Scout24-Aktie: Die Luft dürfte dünner werden

Die Aktie von Scout24 (WKN: A12DM8) befindet sich seit Ende Dezember in einer kräftigen Aufwärtsbewegung. Am Donnerstag legte der Kurs um weitere +1,33% zu und markierte beim Stand von 60,94 € ein neues 8-Monats-Hoch, am Freitag ging es im frühen Handel bis auf 61,36 € hinauf. Seit Jahresbeginn summieren sich die Zuwächse damit auf fast +30%. Gerät die Aktie nun an ihre Grenzen oder sind noch höhere Kurse drin?

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Scout24 vorgestellt
Scout24 ist Betreiber des digitalen Marktplatzes  für Wohn- und Gewerbeimmobilien ImmoScout24. Zum Konzern gehören auch weitere Marken wie Scout24Media, Flowfact und immoverkauf24. Die Gesellschaft hat ihren Hauptsitz in München und verfügt darüber hinaus über Büros in Köln und in Wien. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete das im MDAX gelistete Unternehmen einen Umsatz von 448 Millionen € und beschäftigte durchschnittlich 960 Mitarbeiter. An der Börse erreicht Scout24 derzeit eine Marktkapitalisierung von 4,56 Milliarden €.

Scout24 mit gelungenem Jahresauftakt

Im ersten Jahresviertel sind die Konzernerlöse um 13% auf 121,8 Millionen € geklettert. Der Großteil der Umsätze entfiel mit 78 Millionen € auf den Bereich Professional, im Segment Private betrugen die Erlöse 34,9 Millionen €, im Bereich Media & Other 9,0 Millionen €. Alle drei Sparten trugen zum Wachstum bei.

Trotz des herausfordernden Marktumfeldes konnte die Zahl der Makler im Bereich Professional um 4,1% auf 21.703 gesteigert werden, was Scout24 als Erfolg wertete. Daneben legten auch die Pay-Per-Ad-Erlöse und die Nachfrage nach Mitgliedschaften zu. Im Bereich Private gab es bei den Plus-Abonnements ein deutliches Plus um 20,6% auf 342.037.

EBITDA und Nettogewinn steigen deutlich

Ergebnisseitig verbuchten die Münchener sogar noch etwas stärkere Zuwächse. Das EBITDA aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit stieg um 16,3% auf 68,2 Millionen €. Der Löwenanteil entfiel mit 48,4 Millionen € auf den Bereich Professional.

Unter dem Strich verdiente Scout24 37,1 Millionen €, ein Plus von 84,5% gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum. Somit verbesserte sich die Marge auf Basis des Nettogewinns auf über 30%. Im Jahr zuvor lag diese noch bei 18,6%.

Ergebnis je Aktie wurde verdoppelt

Das Ergebnis je Aktie verbesserte sich von 0,25 auf 0,50 €. Dazu hat auch ein groß angelegtes Aktienrückkaufprogramm beigetragen. Im letzten Jahr hat der ImmoScout24-Betreiber 20% der umlaufenden Papiere eingezogen. Im Gesamtjahr könnte der Gewinn je Aktie Schätzungen zufolge auf bis zu 2,23 € steigen.

Da die Finanzverbindlichkeiten stärker zurückgingen als die liquiden Mittel, konnte auch die Nettoverschuldung reduziert werden. Sie sank zum Vorjahr von 87,0 auf 53,3 Millionen €. Die Eigenkapitalquote verbesserte sich gegenüber dem vierten Quartal 2022 von 71,7 auf 73,3%.

Konzernchef Tobias Hartmann kommentierte die Ergebnisse wie folgt:

Wir sind mit einem guten ersten Quartal in das neue Geschäftsjahr 2023 gestartet. Die erhöhte Relevanz von ImmoScout24 im veränderten Marktumfeld treibt die starke Nachfrage nach unseren Kernprodukten.

Prognose bestätigt, Dividende soll steigen

Für das Gesamtjahr kalkuliert der Immobilien-Vermittler weiterhin mit einem Umsatzwachstum von 12% und einer Verbesserung des EBITDA aus gewöhnlicher Geschäftstätigkeit um 13%. Setzt sich die Dynamik aus dem ersten Quartal fort, sollten diese Ziele durchaus erreicht werden können.

Zudem soll die Dividende für das abgelaufene Geschäftsjahr um 18% auf 1,00 € je Aktie steigen. Vorgesehener Ausschüttungstermin ist der 27. Juni. Auf Basis des aktuellen Kursniveaus ergibt sich eine Dividendenrendite von 1,67%, was für Anleger somit eher von untergeordnetem Interesse sein dürfte.

Scout24 profitiert von den Marktveränderungen

Deutlich interessanter sind dagegen die gut laufenden Geschäfte der Münchener in einem Markt, der sich in den vergangenen Monaten enorm verändert hat. Die starke Inflation und die stetigen Zinserhöhungen der Zentralbanken sorgen für viel Verunsicherung unter den Marktakteuren. Während Immobilienfirmen große Probleme ob der höheren Finanzierungskosten haben, scheint Scout24 von den Entwicklungen sogar profitieren zu können.

Das MDAX-Unternehmen begründet dies mit dem steigenden Vermarktungs- und Dienstleistungsbedarf. Schaut man sich die Zahlen an und die starke Entwicklung der Gewinnmargen, kann man dem als Außenstehender nur beipflichten. Finanziell und bilanziell steht Scout24 sehr gut da.

Einnahmen aus Immobilienanzeigen

Außerdem verdient das Unternehmen vor allem damit Geld, dass Anzeigen geschaltet werden, und nicht damit, dass eine Immobilie auch verkauft bzw. vermietet wird. Dass im aktuellen Marktumfeld mitunter deutlich länger inseriert werden muss, tut der Sache da sicherlich keinen Abbruch. Dazu läuft ein weiteres Aktienrückkaufprogramm mit einem Volumen von 100 Millionen €.

Fazit: Günstigeren Einstiegspunkt abwarten

Fundamental gesehen ist die Aktie auf Basis der Marktschätzungen für 2023 mit einem KUV von 9 und einem KGV von knapp 30 allerdings nicht besonders günstig. Dazu kommt, dass der Titel zuletzt stark gelaufen ist und mit dem mittelfristigen Abwärtstrend von September 2020 nun einen massiven Widerstand erreicht hat.

Mich persönlich würde es nicht überraschen, wenn der Kurs an dieser Stelle nach unten dreht. Anleger sollten daher auf eine günstigere Einstiegsbasis warten.

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