Siemens Energy-Aktie: Wind-Comeback als Kurs-Booster?

Die Siemens-Energy-Aktie hat in den letzten Monaten beeindruckende Kursgewinne erzielt und sich deutlich erholt. Nach dem tiefen Fall im vergangenen Jahr scheint sich der DAX-Konzern wieder zu stabilisieren. Jetzt gibt es Neuigkeiten aus der Windkraftsparte, die den Titel erneut in den Fokus der Anleger rücken könnten. Steht die Aktie vor einer weiteren Aufwärtsbewegung oder droht eine Korrektur?

Wiederaufnahme des Turbinen-Verkaufs

Vor einigen Wochen wurde der Schritt schon angekündigt, jetzt ist es endlich so weit: Siemens Energy bringt den Verkauf seiner problembehafteten 4.X-Windturbine zurück auf den Markt.

Das teilte der Konzern am Donnerstag mit und betonte: „Die Rückkehr zu wirtschaftlichem Erfolg hat weiterhin oberste Priorität.“ Der Vertrieb soll dabei schrittweise und vorerst in ausgewählten Märkten stattfinden. Die ersten Verkäufe sollen, Insidern zufolge, vorwiegend in Südeuropa starten, wobei sowohl bindende als auch unverbindliche Gebote möglich sind. Einige Kunden wurden demnach bereits angesprochen.

Im August hatte Siemens Energy angekündigt, das Modell 4.X bis zum Ende des Geschäftsjahres 2024 (Ende September) wieder in den Vertrieb aufzunehmen. Auch wenn der Verkauf nun anläuft, erwartet das Unternehmen zunächst nur moderate Umsätze. Der Verkauf des Nachfolgemodells 5.X wird voraussichtlich im Geschäftsjahr 2025 wieder starten. Beide Modelle standen im Zentrum einer Qualitätskrise, die den Konzern zu Milliardenverlusten zwang.

Starker Kursanstieg seit Herbst 2023

Seit dem dramatischen Kursabsturz Ende Oktober 2023, als Siemens Energy das Bundeswirtschaftsministerium um Staatsgarantien in Milliardenhöhe bat, hat sich die Aktie stark erholt. Mit einem Plus von über +275% seit diesem Tief hat der Titel eine beeindruckende Aufwärtsbewegung hingelegt und eine Menge Fallhöhe aufgebaut.

Qualitätsprobleme und ihr Impact

Die Probleme mit den Windturbinen 4.X und 5.X haben Siemens Gamesa, die Windkrafttochter des Konzerns, in eine tiefe Krise gestürzt. Massive Qualitätsmängel führten nicht nur zu Produktionsstopps, sondern verursachten auch erhebliche finanzielle Verluste. Siemens Energy musste rund 1,6 Milliarden € zurückstellen, um die Probleme zu beheben.

Der Konzern musste eine umfassende Ursachenanalyse der Qualitätsmängel durchführen. Die schrittweise Rückkehr der 4.X-Windturbine in den Markt soll nun auch Vertrauen zurückgewinnen und zeigen, dass die technischen Herausforderungen gemeistert wurden.

Optimismus mit Vorsicht

Für den Konzern ist dies ein wichtiger Schritt, um im stark umkämpften Windkraftmarkt wieder Fuß zu fassen.

Analysten warnen jedoch vor übertriebenem Optimismus: Die Marktbedingungen bleiben herausfordernd, insbesondere angesichts des harten Wettbewerbs und der steigenden Rohstoffpreise. Zudem sind die Probleme in der Windkraftsparte schließlich noch nicht ohne jeden Zweifel behoben. Die Kursziele der Markt-Experten deuten derzeit nur auf sehr beschränktes Aufwärtspotenzial der Siemens Energy-Aktie.

Auch wenn die Wiederaufnahme des Verkaufs der 4.X-Turbinen ein positives Signal ist, bleibt das operative Umfeld angespannt. Siemens Energy muss nun beweisen, dass die technischen Mängel nachhaltig beseitigt wurden und die Marktakzeptanz zurückkehrt.

Ein langfristiges Investment?

Die Siemens-Energy-Aktie hat nach dem massiven Kurssturz im letzten Jahr einiges an Boden gutgemacht. Wer bereits investiert ist, kann drin bleiben und darauf hoffen, dass bei Gamesa ab dem kommenden Jahr endlich wieder gute und profitable Zeiten anstehen. Gelingt dies, hätte Siemens Energy die Chance, eine einmalige Marktchance zu ergreifen, was sich auch in weiterem Shareholder Value widerspiegeln würde.

Für eine Kauf-Empfehlung reicht es derzeit jedoch nicht. Die aufgeflammte Rezessionsgefahr am Markt, verbunden mit der großen Fallhöhe der Aktie, könnte in nächster Zeit zu einer starken Korrektur führen. Anleger sollten daher wachsam bleiben sowie potenzielle Rückschläge und den Rollout der überarbeiteten 4.X-Turbinen abwarten.