Siltronic: Es könnte erst noch sehr viel schlechter werden...
Wenn man über die Aktie des Waferproduzenten Siltronic (WKN: WAF300) schreibt, kommt man nicht umhin auch ein, zwei Sätze über den Mutterkonzern Wacker Chemie zu verlieren. Denn dieser hat einst das sehr zyklische Wafergeschäft in Siltronic ausgegliedert und als eigenständiges Unternehmen an die Börse gebracht. Gleiches soll übrigens über kurz oder lang mit dem Geschäftsbereich Solarsilizium passieren. Insofern dürfte sich das Management von Wacker Chemie zur Zeit sehr über die aktuelle Wiederbelebung der Solarbranche freuen.
Im Prinzip müsste diese, größtenteils unerwartete, Wiederbelebung der Solarbranche daher auch die Aktie von Wacker Chemie beflügeln. Bisher ist das jedoch noch nicht passiert und auch dafür gibt es gute Gründe. Der wohl beste Grund ist dabei leider ausgerechnet Siltronic. Denn während die Solarbranche gerade ihre Wiederauferstehung feiert, sieht es in der Chipbranche eher mau aus. Die einzig gute Nachricht dabei ist, dass die kommende Krise der Branche wohl letzten Endes relativ kurz ausfallen dürfte.
Denn Chips werden angesichts neuer Trends wie dem Autonomen Fahren, Big Data oder auch Künstlicher Intelligenz noch längere Zeit sehr gefragt sein. Trotzdem kann es auch innerhalb eines Booms kurzfristig zu den – für die Chipbranche typischen – Zyklen kommen. So gesehen seinerzeit auch beim Internet, dass sich trotz "Dotcom Bubble" respektive Platzen eben jener Spekulationsblase immer weiter entwickelt und letzten Endes dann eben doch durchgesetzt hat.
Wenn Analysten eine neue Normalität ausrufen ist höchste Vorsicht angebracht!
Lassen Sie sich daher bitte nicht täuschen, wenn Analysten eine neue Normalität ausrufen, in der es in der Chipbranche keine Zyklen mehr geben soll. Es gab sie immer und es wird sie weiterhin geben, wenngleich sie möglicherweise etwas länger andauern als früher. Wer dies nicht glauben möchte, schaue sich einfach den Kursverlauf vieler Chipwerte im November/Dezember vergangenen Jahres an – also zu einer Zeit, in der der Gesamtmarkt korrigierte.
Aktuell stehen wir höchstwahrscheinlich vor einer neuen, möglicherweise sogar weltweiten Rezession. Dies ist angesichts eines globalen Wirtschaftsbooms seit Ende der Finanzkrise im März 2009 letztlich eine ganz normale Entwicklung. Wenngleich selbst ich zugeben muss, dass die von US-Präsident Donald Trump initiierten Handelskonflikte sicherlich auch nicht gerade zu einer Entspannung der Lage beitragen. Aber allein verantwortlich dafür ist Trump eben auch nicht!
Aktie erscheint auf den ersten Blick fundamental günstig bewertet, aber...
Jetzt könnte man natürlich argumentieren, dass sich die Aktie von Siltronic schon im Rahmen der Korrektur im November/Dezember vergangenen Jahres mehr als halbiert hat. Daher erscheint die fundamentale Bewertung mit einem KUV 2019e von inzwischen nur noch ca. 1,33 sowie einem KGV 2019e von nur noch ca. sechs auf den ersten Blick sogar recht günstig. Allerdings sollte man sich als Anleger dann durchaus mal vor Augen führen, wie die Aktie in der letzten "Krise" der Chipbranche – als Siltronic von Wacker Chemie ausgegliedert wurde – bewertet wurde.
Seinerzeit stand die Aktie um 12,00 Euro, so dass sich die Market Cap. auf weniger als 360 Mio. Euro belief. Demgegenüber stand damals ein Jahresumsatz von gut 933 Mio. Euro bei einem EBIT von knapp 18 Mio. Euro. Somit wurde die Aktie zu dieser Zeit mit einem KUV von nur ca. 0,38 sowie einem KGV von ca. 78 bewertet. Ein KGV von fast 80 konnte man der Aktie jedoch nur zugestehen, weil ein nachhaltiger Turn-Around absehbar war. Wenn man die Aktie daher auf Basis historischer Daten bewerten möchte, muss man schon das damalige KUV von ca. 0,38 heranziehen.
Tut man dies, so würde der fundamental faire Wert heute bei 0,38x 1,4 Mrd. Euro und somit bei ca. 532 Mio. Euro liegen. Dies wiederum würde einem Aktienkurs von nur noch knapp 18,00 Euro entsprechen. Keine Angst, ganz so tief sehe selbst ich – als Pessimist – die Aktie nicht abstürzen. Denn immerhin hat das Management in den vergangenen Jahren einige positive Leistungen vollbracht, so dass das Unternehmen insgesamt heute viel besser aufgestellt ist als kurz nach der Abspaltung von Wacker Chemie im Jahr 2016.
Fazit: Weitere Korrekturziele bei 52,00 sowie später 40,00 Euro
Aber das die Aktie, die zu Höchstkursen von über 160,00 Euro absurd hoch bewertet war, kurzfristig wohl noch etwas Luft ablassen muss, steht für mich nahezu außer Zweifel. So halte ich ja schon die aktuelle fundamentale Bewertung der Aktie für zu hoch. Doch auch charttechnisch sieht es kritisch aus. So fiel die Aktie zuletzt unter das Korrekturtief vom vergangenen Dezember, was einerseits eine eklatante relative Schwäche des Titels zeigt sowie andererseits zur Generierung eines neuen charttechnischen Verkaufssignals geführt hat.
Das erste Kursziel auf Basis dieses Verkaufssignals liegt dabei im Bereich um 52,00 Euro. Hier könnte es dann zu einer Konsolidierung oder sogar leichten Gegenbewegung der Aktie kommen, ehe sie möglicherweise nochmals Fahrt nach unten aufnimmt. Für auskorrigiert würde ich den Titel erst halten, wenn wir Kurse um oder leicht unter 40,00 Euro sehen. Dies halte ich für durchaus realistisch. Wobei es eine Nachricht gäbe, die das in meinen Augen noch verhindern könnte, nämlich der Abschied von Finanzvorstand (CFO) Rainer Irle.