Siemens Energy: So könnte der Turnaround gelingen

21.01.22

Die spanische Gamesa hat Siemens Energy (WKN: ENER6Y) einmal mehr einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aufgrund schwächerer Aussichten der Windkraft-Tochter senkt der Strom- und Gaskonzern seine Prognose für das Geschäftsjahr 2022 und überprüft auch die Erwartungen für 2023. Die Siemens-Energy-Aktie ist bis zum Mittag um knapp -12% eingesackt und wird derzeit für 20,20 € gehandelt. Für einen Turnaround im Onshore-Geschäft sollte Siemens Energy das unrentable Eigenleben der Spanier bald beenden.

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Die Siemens Energy AG mit Sitz in München ist spezialisiert auf die Erzeugung und Verteilung von Strom und Gas. Der Konzern hält 67% der Anteile von Siemens Gamesa Renewable Energy, die 2017 durch die Fusion des damaligen Siemens-Windkraftbereichs und der spanischen Gamesa Corporación entstand.

Gewinnwarnung nach schwachem ersten Quartal

Nach erneut enttäuschenden Quartalszahlen der Windkraft-Tochter musste Siemens Energy seine Erwartungen für das Geschäftsjahr 2022 (per Ende September) bereits nach drei Monaten senken. Beim Umsatz (ohne Währungsumrechnungs- und Portfolioeffekte) rechnet der Vorstand im Vorjahresvergleich nun mit einer Entwicklung zwischen -2 und +3% gegenüber der bisherigen Bandbreite von -1 bis +3%.

Die angepasste EBITA-Marge (Umsatzrendite) vor Sondereffekten soll zwischen +2 und +4% (zuvor +3 bis +5%) liegen. Zudem will der DAX-Konzern seinen Umsatzrenditeausblick für das Geschäftsjahr 2023 überprüfen. Bislang ging er von einer Spanne zwischen +6,5 und +8,5% aus.

Darüber hinaus gab Siemens Energy auch vorläufige Geschäftszahlen für das erste Quartal bekannt. So stieg der Auftragseingang zwischen Oktober und Dezember überraschend stark um 10% auf 8,33 Milliarden €. Mit einem Umsatz von 5,96 Milliarden € verfehlte der Stromkonzern jedoch nicht nur den Vorjahreswert um 11%, sondern blieb auch deutlich unter den Analystenschätzungen. Die operative Umsatzrendite (EBITA-Marge) lag bei -1% (Vorjahr: +3,7%), der Konsens hatte bei 1,4% gelegen.

Dabei kam dem Konzern noch zugute, dass die operativen Ergebnisse in der Sparte Gas & Power deutlich besser ausfielen als gedacht. Das traditionelle Geschäft habe einen „sehr soliden Start“ ins Geschäftsjahr hingelegt, hieß es in der Konzernmitteilung vom späten Donnerstagabend.

Hausgemachte Probleme bei Gamesa

Seitdem Siemens seine Windkraft-Sparte 2017 mit dem spanischen Konkurrenten Gamesa zusammengeschlossen hat, überraschte die neue Siemens-Energy-Tochter bereits mehrmals mit Gewinnwarnungen. Bei den Münchenern steigt nun der Unmut über die spanische Tochter und auch Investoren sehen den Windkraftanlagen-Hersteller mit wachsender Sorge.

Wie alle Anbieter in der Branche leidet Gamesa unter den stark gestiegenen Rohstoffpreisen und klagt über Corona-bedingte Nachschubprobleme und Projektverzögerungen. Daneben zehrte in den vergangenen Jahren ein harter Preiswettbewerb an den Margen der Hersteller.

Die größten Baustellen bei den Spaniern sind jedoch hausgemacht. So hakt es gewaltig beim Hochlauf der neuen Windkraftanlagen-Generation 5.X. Auf das bislang unrentable Projekt musste der Konzern zuletzt hohe Millionenabschreibungen vornehmen.

Windkraftbranche weiterhin mit guten Perspektiven

Langfristig sind die Perspektiven in der Windenergiebranche jedoch gut: Damit die EU ihre neuen Klimaziele erreichen kann, sind laut Branchenverband Wind Europe in den nächsten 10 Jahren 450 Gigawatt an neuen Windkraftkapazitäten erforderlich. Aktuell kommen jährlich etwa 15 Gigawatt hinzu, somit gibt es viel Aufwärtspotenzial.

Entsprechend sollte die Zukunft von Siemens Energy eigentlich beim Windkraft-Geschäft des Tochterunternehmens liegen. Aus dem Hoffnungsträger Siemens Gamesa ist für den deutschen Energiekonzern jedoch ein Sorgenkind geworden.

Komplettübernahme notwendig?

Auf das defizitäre Treiben der spanischen Tochter hat Siemens Energy mit seiner Zwei-Drittel-Mehrheit jedoch nur bedingten Zugriff, Gamesa ist schließlich ein eigenständiges börsennotiertes Unternehmen.

Im Sommer sagte Siemens-Energy-CEO Christian Bruch noch, dass der Kauf der restlichen Anteile des Tochterkonzerns derzeit keine Option sei. Für eine Komplettübernahme fehlt Siemens Energy nach Einschätzung von Branchenkreisen derzeit das Geld.

Will der DAX-Konzern die Anleger jedoch glaubhaft davon überzeugen, den Turnaround im Onshore-Geschäft packen zu können, sollte er das unrentable Eigenleben der Spanier bald beenden.

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