Royal Dutch Shell: Winkt hier weitere Rendite?
Gestern präsentierte der Ölmulti Royal Dutch Shell (WKN: A0ER6S) sein Zahlenwerk für das abgelaufene Quartal. Schrieb der Konzern im Vorjahr noch rote Zahlen, sprudeln jetzt die Gewinne. Der Markt belohnte die starke Performance und schickte die Aktie um mehr als +6% ins Plus. Sind die Papiere nach der Auferstehung des Öl-Sektors wieder ein Kauf?
Der britisch-niederländische Mineralöl- und Erdgasproduzent Royal Dutch Shell zählt zu den Super Majors der Branche. Sein Produktions- und Vertriebsnetzwerk erstreckt sich über mehr als 140 Länder und beschäftigt 86.000 Mitarbeiter. Der Firmensitz ist in London. Dasselbe gilt für die Hauptnotierung an der London Stock Exchange (LSE). Der Öl-Multi bringt ein Börsengewicht von 173 Milliarden Pfund (ca. 186 Milliarden €) auf die Waage und ist damit eines der größten Unternehmen der Welt.
Aktie im Rallye-Modus
Für Anteilseigner von Shell war der diesjährige Kursverlauf eine unverhoffte Freude. Im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen und großen Börsen-Indizes kannte der Ölkonzern nur eine Richtung: Norden. Im Januar startet das Jahr noch ruhig bei einem Marktpreis von 1700 Pence. Aber mit dem Beginn von Kriegshandlungen zwischen der Ukraine und Russland legte die Aktie kräftig zu. Ein erstes Jahreshoch erreichten die Papiere am 8. Juni bei 2459 Pence.
Im Strudel fortwährender Zinserhöhungen und größer werdender Rezessionssorgen korrigierte die Aktie im Juli. Allerdings fing sie sich bei der Marke von 1900 Pence und kämpfte sich schnell zurück. Mit dem gestrigen Quartalsbericht nahmen die Papiere nochmals an Fahrt auf und lösten ein Kaufsignal aus. Seitdem testen die Bullen das Jahreshoch. Eine Überwindung dieser Hürde ist aus charttechnischer Perspektive wahrscheinlich.
Höhere Dividende und neues Aktienrückkaufprogramm
Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Gewinn um mehr als das Doppelte an und wurde zum zweitbesten Ergebnis in der Firmengeschichte. Blickt man hingegen auf das laufende Jahr und vergleicht die beiden letzten Quartale miteinander, enttäuschte der Konzern. Im Sommer lag der bereinigte Gewinn dank hoher Raffineriemargen bei 11,4 Milliarden Pfund. Im dritten Quartal sanken die Erlöse auf 9,4 Milliarden Pfund. Gleichzeitig nahm der Verschuldungsgrad unerwartet zu und kletterte von 46,4 auf 48,3 Milliarden Pfund.
Das gute, aber durchmischte Ergebnis erklärte der Geschäftsführer Ben van Beurden folgendermaßen:
Wir liefern solide Ergebnisse in einer Zeit anhaltender Volatilität auf den globalen Energiemärkten. Wir stärken das Portfolio von Shell weiterhin durch disziplinierte Investitionen und richten das Unternehmen auf eine kohlenstoffarme Zukunft aus.
Zur Freude der Anleger stellte der CEO eine Erhöhung der vierten Quartalsdividende um 15% in Aussicht. Aktuell liegt die Dividendenrendite bei 3,4%. Darüber hinaus kündigte das Management ein Aktienrückkaufprogramm in Höhe von 4 Milliarden US$ an, das in den nächsten drei Monaten abgeschlossen sein soll.
Analysten passen Kursziele an
Die Reaktion auf die Quartalszahlen kam prompt. Die Großbank JP Morgan und das Analystenhaus Jefferies hoben ihre Kursziele an. Am positivsten sieht der Analyst Giacomo Romeo die mögliche Entwicklung mit Blick auf die nächsten zwölf Monate. Er hält eine Bewertung bei 3300 Pence für fair. Das wäre ein Kurspotential von fast 30%.
JPMorgan belässt die Aktie auf „Overweight“ und sieht den fairen Kaufpreis bei 2900 Pence. Einzig die Deutsche Bank senkte das Kursziel minimal von 2779 auf 2761 Pence. Bemerkenswert ist die Geschlossenheit der Analysten: Aktuell rät keine Institution zum Verkauf oder zum Halten der Aktie.
Fazit: Vorsicht trotz guter Neuigkeiten
Mit einem KGV von 5,9 ist die Aktie von Shell günstig bewertet. Außerdem hat der Konzern seinen Anlegern viel zu bieten: ein Aktienrückkaufprogramm, das sich auf 18,5 Milliarden US$ summiert, und eine steigende Dividende. Hinzu kommt ein bullisher Markt im Energiesektor. Diese starke Performance macht Lust auf mehr.
Allerdings gibt es ernst zunehmende Risiken auf politischer Ebene. Viele Ölkonzerne stehen in der Kritik, von der Energiekrise disproportional zu profitieren und Übergewinne einzufahren.
In Großbritannien gibt es bereits eine Übergewinnsteuer („windfall tax“), die solchen Profiten einen Riegel vorschiebt. In diesem Jahr war Shell trotz seiner Rekordprofite noch nicht betroffen. Der Grund: Der Konzern hat viel Geld in die Förderung seiner Nordsee-Produktion gesteckt. Allerdings warnte die Finanzchefin des Konzerns, Sinead Gorman, dass Shell vermutlich Anfang 2023 Steuern auf seine hohen Gewinne zahlen müsse.
Bis sich Klarheit in Steuerfragen abzeichnet, können investierte Anleger die Gewinne laufen lassen. Von einem Neueinstieg rate ich zurzeit aber ab. Es sei, denn man möchte eine Trading-Position aufbauen und die aktuelle Rallye mitnehmen.
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