt seit geraumer Zeit mit QQ.com das größte Social Media- und Instant Messenger-Portal Chinas, das monatlich von mehr als 700 Millionen Nutzern besucht wird und damit im direkten Wachstums- und Größenvergleich durchaus mit Facebook mithalten kann. Zumal man mit Weixin (WeChat) ein ebenbürtiges Pendant zu Facebooks WhatsApp besitzt.
Obwohl die Produkte von Tencent vor allem in den Anfangsjahren nicht an die Innovationskraft von Facebook heranreichten, profitierte das Unternehmen stark davon, dass in China die Seiten von Facebook, Google, Twitter und Youtube verboten wurden und bis heute gesperrt blieben. So haben es chinesische Internetfirmen deutlich leichter, gute Applikationen zu erkennen und diese für den Heimatmarkt umzusetzen.
Das Umsatzwachstum dürfte in diesem Jahr bei 47% liegen und bis Ende 2018 sollen die Erlöse um weitere 70% wachsen. Wachstumsseitig kann es Tencent durchaus mit Facebook aufnehmen. Die Bewertung mit einem EV/EBITDA 17e von 20 ist darum sogar 40% teurer als bei Facebook.
Tencent besitzt eine Marktkapitalisierung von umgerechnet 220 Mrd. US$. Die Aktie stieg in den letzten 10 Jahren um unglaubliche 9.000%.
Wir würden die Aktie mit der aktuellen Bewertung eher nicht mehr empfehlen. Zumal es wesentlich günstigere Alternativen gibt.
Weitere Neugründungen und IPOs im Social Media-Sektor versprechen überdies wesentlich größere Entwicklungsmöglichkeiten in den Anfangsjahren, wenn man den Mut besitzt und frühzeitig investiert.
Hello Pal mit starkem Wachstumstrend
Wer sich für internationale Social Media- und App-Investitionen interessiert, sollte unbedingt unseren letzten Bericht über Hello Pal lesen. Hello Pal bietet mit seiner gleichnamigen App eine global ausgerichtete Alternative zu WeChat von Tencent, deren mobile Chat-App laut HSBC zuletzt einen Bewertungsanteil von 83,6 Mrd. US$ an der Tencent-Marktkapitalisierung besaß. Hello Pal wächst rasant und wird nur mit niedrigen 15 Mio. € bewertet. Dies entspricht gerade einmal 8 €/User.
Im Vergleich zu den Bewertungen von Facebook oder Tencent (>300 US$/User) ist dies geradezu ein Geschenk und könnte in Zukunft durchaus einmal Übernahmebegehren wecken. Das aktuell wieder günstige Einstiegsniveau erscheint insbesondere im Hinblick auf den bevorstehenden, offiziellen Launch von Hello Pals Reiseableger "Travel Pal" sehr attraktiv.
Wir berichten täglich im Live Chat von sharedeals.de über die tagesaktuelle Situation bei den besprochenen Werten und laden Sie herzlich zu einem Besuch bei uns ein.
Interessenkonflikt
Der Herausgeber bull markets media GmbH hält zum Zeitpunkt der Veröffentlichung Aktien des besprochenen Unternehmens Hello Pal International und hat – wie andere Aktionäre auch – eventuell die Absicht, diese – auch kurzfristig – zu kaufen oder zu veräußern und könnte dabei insbesondere von erhöhter Handelsliquidität profitieren. Die gehaltenen Aktien wurden als „Finders Fee“ für Vermittlungstätigkeiten in Verbindung mit dem Börsengang des besprochenen Unternehmens gezahlt. Außerdem wurde der Herausgeber für die Veröffentlichung dieses Artikels vergütet. Hierdurch besteht konkret und eindeutig ein Interessenkonflikt. Bitte beachten Sie unseren Haftungsausschluss und weitere Hinweise gemäß §34b Abs. 1 WpHG in Verbindung mit FinAnV (Deutschland) unter: sharedeals.de/haftungsausschluss.