Siltronic: Es ist zuletzt still um die Aktie geworden, aber...

Sascha
18.11.19

Noch vor rund einem Jahr war die Aktie des Wafer-Produzenten Siltronic (WKN: WAF300) fast täglich auf der Gewinner- oder Verliererliste zu finden und wurde dementsprechend stark diskutiert.

Übergeordnet aber fiel die Aktie, die noch wenige Wochen zuvor ein Allzeithoch bei knapp 160 Euro markieren konnte, immer weiter zurück. Sowohl aus fundamentaler wie auch aus charttechnischer Sicht ließ sich daher damals ein Kursziel zwischen 40 und 45 Euro herleiten, dass ich auch ausgegeben hatte. Ganz so falsch lag ich damit dann letzten Endes auch gar nicht, denn im Tief fiel die Aktie tatsächlich auf rund 50 Euro zurück.

Seitdem jedoch hat der Titel wieder deutliche Zugewinne verbuchen können und wird heute schon wieder knapp unterhalb der Marke von 80 Euro gehandelt. Jetzt stellt sich natürlich die Frage, ob der Abwärtstrend als überwunden angesehen werden kann oder nicht. Wäre dies nämlich der Fall, hätte die Aktie sicherlich noch Luft nach oben. Wenn aber nicht, wäre durchaus auch wieder ein Rückfall auf die Korrekturtiefs vom letzten Jahr oder sogar darunter möglich.

CFO Rainer Irle hat Anleger in die Irre geführt – und sollte gehen!

Bevor ich zur Geschäftsentwicklung sowie den Aussichten für diese komme, möchte ich noch einmal auf eine Personalie zu sprechen kommen. Denn ich habe in der Vergangenheit den Finanzvorstand von Siltronic, Rainer Irle, mehrfach (siehe hier, hier oder auch hier) hart kritisiert und gefordert, dass er seinen Hut nehmen sollte. An dieser, meiner Meinung hat sich zwischenzeitlich nicht geändert. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass ein Topmanager eines Unternehmens, der die eigenen Aktionäre an der Nase herumführt, nicht tragbar ist.

Nichts anderes aber hat Herr Irle getan, wenn er Ende vergangenen Jahres noch jedem erzählte wie gut und rund die Geschäfte bei Siltronic laufen würden, nur um dann wenige Wochen später gleich mehrere Umsatz- und Gewinnwarnungen ausgeben zu müssen. Aber lassen wir diese unrühmliche Vergangenheit ruhen – und konzentrieren uns jetzt an dieser Stelle wieder auf die Gegenwart bzw. die Zukunft. Zumal insbesondere letztere bekanntlich an der Börse gehandelt wird.

Grundsätzlich ist es so, dass bisher der auch von mir erwartete zyklische Rückgang in der Chipbranche ausblieb beziehungsweise nicht so stark ausfiel wie erwartet. Früher oder später aber wird der typische Schweinezyklus der Branche hier wieder zuschlagen. Zumal er im Bereich der Wafer, die ja ein Vorprodukt der Computerchips darstellen, ja in gewisser Weise durchaus schon zugeschlagen hat.

CEO Dr. Christoph von Plotho sieht langfristig noch großes Wachstumspotenzial

So haben zuletzt mehrere Unternehmen der Branche ihre Kapazitäten erhöht. Zugleich sprach Siltronic-CEO Dr. Christoph von Plotho kürzlich in einem Interview davon, dass man nach wie vor einen Nachfragerückgang sehe. Dies wirke sich natürlich nicht bei den langfristigen Lieferverträgen aus, jedoch durchaus bei kurzfristigeren. So verzeichne man auf Quartalsebene durchaus nach wie vor Preisrückgänge.

Insofern sei das Marktumfeld herausfordernd, wenngleich 2019 – nach einem furiosen Geschäftsjahr 2018 – immer noch das zweitbeste in der Unternehmensgeschichte sei. Auch seien die langfristigen Megatrends wie Automatisierung, Digitalisierung, Miniaturisierung und Mobilität nach wie vor intakt, so dass er sich langfristig wenig Sorgen um Siltronic mache. Alles in allem erscheint der CEO von Siltronic somit deutlich seriöser als sein Finanzvorstand!

Fazit: Mittel- bis langfristig interessante Aktie, aber...

Insgesamt hat von Plotho gleich fünf große Wachstumsbereiche für sein Unternehmen identifiziert: PCs/Laptops, Server, Smartphones, industrielle Anwendungen sowie die Automobilindustrie, wobei sich letztere durch die Transformation hin zur Elektromobilität sowie dem Trend zum autonomen Fahren in einem ganz besonderen Umbruch befindet. Allerdings befinden sich derzeit zahlreiche dieser Branchen in einer Krise, insbesondere natürlich die Automobilindustrie.

Zusammen genommen ergibt sich somit folgendes Bild: Kurzfristig mag es bei Siltronic gar nicht so schlecht laufen, das Jahr 2019 war aber schlechter als das Vorjahr. Stand heute ist auch noch nicht sicher, dass 2020 wieder besser wird. Insofern besteht kurzfristig durchaus die Möglichkeit, dass die Aktie nochmal in Richtung ihrer Tiefs zurückfällt. Sollte sie sogar darunter fallen, würde sie sogar ein charttechnisches Verkaufssignal mit Kursziel um 40 Euro generieren. Auf dem Weg dorthin gibt es jedoch noch charttechnische Supports um 70/72 sowie 60 Euro.

Abgeschlossen würde die Korrekturbewegung, in der sich die Aktie prinzipiell noch immer befindet, erst mit einem Kursanstieg über 85 Euro sowie nachhaltig über 100/102 Euro. Insbesondere mit einem Kursanstieg, der die Aktie nachhaltig über 100/102 Euro katapultiert, würde hier ein charttechnisches Kaufsignal mit Kursziel 125 Euro generiert. Anschließend wäre dann eine Fortsetzung der Kursrally bis 150 Euro sowie möglicherweise sogar zum bisherigen Allzeithoch knapp unter 160 Euro möglich. Schaun mer mal...


Zugehörige Kategorien: Dividenden Technologie