Sixt-Aktie: Kaufen nach Rekordergebnis?

02.03.22

Im Corona-Jahr 2020 sind die Geschäfte von Sixt (WKN: 723132) um die Hälfte eingebrochen. Mit einem Rekordergebnis (vorläufige Zahlen) hat sich der Autovermieter nun eindrucksvoll zurückgemeldet. Die Aktie des Unternehmens kletterte am Morgen um +4% auf 132 €. Ein verhaltener Ausblick hat die Euphorie der Investoren aber gedämpft – ebenso wie die Sorge um die Kiewer IT-Abteilung des Konzerns.

Die Sixt SE mit Sitz in Pullach bei München vermietet Autos und vermittelt Fahrdienste. Das familiengeführte Unternehmen beschäftigt weltweit rund 7.000 Mitarbeitern, davon 900 IT-Spezialisten in der Firmenzentrale, in der indischen Metropole Bangalore und im aktuellen Krisengebiet Kiew. Das Unternehmen hat einen Börsenwert von knapp 5 Milliarden €.

Rekordergebnis und vorsichtige Prognose

Eine starke Nachfrage und höhere Preise haben Sixt im vergangenen Jahr den höchsten Vorsteuergewinn seiner Geschichte beschert. Gegenüber dem Vorkrisenjahr 2019 stieg das EBIT um 43% auf 442 Millionen €, teilte der Autovermieter auf Basis vorläufiger Zahlen am Mittwoch mit. Im Corona-Jahr 2020 war der SDAX-Konzern noch in die roten Zahlen gerutscht.

Unter dem Strich blieb dem Unternehmen ein Jahresüberschuss von 313 Millionen €. Details zur Dividende hat Sixt bereits am Vorabend genannt: Je Stammaktie will der Vorstand 3,70 € ausschütten, bei der Vorzugsaktie sollen es jeweils zwei Cent mehr sein. Die Analystenerwartungen hat das Unternehmen damit deutlich übertroffen.

Die Preise für Sixt-Kunden sind zuletzt gestiegen, weil die Pullacher aufgrund fehlender Wagenlieferungen infolge der Chipkrise ihre Nachfrage nur bedingt bedienen konnten. Aus Angst vor Corona-Ansteckungen stiegen zudem immer mehr Menschen lieber ins Mietauto als in ein Massenverkehrsmittel. Entsprechend erholte sich der Konzernumsatz im Vorjahresvergleich um fast die Hälfte auf 2,3 Milliarden €.

Im laufenden Jahr will das Management die Erlöse zwar nochmal „deutlich steigern“; bei der Prognose des Vorsteuergewinns bliebt der Vorstand jedoch eher vorsichtig. So möchte man 2022 ein EBIT in der Spanne von 380 bis 480 Millionen € vorweisen.

Auch wenn der Ergebnisausblick etwas zu wünschen übrig ließ, sprang die Sixt-Aktie am Morgen prompt 4,5% nach oben. Wenig später stabilisierte sich der Kurs bei 132 €, was einem Plus von knapp 4% entspricht.

Hilfe für IT-Mitarbeiter in Kiew

Der Autovermieter will sich mit Carsharing-Angeboten und anderen Fahrdiensten zum All-Around-Mobilitätsdienstleister entwickeln. Dafür ist Software der Schlüssel. Dass die Pullacher in den vergangenen Jahren ihre digitalen Plattformen ausgebaut haben, hat sich bereits in der Pandemie besonders bezahlt gemacht.

Ein Teil der wichtigen IT-Abteilungen befindet sich jedoch im aktuellen Kriegsgebiet Kiew. Das operative Geschäft sei durch die Krise zwar nicht betroffen, sagte Co-Konzernchef Alexander Sixt. Man bereite jedoch finanzielle und organisatorische Unterstützung für die Mitarbeiter in der Ukraine vor, „auch um Krisengebiete verlassen zu können“.

Internationale Expansion und MDAX-Aufstieg

Derweil treibt Sixt seine internationale Expansion voran. Durch eine Kooperation mit dem australischen Automobilclub NRMA hat der MDAX-Konzern zuletzt seine Flotte auf einen Schlag um ein Zehntel auf über 150.000 Mietautos vergrößert. Vor einigen Jahren bereits begann der Autovermieter damit, in den USA über Stationen an großen Flughäfen Marktanteile zu gewinnen.

Sixt wurde schon öfter als Kandidat für den Aufstieg in den MDAX gehandelt. Nun könnte es tatsächlich so weit sein, obwohl sich die Aktie seit der letzten Indexüberprüfung vor drei Monaten unter dem Strich kaum bewegt hat. Damit hat sich der Sixt-Titel jedoch besser gehalten als andere SDAX-Werte und ist somit in der Rangliste aufgerückt. Über den möglichen Wechsel in den Index der größten deutschen Nebenwerte wird die Deutsche Börse am Donnerstag nach Handelsschluss informieren.

Solide Bilanz, aber vage Aussichten

Mit einer zuletzt auf 35% gestiegenen Eigenkapitalquote ist das Unternehmen solide finanziert. Eine wichtige Geldquelle sind für die Pullacher Anleihen. Mit 800 Millionen € machen sie rund die Hälfte der Nettoschulden aus. Sixt-Anleihen mit zweijähriger Restlaufzeit bieten 0,6% Rendite – nicht üppig, aber noch angemessen.

Im vergangenen Jahr hat die Sixt-Aktie mehr als 55% zugelegt. Dennoch sehen die meisten Analysten weiterhin Luft nach oben. Acht von zehn raten zum Kauf, ihr Kursziel liegt im Schnitt mehr als 30% über dem aktuellen Preis.

Wie die eher verhaltene EBIT-Prognose des Vorstands schon andeutet, könnte das Geschäft im zweiten Halbjahr jedoch belastet werden – etwa durch steigende Kosten und sinkende Mietwagenpreise. Mit einer 12,5-fachen Gewinnbewertung (KGV) ist die Sixt-Aktie derzeit kein Schnäppchen. Dafür sind mir die Wachstumsaussichten des Autovermieters noch zu vage. Auch die Dividende ist mit einer Rendite von 2% noch kein Kaufargument. Ich würde mich daher mit einem Investment zurückhalten, bis der Vorstand seine Prognosen bei der Bilanzvorstellung am 30. März konkretisiert.

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