Sanofi und Translate Bio starten mRNA-Offensive gegen Corona-Mutationen

Redaktion
14.03.21

Translate Bio (WKN: A2JPE8) und der französische Pharmariese Sanofi gaben zum Ende der Woche den Start einer Phase 1/2-Studie der eigenen mRNA-Vakzin MRT5500 gegen Covid-19 bekannt. Dieser und weitere Impfstoffkandidaten könnten langfristig einen Markt dominieren, den Analysten auch nach Pandemieende noch auf jährlich circa 10 Milliarden US-Dollar beziffern.

Das mRNA-Konstrukt von MRT5500 unterscheidet sich laut letzten Informationen von den bereits verfügbaren Impfstoffen aus dem Hause BioNTech und Moderna. Translate-CEO Ron Renaud lässt durchblicken, dass sich der verspätete Studienstart als vorteilhaft in Bezug auf die Vakzin-Effektivität bei Corona-Mutationen erweisen könnte. Zudem arbeitet man daran, den Impfstoff auch bei Kühlschranktemperatur lagerfähig zu machen. Beim BioNTech-Produkt ist eine längerfristige Lagerung offiziell erst bei Minustemperaturen von -70 Grad erlaubt.

Doch damit nicht genug: Über die nächsten Monate sollen weitere mRNA-Impfstoffkandidaten in präklinischer Forschung auf Effektvität gegen aufkommende Varianten des SARS-CoV-2-Virus untersucht werden. Sanofi-CEO Paul Hudson und führende Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich das Virus – in veränderten Formen – zu einem dauerhaften Begleiter entwickelt. Regelmäßige Impfungen wie bei der Grippe seien wahrscheinlich.

Sanofi und Translate Bio rollen das Feld von hinten auf

Laut einem aktuellen Bericht der Financial Times erwarten Analysten auch über das Ende der Pandemie hinaus noch Umsatzpotenziale für Corona-Impfstoffe in Höhe von satten 10 Milliarden US-Dollar jährlich. Als Weltmarktführer im Vakzinbereich dürfte Sanofi daran interessiert sein, sich langfristig einen erheblichen Teil des Kuchens zu sichern. Zuzutrauen ist es dem französischen Konzern mit über 100.000 Mitarbeitern (davon 16.000 in der Impfstoffsparte Sanofi Pasteur) und weltweitem Distributionsnetzwerk allemal.

Translates Renaud ließ schon im vergangenen Jahr verlauten, es ginge nun um die Frage nach dem „besten Impfstoff“. Dank der mRNA-Technologie sei es unter anderem möglich, mit nur einem Produkt sowohl gegen Corona als auch gegen die Grippe zu impfen, hieß es zuletzt gegenüber dem Boston Business Journal. Mit Überraschungen aus dieser Richtung ist in Zukunft zu rechnen, zumal Translate Bio und Sanofi angekündigt haben, Mitte des Jahres einen mRNA-Impfstoffkandidaten gegen Influenza in die klinische Phase zu überführen.

Translate Bio die mit Abstand günstigste mRNA-Zukunftsaktie weltweit

Während die bekannte börsennotierte mRNA-Konkurrenz in Form von Moderna, BioNTech und CureVac auch nach tiefgreifender Konsolidierung noch immer Marktkapitalisierungen zwischen 16 und 55 Milliarden US-Dollar aufweist, sind es bei Translate aktuell gerade mal 1,85 Milliarden.

Der Sanofi-Deal wird von der Wall Street noch immer nicht im Ansatz gewürdigt. So ist Translate mit zuletzt über 650 Millionen US-Dollar Cashbestand nicht nur über die nächsten Jahre ausreichend finanziert. Der aktuelle Start der Phase 1/2 spült immerhin schon 25 Millionen US-Dollar in die Kasse. Doch die viele weiteren Meilensteinzahlungen und kommenden Umsatzbeteiligungen – unter anderem aus dem Verkauf von Corona-Impfstoffen – könnten für Milliardeneinnahmen über die nächsten Jahre sorgen. Ebenfalls wichtig: Sämtliche Kosten im Zuge der Zusammenarbeit trägt Sanofi.

Translate wird dank der Kooperation in die Lage versetzt, seine mRNA-Plattform massiv zu skalieren und neue Therapiefelder zu erschließen, ohne Unmengen an Cash zu verbrennen. Klar ist: Das wahre Potenzial liegt nicht etwa bei den Impfstoffen, sondern in der Anwendung von mRNA in Bereichen wie Rare Diseases, wo Translate bereits jetzt eine R&D-Führungsrolle einnimmt.

Im Rahmen seines jüngsten Jahresberichts verkündete Translate Bio offiziell seinen strategischen Plan "TBIO 2025", mit dem das Unternehmen seine Ambition auf Marktführerschaft im Sektor untermauert und die Erschließung neuer Einsatzfelder für seine mRNA-Technologie ankündigt. Viele neue Jobangebote und der anstehende Umzug in ein größeres Headquarter sprechen Bände. Big Pharma spitzt die Ohren – bei mRNA wollen alle dabei sein!

TBIO Headquarter

Bei Translate Bio steht der Umzug in ein deutlich größeres Hauptquartier bevor. Das neue Firmengebäude wird derzeit umfassend für den Einzug renoviert.

Zweistellige Milliardenbewertung wahrscheinlich

Nicht nur von uns wird Translate Bio als heißer Buyout-Kandidat gehandelt. Sanofi besitzt bereits ein Aktienpaket im dreistelligen Millionenwert und Konzernboss Hudson bezeichnete den Einstieg zum Preis von 25,59 USD je Anteil auf einer Investorenkonferenz seinerzeit als „sehr günstig“.

Mit der Baupost Group um Star-Investor Seth Klarman und einer starken Insider-Partizipation könnte die Motivation für eine aktionärsfreundliche Transaktion nicht größer sein. Klarman und Translates Ron Renaud gelten unter Kennern bereits als Dreamteam: 2014 wurde die Biotechschmiede Idenix unter Renauds Führung und mit Klarman als Hauptaktionär für mehrere Milliarden Dollar an Merck verkauft – der Aktienkurs vervielfachte sich.

Doch auch ohne Buyout sind die Aussichten für Translate Bio langfristig glänzend. Auch wenn es mitunter mal branchentypisch holprig wird: Eine zweistellige Milliardenbewertung dürfte auf kurz oder lang obligatorisch sein.

Interessenkonflikt: Autor, Herausgeber und Mitarbeiter halten selbstverständlich Aktien des besprochenen Unternehmens Translate Bio. Somit besteht konkret und eindeutig ein Interessenkonflikt. Autor, Herausgeber und Mitarbeiter beabsichtigen, die Aktien – je nach Marktsituation auch kurzfristig – zu kaufen oder zu veräußern und könnten dabei von erhöhter Handelsliquidität profitieren.

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