Scout24: Anleger sehen - zu Recht - einen höheren Wert

04.04.19

Die Aktie von Scout24 (WKN: A12DM8) konnte sich zuletzt deutlich erholen, bewegt sich aber schon seit einigen Tagen kaum noch. Kein Wunder, denn zumindest nach unten hin ist das Papier natürlich bestens abgesichert. So haben die beiden Investoren Blackstone sowie Hellman & Friedman vor wenigen Tagen ein offizielles Übernahmeangebot unterbreitet. Demnach sind sie bereit den Anteilseignern 46,00 Euro je Aktie zu zahlen, um Scout24 zu übernehmen.

Dieses Übernahmeangebot gilt vom 28. März bis zum 9. Mai 2019. Vorstand und Aufsichtsrat des Konzerns unterstützen die Offerte. Denn man verspricht sich durch solch strategische Ankerinvestoren, die sich zudem sehr gut im Markt auskennen würden, eine Fortführung der Geschäftsstrategie sowie produkttechnische Weiterentwicklungen. Interessant dabei ist, dass Hellman & Friedman bereits im Jahr 2013 schon mal eine Mehrheitsbeteiligung an Scout24 von der Deutschen Telekom erworben und die Gesellschaft dann 2015 an die Börse gebracht hat.

Die beiden potenziellen Käufer möchten gerne 50% plus eine Aktie an Scout24 erwerben, wie aus dem Übernahmeangebot weiter hervorgeht. Als Scout24 im Jahr 2015 an die Börse kam, lag die Bookbuildingspanne für den Titel übrigens zwischen 26,50 und 33,00 Euro, platziert wurde sich dann letztlich zu 30,00 Euro. Der erste Börsenkurs lag mit 30,75 Euro nur knapp über dem Emissionspreis. In der Folge stieg sie dann jedoch weiter, so dass Hellman & Friedman heute einen Aufschlag von mehr als +53% auf den damaligen Verkaufspreis bieten muss.

Bisher noch kaum Interesse der Aktionäre ihre Papiere anzudienen

Wie heute bekannt wurde, zeigen die Anteilseigner jedoch noch kaum Interesse ihre Papiere anzudienen. So seien in der ersten Woche, in der das Übernahmeangebot laufe, noch nicht einmal 500 Aktien angedient worden. Dies berichtete das eigens von Blackstone und Hellman & Friedman eingerichtete Investmentvehikel namens Pulver BidCo. Das ist eine sehr interessante Information, aus der sich gewisse Rückschlüsse ziehen lassen.

Der aktuelle Aktienkurs von Scout24 liegt bei 46,08 Euro. Es lohnt sich also schlicht und einfach für Anleger – egal ob private oder institutionelle – ihre Aktien anzudienen. Wer wirklich aussteigen möchte, kann das ja problemlos über die Börse tun und bekommt sogar noch ein klein wenig mehr Geld. Generell erscheint das vorgelegte Übernahmeangebot jedoch wenig attraktiv zu sein, wie ein Blick auf die Fundamentals zeigt.

Umsatz- und Gewinnentwicklung zuletzt sehr stark

So gelang es Scout24 nämlich von 2015 bis 2018 den Jahresumsatz von 393,6 Mio. auf zuletzt 531,7 Mio. Euro und somit um ca. +35% respektive ca. +10,5% p.a. zu steigern. Noch positiver entwickelte sich im gleichen Zeitraum der Gewinn. So stieg dieser nämlich um sage und schreibe ca. +173% respektive ca. +39,8% p.a. Alleine von 2017 auf 2018 betrug das Umsatzwachstum ca. +10,8% und das Gewinnwachstum sogar ca. +48,5%. Okay, ein so hohes Gewinnwachstum lässt sich kaum langfristig aufrecht erhalten. Aber ein Gewinnwachstum zwischen +15% und +20% p.a. sollte auch in den kommenden zwei bis drei Jahren durchaus machbar sein.

Demnach läge die faire Bewertung der Aktie durchaus bei einem KGV 2019e von über 30, ich würde hier zumindest ein KGV 2019e von 32 ansetzen. Tatsächlich wird sie aktuell jedoch, auch und gerade auf Basis des vorliegenden Übernahmeangebots, nur mit einem KGV 2019e von ca. 25 bewertet. Während die Kaufinteressenten also nur 46,00 Euro je Aktie bieten und dabei noch von Vorstand und Aufsichtsrat unterstützt werden, würde ich den fundamental fairen Wert des Titels auf mindestens 52,50 Euro, eher sogar noch auf 57,50 Euro schätzen.

Fazit: Aktionäre in einer äußerst komfortabler Situation!

Alles in allem befinden sich die Aktionäre von Scout24 somit jedoch in einer äußerst komfortablen Situation. Denn nach unten hin wird die Aktie derzeit – und wohl mindestens noch bis zum 9. Mai 2019 – durch das vorgelegte Übernahmeangebot abgesichert. Größere Kursverluste sind daher selbst bei negativen News wie einer Gewinnwarnung eigentlich nicht zu befürchten. Käme es doch dazu, würden sie ihre Aktien einfach andienen und so letztlich 46,00 Euro je Aktie kassieren. Läuft dagegen bei Scout24 alles nach Plan, ist das vorgelegte Übernahmeangebot aus meiner Sicht zu niedrig.

Das sehen wohl auch die Aktionäre ähnlich, weshalb Pulver BidCo auch erst 500 Aktien angedient bekommen hat. Aus welchem Grund auch immer Hellman & Friedman seine Aktien in 2015 für 30,00 Euro verkauft hat, das war kein guter Deal. Den Fehler versucht man nun wohl durch ein unzureichendes Übernahmeangebot einigermaßen zu minimieren. Ich kann die Aktionäre jedoch verstehen, dass sie dabei nicht mitspielen. Auch ich würde die Aktie zu 46,00 Euro nicht andienen oder verkaufen, sondern eher über die Börse (nach)kaufen. Als Kursziel nehme ich dann die goldene Mitte zwischen errechnetem Mindestwert und fairem Wert, nämlich 55,00 Euro!

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