Siemens Energy: Top-Analyst skeptisch, Contrarians sehen Chance

Die Siemens Energy-Aktie (WKN: ENER6Y) muss nach ihrem starken Rebound der vergangenen Wochen einen Rückschlag einstecken. Die Aktie fällt am Freitagmorgen in der Spitze um -4% auf 11,15 €, nachdem die wohl einflussreichste US-Investmentbank eine skeptische Analyse veröffentlicht hat. 3 Schlüsselfaktoren sprechen allerdings dafür, dass sich bei dem DAX-Titel für könträre Investoren nun aussichtsreiche Chancen eröffnen.

JPMorgan dampft Kursziel ein, Aktie fällt

Die Siemens-Energy-Aktie ist am Freitagmorgen nach einem negativen Analystenkommentar um -4% auf 11,15 € abgerutscht. Ausgerechnet die wohl einflussreichste US-Investmentbank JPMorgan hat den Daumen gesenkt. In der seit wenigen Stunden vorliegenden Studie stuft das Geldhaus den DAX-Titel ab von „Neutral“ auf „Underweight“ und senkt das Kursziel radikal von 13,80 auf 9,20 US$.

Die Optimisten konzentrierten sich auf die Summe aller Teile des Energiekonzerns, schrieb JPM-Analyst Akash Gupta. Es fehle jedoch ein klarer Weg, der zu realisieren sei. Derweil gingen die Debatten um eine möglicherweise doch nötige Stärkung der Bilanz weiter, So Gupta.

Bilanz wieder aufpoliert

Die Verunsicherung der Siemens-Energy-Anleger angesichts der skeptischen JPM-Studie sind nicht überraschend. Vor knapp vier Woche schien schließlich Ruhe eingekehrt zu sein. Mit dem Abschluss des Garantiepakets hatte sich der DAX-Konzern bilanziell Luft verschafft.

Darüber hinaus sollte ein Milliardengeschäft in Indien die operativen Wogen weiter glätten. So haben sich die Münchener gemeinsam mit ihrem Großaktionär Siemens darauf geeinigt, Anteile an einem gemeinsam gehaltenen Unternehmen in dem Land zu verkaufen. Siemens übernimmt drei Viertel der 24%-Beteiligung von Siemens Energy, was dem Energietechnikkonzern rund 2,1 Milliarden € in die Kasse spült.

Die Prognosen deuten auf Erholung

Die geschäftlichen Aussichten von Siemens Energy ließen zuletzt ebenfalls auf eine nachhaltige Kurserholung hoffen. So rechnet das Management für das Gesamtjahr 2023/24 (per Ende September) wieder mit einem Nettogewinn von bis zu 1 Milliarde €, nachdem im Vorjahr ein Nettoverlust von 4,59 Milliarden € zu Buche stand.

Umsatzseitig wird ein Wachstum von 3 bis 7% prognostiziert, während der freie Cashflow vor Steuern den Angaben nach in der Nähe von minus 1 Milliarde € liegen dürfte.

Die Windsparte Gamesa wird laut der internen Analyse nun voraussichtlich im Geschäftsjahr 2025/26 die Gewinnschwelle erreichen, zwei Jahre später als bisher erwartet. Qualitätsprobleme im Onshore-Geschäft und Anlaufschwierigkeiten im Offshore-Bereich haben das Konzernergebnis zuletzt stark beeinträchtigt.

Konträre Investoren nutzen die Kursschwäche

Vor einem Monat hatte ich schon darauf hingewiesen, dass bei Siemens Energy mit den Risiken auch große Chancen verbunden sind – vorausgesetzt, der Konzern kann die von JPM-Analyst Gupta genannten Einzelteile zu einem kohärenten Ganzen vereinen. Das Kerngeschäft läuft schließlich sehr stabil und als bedeutender deutscher Windanlagenbauer mit einem 100-Milliarden-€-Auftragsbuch ist man in einer ausgezeichneten Position, von der Energiewende zu profitieren.

Für risikobewusste Anleger mit Contrarian-Tendenzen ist die DAX-Aktie aus meiner Sicht weiterhin eine spannende Wette auf die europaweite Energie-Transformation. Sie können den jüngsten Kursrücksetzer für (Nach-)Käufe nutzen.