RWE-Aktie: Nach dem Rücksetzer kaufen?
Die RWE-Aktie (WKN: 703712) hat in diesem Jahr eine beachtliche Performance aufs Parkett gelegt und steht als eine der wenigen im DAX seit Anfang 2022 im Plus (11%). Doch seit Freitag weht ein anderer Wind: Das Papier ist eingebrochen und gibt auch heute -2,5% ab. Sind die guten Zeiten vorbei oder ist der Abverkauf übertrieben?
Die RWE mit Sitz in Essen ist ein Energieversorger und zählt in dieser Branche zu den Top 4 in in Deutschland. Sie ist aber auch auch in anderen Märkten wie Großbritannien, Belgien, Österreich, Tschechien, Osteuropa, Türkei, USA und Taiwan vertreten.
Aktie hat schönen Lauf hingelegt
Die Energiebranche leidet in diesen Tagen ganz besonders unter der Gas-Krise, und das zieht beinahe sämtliche Aktien runter. Auch das RWE-Papier bleibt davon nicht verschont.
Nach einem schönen +23%-Lauf von 35,50 € Anfang Juli bis auf 43,72 € vergangenen Donnerstag fällt der Absturz bis auf 39,10 € heute Morgen sofort ins Auge. Aktuell notiert sie bei 40 €.
Nettoergebnis im ersten Halbjahr verdoppelt
Geschäftstechnisch sieht es gut aus bei dem Konzern, wie er am 11. August mitgeteilt hat. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) lag auf Konzernebene im ersten Halbjahr mit 2,858 Milliarden € deutlich über dem Vorjahreshalbjahr (1,751 Milliarden €). RWE hat in den ersten sechs Monaten ein bereinigtes Nettoergebnis von 1,566 Milliarden € erzielt, fast doppelt so viel wie im Vorjahr (870 Millionen €).
Vorstandschef Markus Krebber kommentiert:
Im ersten Halbjahr 2022 haben wir unser Ergebnis deutlich gesteigert und im Zuge dessen unsere Prognose für das Gesamtjahr angehoben. Das Ergebnis, das wir erwirtschaften, wird der Energiewende zugutekommen.
Große Investitionen in grüne Energien
Das Unternehmen treibt die Umsetzung seiner Growing-Green-Strategie voran und investiert in diesem Jahr mehr als 5 Milliarden € in grüne Energien, 30% mehr als ursprünglich geplant. Im ersten Halbjahr seien neue Windkraft- und Solaranlagen sowie Speicher mit einer installierten Kapazität von 1,2 Gigawatt in Betrieb genommen worden, womit rund 20% mehr Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt werde. Aktuell seien in elf Ländern Anlagen mit einer Gesamtkapazität von 4,8 Gigawatt im Bau.
Das Segment Kohle/Kernenergie entwickelt sich dagegen wie erwartet rückläufig. Schließlich wurde die Stromproduktion der deutschen Braunkohle- und Kernkraftwerke bereits langfristig verkauft. Das bereinigte EBITDA in diesem Bereich lag nur noch bei 501 Millionen € nach 545 Millionen € im Vorjahreszeitraum.
Bescheidene Dividende
Was Aktionäre gerne hören: Der Konzern hält an seinen Dividendenplänen fest. So kalkuliert er mit einer Ausschüttung von 0,90 € je Aktie für das Geschäftsjahr 2022. Das wäre beim aktuellen Kurs von 40 € allerdings nur eine bescheidene Dividendenrendite von 2,25%.
Für die heftig diskutierte Gas-Umlage haben sich die Essener zwar registrieren lassen, wollen diese jedoch laut einer Sprecherin weder aktuell noch künftig beanspruchen.
Dass die Aktie seit Freitag scharf den Rückwärtsgang eingelegt hat, dürfte vor allem mit der Gas-Krise zu tun haben. Wahrscheinlich aber auch mit der Meldung, die vergangenen Donnerstag veröffentlicht wurde: RWE übernimmt den polnischen Entwickler Alpha Solar und dessen 3-Gigawatt-Solarpipeline. Steigende Zinsen sind bei der Finanzierung von Solar- und Windparks natürlich unangenehm.
Gewinnen die Bären die Oberhand?
Charttechnisch ist das Papier nach den starken Kursverlusten nun angeschlagen. Es wird sich zeigen, ob es sich im Bereich von 39 bis 40 € stabilisieren kann oder ob die Bären endgültig die Oberhand gewinnen.
Fundamental ist das Unternehmen mit einem aktuellen Börsenwert von 27 Milliarden € nicht gerade günstig bewertet. Hier scheinen mir schon viele Vorschusslorbeeren auf die grüne Zukunft eingepreist zu sein. Anleger sollten auch nicht vergessen, dass in Deutschland eifrig über eine „Übergewinnsteuer“ für jene Unternehmen diskutiert wird, die von den hohen Gas- und Strompreisen profitieren. RWE würde dazu zählen.
Aktuell werde ich mir diese Aktie aus den genannten Gründen nicht ins Depot legen.
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