Semperit-Aktie: Erholung schon wieder vorbei?

Die Semperit-Aktie (WKN: 870378) befindet sich seit Mitte 2021 in einem stetigen Abwärtstrend, aktuell notiert sie bei 17,60 €. Seit dem damaligen Hoch von 37 € hat sie sich halbiert. Nur dank der letzten Erholung konnte Schlimmeres vermieden werden. Sind das jetzt gute Einstiegskurse?

Die Semperit AG Holding ist ein weltweit führender Anbieter der Kautschuk- und Kunststoffindustrie. Die Geschäftsfelder untergliedern sich in die Herstellung von Industrieprodukten und Produkte im Medizinbereich, letztere insbesondere im Bereich der Schutzhandschuhe. Der international agierende Konzern hat seinen Hauptsitz in Wien.

Corona-Höhenflug

Die Aktie erlebte 2020 und 2021 pandemiebedingt eine Sonderkonjunktur. Schutzhandschuhe waren sehr stark gefragt, was zu einer deutlichen Preissteigerung für die Produkte in diesem Unternehmensbereich führte.

Diese Sondersituation führte auch zu dem extrem starken Kursanstieg während der Pandemiezeit. Diese Sonderkonjunktur ist jetzt vorbei.

Unterschiedliche Geschäftsentwicklung

Bei der Bekanntgabe der Geschäftszahlen verwies das Unternehmen auf die gegenläufige Entwicklung zwischen den beiden Segmenten. Das Industriegeschäft erfreute sich einer starken Nachfrage und konnte die Umsätze deutlich steigern.

Ganz anders sieht es im Medizinbereich aus. Hier brach das Geschäft mit den Schutzhandschuhen stark ein. Bei den Vergleichen mit den Vorjahreswerten muss man jedoch immer die Sonderkonjunktur relativieren.

Gesamtumsatz sinkt

Mit der Bekanntgabe der Geschäftszahlen für die ersten neun Monate wurde ersichtlich, dass die gute Entwicklung während der Pandemie vorbei ist. Auf Konzernebene sank der Gesamtumsatz während dieser Zeit um -10,4% auf 829,6 Millionen €.

Der Umsatz im Industriebereich stieg um 36% auf 558,4 Millionen €. Hierfür verantwortlich war die Weitergabe der gestiegenen Kosten an die Kunden. Zudem war die Nachfrage sehr hoch.

Der Umsatz im Medizinbereich sank um -47,5% auf 271,2 Millionen €. Hier konnten die gestiegenen Preise nicht weitergegeben werden. Die Nachfrage nach Schutzhandschuhen sank rapide. Lässt man die Sonderkonjunktur während der Pandemie unberücksichtigt, ist der Rückgang beim Umsatz deutlich geringer.

Der rückläufige Umsatz sowie die gestiegenen Kosten für Energie, Personal und sonstiger Kosten führen dazu, dass das operative EBITDA um -73,5% auf 85,9 Millionen € zurückging. Die sich daraus ergebende EBITDA-Marge sank von 35% auf 10,3%.

Ausblick aufs Gesamtjahr unverändert

Die Prognose vom März wurde bestätigt. Demnach erwartet man ein operatives EBITDA von 100 bis 120 Millionen €. Im vierten Quartal geht man im Medizinbereich wieder von schwachen Zahlen aus.

Transformation des Unternehmens angestrebt

Seitens des Konzerns ist eine Transformation ausschließlich auf den industriellen Bereich vorgesehen. Hier prognostiziert man für die Zukunft eine steigende Nachfrage, ebenfalls ist die Marge in diesem Bereich deutlich höher.

CEO Karl Haider kommentiert die Geschäftsentwicklung und die Transformation so:

Im Sektor Industrie ist es uns jedoch auch in dieser Berichtsperiode gelungen, dem schwierigen Marktumfeld und der zunehmend abkühlenden Wirtschaftskonjunktur mit einer starken Performance zu trotzen. Das untermauert einmal mehr, dass die konsequente Weiterverfolgung der Transformation unserer Gruppe zum Industriegummispezialisten der richtige Weg ist. Die Trennung vom Sektor Medizin steht nach dem Ende der pandemiebedingten Sonderkonjunktur und der nun gegebenen Marktdynamik am Markt für Untersuchungs- und Schutzhandschuhe seit diesem Sommer wieder im Vordergrund. Wir setzen sukzessive nächste Schritte in Richtung einer zeitnahen Trennung und haben erste Gespräche mit potenziellen Kaufinteressenten aufgenommen.

Ist die Aktie jetzt günstig bewertet?

Wenn man den Kursrückgang rein charttechnisch betrachtet, könnte man zu dem Schluss kommen, dass die Semperit-Aktie vom Abwärtstrend in einen Aufwärtstrend übergeht. Im Vergleich zum Kursniveau vor der Pandemie notiert sie immer noch höher.

Durch die vorgesehene Transformation hin zu einem Hersteller von Industrieprodukten könnten sich neue Perspektiven für das Papier eröffnen. Dann würde sich die Ertragslage deutlich verändern, zukünftig wäre mit höheren Ergebnissen zu rechnen, insbesondere einer höheren Marge.

Dieses Szenario dürften auch die Analysten mit ihrer Bewertung eingepreist haben, deren mittlerer Zielkurs liegt bei 27 €. Sollte der Verkauf gelingen, ist die jetzige Marktkapitalisierung von 394 Millionen € gering.

Abspaltung und Preisfindung für Medizinbereich unsicher

Meiner Meinung nach ist die Aktie beim Gelingen der Transformation unterbewertet. Anleger sollten dennoch vorläufig vom Kauf absehen. Erst wenn die Abspaltung und der Verkauf konkret werden, ist mit einer deutlichen Kurssteigerung zu rechnen. Problematisch könnte auch der Verkaufspreis sein.

Ich sehe vorerst kein allzu großes Potenzial. Der starke Kursanstieg der letzten Wochen konnte nicht gehalten werden. Wenn sich die Konsolidierung fortsetzt, können Kurse um 16 € wieder zur Realität werden.

Nicht zu unterschätzen aus Sicht der Anleger ist die gute Dividende des Unternehmens. In diesem Jahr wurden 1,50 € je Aktie ausgeschüttet, was beim aktuellen Kurs einer Dividendenrendite von rund 8,5% entspricht.

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