Singulus: Akute Bestandsgefährdung trotz Großauftrag!

14.12.16

Ein Großauftrag aus China führt heute bei Singulus (WKN: A1681X) zu euphorischen Kursgewinnen. Das Unternehmen bleibt ein Sanierungsfall und die Aktie hochspekulativ. Anleger sollten Gewinne sichern.

Der Hersteller von innovativen Beschichtungssystemen gab heute bekannt, dass man einen weiteren Geldeingang im Zusammenhang mit dem zuvor verkündeten Großauftrag aus China verbuchen konnte. Das Geld kam von der China National Building Materials, die zwei neue Produktionsstandorte bauen wird und Singulus hierfür mit einem Auftrag zum Bau von Produktionsanlagen für Dünnschichtsolarmodule mit der CIGS-Technologie über insgesamt 300 MW beglückt hat. Der Auftrag besitzt ein Volumen von 110 Mio. € und soll vor allem 2017 umsatzwirksam werden und den Turnaround in die Gewinnzone bewirken.

Schuldenschnitt verhinderte bisher die Insolvenz

Noch vor einem Jahr hätten die meisten Anleger wohl keinen Pfifferling auf Singulus verwettet. Im Grunde wäre diese Zurückhaltung angesichts der horrenden Kursverluste, auch in diesem Jahr, richtig gewesen. Doch immerhin konnte man sich mit den Kreditoren einigen und einen Schuldenschnitt sowie eine Kapitalerhöhung durchziehen. Der Auftrag aus China war dann so gewaltig, dass man zumindest vorerst eine Pleite abwenden konnte. Mit einem Kursrückgang von fast -99% in den letzten drei Jahren kommt diese Rettung dennoch spät und für viele Anleger einem Komplettverlust gleich.

Die Besitzer der Anleihen beziehungsweise Teilschuldverschreibungen erhielten immerhin 96 neue Aktien je 1.000 € Nennbetrag. Diese neuen Aktien besitzen nun einen Wert von rund 400 €. Zum Zeitpunkt des Umtauschs war dieses Paket lediglich 300 € wert.

Turnaround auf 2017 vertagt

Im Zahlenwerk finden sich immerhin vereinzelt optimistische Anhaltspunkte. So meldete Singulus Mitte November seine Neunmonatszahlen per 30. September.

In den ersten neun Monaten 2016 wurde mit 36,7 Mio. nach 57,7 Mio. €. abermals ein geringerer Umsatz erzielt wie im Vorjahr und das Ergebnis vor Steuern und vor Abschreibungen verschlechterte sich von -11 auf -13 Mio. €. Dies bedeutete eine weitere große Verfehlung der Prognose, die bereits am 1. Juni herabgesetzt wurde.

Ein Hoffnungsschimmer sind der solide Auftragsbestand von 134 Mio. € sowie ein Auftragseingang von 144 Mio. €. Diese Werte stellen eine deutliche Verbesserung zum Vorjahr dar als man sich kurz vor der der Pleite befand und lediglich 40 Mio. € Auftragsvolumen aufwies.

Jedoch merkte Singulus in seinem letzten Quartalsbericht an, dass die Nichtausführung des CNBM-Auftrages «bestandsgefährdend» sei.

Finanzsituation angespannt

Einer Bilanzsumme von 91 Mio. € und 79,4 Mio. € Schulden steht eine hauchdünne Eigenkapitaldecke von 11,8 Mio. € gegenüber. Immerhin besaß man noch 27 Mio. € an Liquidität. Das heißt, dass zumindest ein Überleben der Gesellschaft möglich ist, bis die neuen Aufträge Umsätze generieren. Auch der operative Cashflow entwickelte sich 2016 positiv. Dennoch: Die Abhängigkeit von wenigen Großaufträgen ist nicht gerade komfortabel.

Fokus auf Solartechnologie und Halbleiter

Der Geschäftsbereich Blu-Ray-Disc, in dem Singulus Weltmarktführer ist, entwickelt sich sehr schlecht. Dies liegt daran, dass immer mehr Formate online gehen und nur wenige Abspielgeräte vermarktet werden, selbst wenn das neue 4K-Format und die Speicherkapazität von 100 GB durchaus attraktiv anmuten.

Die große Hoffnung beruht auf der Solartechnologie. Photovoltaikmodule mit CIGS-Dünnschichttechnologie erzeugen Strom für unter 0,05 €/kWh und können selbst mit Kohlekraftwerken mithalten. Singulus besitzt ferner, mit SILEX II, eine technologisch hochentwickelte Ätztechnologie, welche in der Produktion von Heterojunction (HJT) Solarzellen eingesetzt werden. Singulus hofft, dass mehr Hersteller diese Technologien zur Effizienzsteigerung ihrer Solarfabriken nachfragen.

Ein abschließendes Urteil zur Singulus-Aktie ist zurzeit nicht möglich und die Aktie darum eine Spekulation. Wir bleiben bei unserem bisher gegebenen Votum, dass sich die Aktie nur für risikofreudige Anleger eignet. Aufgrund der geringen Eigenkapitaldecke und einer Marktkapitalisierung von über 30 Mio. € sehen wir in der Aktie – selbst für Valueinvestoren – eher keinen bleibenden Wert.

Wenn Sie aufgrund unserer Empfehlung seinerzeit die alten börsennotierten Anleihen erworben hatten und diese in die neuen Stammaktien sowie die neue Singulus-Anleihe (WKN: A2AA5H) umgetauscht haben, dürfen Sie sich über die angefallenen Buchgewinne freuen, sollten aber Gewinnmitnahmen nicht vergessen.

Wir berichten weiterhin zeitnah im Live Chat von sharedeals.de über die spekulativ interessanten Möglichkeiten, welche Ihnen die Singulus-Papiere bieten.

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