SMA Solar -12% nach Shortseller-Attacke – lohnt Einstieg jetzt?
Die SMA Solar-Aktie (WKN: A0DJ6J) hat am Montagmittag eine rasante Kurs-Achterbahnfahrt absolviert, die den Kurs zeitweise um knapp -12% in den Keller riss. Dann drehte das MDAX-Papier schlagartig Richtung Norden. Auslöser des Abverkaufs ist eine Shortseller-Attacke. Die Vorwürfe sind schwerwiegend. Sind sie aber seriös?
ℹ️ SMA Solar vorgestellt
Die SMA Solar Technology AG ist der weltweit größte Hersteller von Wechselrichtern für Photovoltaikanlagen mit Netzeinspeisung und netzunabhängiger Erzeugung. Das Unternehmen mit Sitz im hessischen Niesetal ist im MDAX notiert und besitzt aktuell eine Marktkapitalisierung von 1,8 Milliarden €.
Wenn der erste Schock verdaut ist...
Mit Leerverkäufer-Berichte ist es wie mit allen Aktien-Analysen von Investmentbanken und Research-Häusern.
Eine stark divergierende neue Studie wird im ersten Moment nach der Veröffentlichung in der Regel eine spürbare Kursbewegung auslösen. Dann prüft der Markt jedoch, wie viel Substanz hinter den kritischen Einschätzungen steckt und korrigiert seine erste Reaktion gegebenenfalls.
Im Fall der am Montag forcierten Shortseller-Attacke gegen SMA Solar scheint die Sache eindeutig: Anleger halten die Anschuldigungen gegen den Konzern auf den zweiten Blick für nicht ganz glaubwürdig.
Shortseller-Vorwurf: Bilanz frisiert
Das suggeriert jedenfalls die Kursachterbahnfahrt, die die volatile Solar-Aktie innerhalb von wenigen Stunden absolviert hat.
So stürzte das SMA-Papier gegen 12 Uhr mittags binnen kürzester Zeit von 59 auf unter 52 €. Der 12%-Kursrutsch erfolgte kurz nachdem das Portal Ningi Research einen umfangreichen Shortseller-Report über das Unternehmen veröffentlicht hat. Der Vorwurf lautet im Kern, dass der Green-Energy-Player seine Gewinne in der Vergangenheit falsch bilanziert hätte.
Eine Dreiviertelstunde später waren am Markt jedoch auch die Details und Hintergründe der Schockmeldung verarbeitet. Das Resultat: Der MDAX-Wert drehte steil nach oben und kletterte zurück auf über 56 €; die Tagesverluste waren bis zum Nachmittag auf -3% reduziert.
Wirtschaftswoche-Recherche: Verdächtige Aktivierungen von Eigenleistungen
Die Anschuldigungen sind bereits am vergangenen Freitag in diesem Bericht der Wirtschaftswoche (WW) veröffentlicht worden. Ningi hat die darin vorgebrachten Argumente lediglich detaillierter aufgelistet und neu verpackt.
Mit aktivierten Eigenleistungen soll das Ergebnis bis SMA Solar demnach seit Jahren beschönigt worden sein. Diese hätten im vergangenen Geschäftsjahr mehr als die Hälfte des EBITDA generiert und das Unternehmen im Vorjahr über die Gewinnschwelle gehievt.
Bemerkenswert sei dabei, dass die per se legalen Aktivierungen in den vergangenen Jahren trotz reduzierter F&E-Kosten rasant gestiegen sind. Hinzu kommt: Den Angaben nach soll das Unternehmen auf die aktivierten Eigenleistungen jahrelang keine Abschreibungen getätigt haben – obwohl die Wechselrichter-Preise zeitweise stark eingebrochen sind.
Ningi schlussfolgert daraus, dass SMA die Entwicklungskosten aktiviert hat, um seine Margen aufzublähen und den Managern höhere Boni auszahlen zu können.
Markt zweifelt an Glaubwürdigkeit der Anschuldigungen
Ob die Vorwürfe haltbar sind, wird im Endeffekt ein Wirtschaftsprüfer beurteilen müssen.
Sicher ist, dass Anleger ihre Zweifel haben, da Ningi Research nicht das beste Renommee besitzt. Die deutsche Börsenaufsicht BaFin hat den Shortseller in der Vergangenheit schon zur Ordnung gerufen. In den Empfehlungsschreiben des Portals seien Namen und Berufsbezeichnungen der verantwortlichen Autoren laut der Behörde nicht angegeben gewesen.
Ein anderes Börsenportal hat ebenfalls bereits darauf aufmerksam gemacht, dass die Ningi-Attacke gegen SMA „nicht seriös“ wirke.
Schwieriges Jahr 2024
Ungeachtet der Beschuldigungen bin ich von einem Investment in die SMA Solar-Aktie derzeit nicht überzeugt.
Das Unternehmen hat eine starke Bilanz aufgebaut und bringt gerade das erfolgreichste Jahr seiner Geschichte hinter sich. In den ersten neuen Monaten stieg der Umsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 85%. Starke Ergebnisse haben es den Hessen ermöglicht, reichlich Liquiditätsreserven zu bilden. Zum Jahresende rechnet das Unternehmen mit einer Netto-Cash-Position von rund 275 Millionen €.
Trotz einer starken Finanzleistung und einer dritten Anhebung der Prognose für das Gesamtjahr gibt ein starker Rückgang der Auftragseingänge und des Auftragsbestands Anlass zur Sorge für 2024.
Höhere Zinsen, die anhaltende Inflation und die Gefahr von EU-Zöllen auf chinesische Solarmodule könnten sich negativ auf die Nachfrage nach den Produkten des Unternehmens wie Wechselrichtern und Batteriespeichern auswirken. In Anbetracht dessen sollten Anleger davon ausgehen, dass die Gewinne im kommenden Jahr deutlich niedriger ausfallen werden.
2024 dürfte für die SMA-Aktie damit keine Katastrophe werden, aber deutlich schwieriger als das laufende Jahr – insbesondere, wenn es das Management nicht schafft, die Bilanzfälschungsvorwürfe zeitnah zu entkräften.
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