Salzgitter-Aktie: Zeit für einen Turnaround?
Die Aktie von Salzgitter (WKN: 620200) startet überaus schwach in die neue Handelswoche und büßt zeitweise fast -4% auf 24,28 € ein. Ein negativer Analystenkommentar und China-Sorgen drücken auf die Stimmung. Der Stahlwert hat seit Jahresbeginn fast -15% verloren, seit Anfang März belaufen sich die Abgaben auf mehr als -40%. Gehen die Verkäufe weiter oder ist ein Turnaround möglich?
ℹ️ Salzgitter vorgestellt
Die Salzgitter AG ist ein deutscher Stahlkonzern, der seinen Sitz im niedersächsischen Salzgitter hat. Die Konzerngruppe mit rund 25.000 Mitarbeitern besteht aus mehr als 150 Tochtergesellschaften und Beteiligungen. Dazu gehören die Salzgitter Flachstahl-, die Peiner Träger GmbH, die Ilsenburger Grobblech- sowie die Mannesmannröhren-Werke. Der Börsenwert liegt aktuell bei 1,52 Milliarden €.
Immobilienkrise in China spitzt sich zu
Für die zuletzt ohnehin arg gebeutelte Stahl-Aktie beginnt die neue Woche denkbar ungünstig. In China wachsen die Sorgen um den wankenden Immobilienriesen Evergrande. Dieser hatte mitgeteilt, dass er aufgrund einer andauernden staatlichen Untersuchung keine neuen Kredite aufnehmen könne. Es wird befürchtet, dass sich die Schuldenkrise im Immobiliensektor nun weiter verschärfen könnte.
Mit Blick auf die Branche wäre das kein gutes Zeichen und könnte auch die Eisenerzpreise weiter belasten. Der Preisrückgang resultiert Marktbeobachtern zufolge auch daraus, dass sich chinesische Bauunternehmen aufgrund der aktuellen Immobilienkrise zurückhalten müssen, ihre Stahlvorräte aufzustocken.
Für gewöhnlich erlebt die Baubranche in der Zeit um den chinesischen Nationalfeiertag am 01. Oktober einen saisonalen Aufschwung. In diesem Jahr stellt sich die Situation aber anders dar.
Für europäische Stahlkonzerne wie ArcelorMittal, ThyssenKrupp und eben auch Salzgitter sind das keine guten Nachrichten.
JPMorgan rät zum Verkauf
Obendrein muss die Aktie auch noch einen negativen Analystenkommentar von JPMorgan verdauen. Die US-Bank hat das Kursziel für den SDAX-Titel in einer aktuellen Studie von 20,20 auf 17,60 € gesenkt und die Einstufung auf „Underweight“ belassen.
Das neue Kursziel impliziert weiteres Abwärtspotenzial von mehr als -27%. Grund für die Neubewertung ist die zuletzt gesenkte Zielspanne für den Vorsteuergewinn durch Salzgitter. Die Niedersachsen reagierten damit auf die Probleme beim Kupferkonzern Aurubis, an dem das SDAX-Unternehmen mit fast 30% beteiligt ist.
Aurubis hatte zuletzt seine Prognose als Folge eines mutmaßlichen Betrugs mehrerer Schrottlieferanten gekappt. Salzgitter geht aufgrund dieser Entwicklungen nun selbst von einem operativen Gewinn (EBITDA) von 650 bis 700 Millionen € und einem Vorsteuergewinn von 200 bis 250 Millionen € aus. Bislang lag die Prognose beim EBITDA bei 750 bis 850 Millionen €, der Vorsteuergewinn sollte ursprünglich einen Wert von 300 bis 400 Millionen € erreichen.
Laut JPMorgan liegt der neue Zielwert beim Vorsteuergewinn nun um 15 bis 30% unter dem Marktkonsens, der nun deutlich sinken dürfte. Vor diesem Hintergrund sind auch die Marktschätzungen für 2024 mit großen Risiken verbunden, zumal die Stahlpreise fallen.
Hat die Aktie ihren Boden erreicht?
Die schwächelnde Baukonjunktur in Europa, die Immobilienkrise in China, sinkende Stahlpreise, Probleme bei der Aurubis-Beteiligung: Bei Salzgitter kommen derzeit viele Faktoren zusammen, die den Aktienkurs kurz- bis mittelfristig belasten werden und weitere Risiken bergen.
Auch wenn die Aktie mit einem für 2023 erwarteten KUV von 0,12 und einem Vorwärts-KGV von 5 fundamental günstig erscheint und überdies mit einer attraktiven Dividendenrendite von 3,75% lockt, sehe ich persönlich von einer Kaufempfehlung ab. Aufgrund der vorherrschenden Probleme gehe ich davon aus, dass die Aktie ihren Boden noch nicht erreicht hat.
Einen weiteren Rücksetzer bis 20 € halte ich daher durchaus für möglich.
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