Siemens Energy: Ist das Anleger-Vertrauen wieder zurück?
Die Siemens-Energy-Aktie (WKN: ENER6Y) klettert am Donnerstag über 13 €, nachdem die vor der Übernahme durch den Mutterkonzern stehende Windkrafttochter Gamesa überraschend starke Quartalszahlen vorgelegt hat. Der als Sanierer zu den Spaniern entsandte Jochen Eickholt nennt nun einen Zeitrahmen, um das Geschäft wieder nachhaltig profitabel zu machen. Kehrt das Anlegervertrauen bei Siemens Energy wieder zurück?
Die in München ansässige Siemens Energy AG ist ein Strom- und Gaskonzern im Bereich der konventionellen und erneuerbaren Energien. Das Unternehmen hält zwei Drittel der Anteile an Siemens Gamesa Renewable Energy und hat am Dienstag sein offizielles Angebot für die Komplettübernahme abgegeben. An der Börse ist Siemens Energy derzeit 9,2 Milliarden € wert.
Gamesa mit überraschend starken Zahlen im Schlussquartal
Die Problem-Tochter Gamesa hat das vergangene Geschäftsjahr (per Ende September) nach mehrfachen Gewinnwarnungen versöhnlich abgeschlossen. Der Windkraftanlagenbauer wies am Donnerstag für das Schlussquartal einen Nettogewinn von 286 Millionen € aus, nach einem Verlust von -258 Millionen € im Vorjahr. Profitieren konnte das spanische Unternehmen dabei von dem Verkauf von Projekten in Südeuropa.
Anzeichen einer Besserung zeigten sich auch bei den Q4-Einnahmen: So erhöhte sich der Umsatz um knapp +18% auf 3,37 Milliarden € und lag damit über den Erwartungen der Analysten. Das operative Ergebnis (EBIT) war mit 375 Millionen € ebenfalls besser als erwartet.
Für das Gesamtjahr 2021/22 schrieb Gamesa jedoch tiefrote Zahlen: Das bereinigte EBIT verschlechterte sich gegenüber dem Vorjahr von -96 Millionen € auf -581 Millionen €. Unter dem Strich stand ein Nettoverlust von -940 Millionen €. Die Kerngewinnmarge in dem Jahr, das am 30. September endete, lag damit bei -5,9% und damit unter der eigenen Prognose vom August (-5,5%).
Die Spanier begründeten dies mit der unerwartet hohen Inflation bei den direkten Materialkosten, Lieferkettenengpässe, Projektverschiebungen, Qualitätsmängel und hausgemachten Problemen mit ihrer neuen Landturbine 5.X.
Windkraft-Geschäft bleibt vorerst verlustträchtig
Der als Sanierer angetretene Gamesa-Vorstandschef Jochen Eickholt sieht auch im laufenden Geschäftsjahr 2022/23 noch keine durchgreifende Besserung bei dem spanischen Windanlagenbauer – auch wenn er sich angesichts eines Rekordauftragsbestands von rund 35 Milliarden € zuversichtlich gibt. Nachhaltige Fortschritte stellt der Siemens-Manager sogar erst für 2025 in Aussicht.
Mit der Voll-Integration in Siemens Energy und dem laufenden Sanierungsprogramm sieht Eickholt den Windkraft-Spezialisten jedoch gewappnet für weitere Marktverwerfungen. Der Gamesa-CEO hatte unter anderem den Abbau von 2.900 Stellen angekündigt. Angesichts des veränderten Umfelds und der Kostensteigerungen müsse auch der Bestand an Projekten überprüft werden, so der Unternehmenslenker.
Neues Anlegervertrauen?
Der Gamesa-Ausblick macht deutlich, dass die schwierige Rentabilitätssituation in der Windkraftbranche auch in den kommenden 12 bis 24 Monaten Bestand haben wird. Auf der anderen Seite spiegeln die überraschend starken Q4-Ergebnisse der Spanier erste Fortschritte der rigorosen Sanierungsmaßnahmen wider.
Auch wenn das „Gas & Power“-Kerngeschäft des Mutterkonzerns Siemens Energy zurzeit deutlich besser läuft, ist den Münchener absolut bewusst, dass ihre Zukunft in der Windenergie liegt.
Mit der vollen Kontrolle über die Gamesa-Geschäfte dürfte der DAX-Konzern bald in einer guten Position sein, um nachhaltig Kosten zu sparen und von der enormen Upside in der Windkraft-Branche zu profitieren.
Seit einem Monat hat sich die Siemens-Energy-Aktie um fast +20% auf 13 € erholt und auch nach den Gamesa-Zahlen am Donnerstag klettert der Titel um +0,5% weiter. Nach all den bösen Überraschungen scheint bei den Anlegern des DAX-Konzern wieder etwas Vertrauen zurückgekehrt zu sein.
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