Siemens Energy: Deshalb stürzt die DAX-Aktie wieder ab

Schon wieder so ein heftiger Rückschlag für die Siemens-Energy-Aktie (WKN: ENER6Y): Nachdem der DAX-Titel im allgemeinen Erholungskurs drei Tage lang ordentlich Boden gut gemacht hat, stürzt er am Mittwoch wieder um -7,34% auf 11,30 € in die Tiefe. Dass wieder eine Führungskraft bei der unrentablen Windkrafttochter Gamesa ihren Hut nehmen muss, sieht für Anleger offenbar nach Verzweiflung aus. Ist hier möglicherweise Hopfen und Malz schon verloren?

Die in München ansässige Siemens Energy AG ist ein Strom- und Gaskonzern im Bereich der konventionellen und erneuerbaren Energien. Das Unternehmen hält zwei Drittel der Anteile an Siemens Gamesa Renewable Energy, die 2017 durch die Fusion des damaligen Siemens-Windkraftbereichs und der spanischen Gamesa Corporación entstand. An der Börse ist Siemens Energy derzeit 8,7 Milliarden € wert.

Gamesas Onshore-Chef muss den Hut nehmen

Dass der als Sanierer zu Gamesa entsandte Siemens-Manager Jochen Eickholt keine Angst vor schmerzhaften Entscheidungen hat, ist in Unternehmenskreisen hinlänglich bekannt. Nun hat dies Lars Bondo Krosgaard zu spüren bekommen, der Chef der Onshore-Abteilung der spanischen Windkraft-Tochter.

Krosgaard muss das Unternehmen mit sofortiger Wirkung verlassen, berichtete am Mittwochnachmittag die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf ein internes Memo, in dem Eickholt den Schritt den Angaben nach wie folgt erklärt:

Diese Entscheidung wird von der Notwendigkeit einer Veränderung aufgrund der Verluste im Onshore-Geschäft und der kontinuierlichen Unterperformance getrieben, die zu mehreren Gewinnwarnungen und massiven Abweichungen von Budgets, Prognosen, Marktplänen und Nicht-Konformitätskosten geführt hat.

Wenig später bestätigte dem Bericht zufolge ein Gamesa-Sprecher, dass die Führungskraft entlassen ist und das Unternehmen nach einem Nachfolger sucht.

Die vielen Baustellen der Gamesa-Sanierung

Bereits letzte Woche hatte Eickholt, der seit März bei Gamesa die Fäden zieht, den Rotstift angesetzt: 2.900 Arbeitsplätze sollen bis 2025 abgebaut werden, was mehr als einem Zehntel der Belegschaft entspricht. Zuvor hatte er zudem verlauten lassen, bis Ende des Jahres einen Großteil der Probleme mit den neuesten Onshore-Turbinen vom Typ 5.X beheben zu können.

Im Offshore-Bereich erwägt der Windturbinenhersteller darüber hinaus offenbar, Teile der Produktion auszulagern. So sagte der Siemens Energy-Chef Christian Bruch kürzlich dem Spiegel:

Der rapide Hochlauf der Windkraft auf See wird bei den Herstellern hohe Investitionen erfordern. […] Da muss die Frage erlaubt sein, wie viel der Produktion wir noch selbst stemmen können – oder ob wir bestimmte Fertigungsschritte bei Lieferanten bündeln wollen.

Solche Überlegungen dürften bereits eine Rolle gespielt haben, als der DAX-Konzern im Mai ein Angebot für die Komplettübernahme der spanischen Tochter abgegeben hat. Mit diesem Schritt hätte das Unternehmen deutlich mehr Optionen, um durch Synergie-Effekte oder Produktionsauslagerungen nachhaltig Kosten zu sparen. Allerdings muss der Deal noch von der Börsenaufsicht in Madrid genehmigt werden, wo Gamesa 2017 sein IPO absolviert hat.

Siemens Energy stellt die Weichen für die Zukunft

Auch wenn das traditionelle Gas & Power-Geschäft von Siemens Energy derzeit gut läuft, ist den Münchener bewusst, dass die Zukunft des Konzerns in der Windkraft liegt. Das zeigen die radikalen Maßnahmen der vergangenen Monate, mit denen das Unternehmen versucht, den Zugriff auf das unrentable Treiben bei Gamesa zu erlangen.

Ich bin optimistisch, dass sich der DAX-Konzern mit seinem beherzten Eingreifen bei Gamesa in eine gute Position bringen wird, um von dem bedeutenden Aufwärtspotenzial bis Ende des Jahrzehnts in der Windkraft-Branche zu profitieren.

In den vergangenen Quartalen ist durch die vielen bösen Überraschungen in den Geschäftsberichten jedoch viel Anlegervertrauen verloren gegangen. Einstiegsmöglichkeiten für Anleger dürften sich in den kommenden Monaten daher noch zur Genüge bieten.

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