SMA Solar-Aktie -30%: Was tun nach der Hiobsbotschaft?

Böse Überraschung am späten Dienstagabend: Die SMA Solar Technology AG schockiert Anleger mit einer Gewinnwarnung. Infolgedessen bricht die SMA Solar-Aktie (WKN: A0DJ6J) am Mittwoch im frühen Handel um mehr als -30% auf unter 30 € ein. Ist das eine übertriebene Reaktion oder wird es Zeit, die Reißleine zu ziehen?

Schock am Abend

Solche Nachrichten zu später Stunde, wenn die Börse bereits geschlossen hat und niemand mehr reagieren kann, sind der Albtraum jedes Anlegers. Vollkommen unerwartet hat SMA Solar am Dienstagabend um 22.30 Uhr seine Umsatz- und Ergebnisprognose für das laufende Geschäftsjahr korrigiert. Vor allem der Gewinneinbruch sorgt dabei für einen Schock.

Aber der Reihe nach: Statt eines Umsatzes von 1,95 bis 2,22 Milliarden € in 2024 geht das Management nun nur noch von 1,55 bis 1,7 Milliarden € aus. Der Einbruch beim operativen Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) kommt einer Offenbarung gleich.

So planen die Hessen jetzt nur noch mit einem EBITDA zwischen 80 und 130 Millionen €. Zuvor waren es  220 bis 290 Millionen €, das ist also mehr als eine Halbierung.

Das sind die Gründe

Zur Begründung für die Korrektur der Prognose führt der Wechselrichterhersteller an, der Markt bleibe anhaltend volatil. Zudem habe sich der Anstieg des Auftragseingangs infolge der weiterhin hohen Lagerbestände bei Distributoren und Installateuren verzögert. Daraus ergebe sich eine unter den Erwartungen liegende Umsatz- und Ergebnisentwicklung in den Segmenten Home Solutions und Commercial & Industrial Solutions.

Interessant ist, dass das Unternehmen auch negative politische Auswirkungen direkt anspricht. SMA Solar verweist auf den Ausgang der Europawahlen mit einem Rechtsruck und die anstehende Wahl des US-Präsidenten im November. Das sorge für „eine neue Unsicherheit im Markt“.

Unabhängig von der Gewinnwarnung will das Unternehmen seinen Halbjahresbericht 2024 planmäßig am 8. August veröffentlichen.

Analyst negativ überrascht

In einer ersten Reaktion stuft das Analysehaus Jefferies die Aktie weiterhin auf „Halten“ mit einem Kursziel von 48 €. Das neue Ergebnisziel liege um 55% unter den Konsensschätzungen, das sei überraschend, schreibt Analyst Constantin Hesse. Er habe zwar bereits vorsichtig kalkuliert, doch dieses Ausmaß habe er nicht erwartet.

Man muss wohl kein Prophet sein, um vorauszusehen, dass weitere Analysten ihre Einstufungen nach dieser Hiobsbotschaft anpassen werden. Bislang liegt das durchschnittliche Kursziel laut der Plattform Marketscreener bei 58,33 €. Selbst am unteren Ende der Preisspanne sind es noch 48 €. Das dürfte allerdings bald Schnee von gestern sein.

Charttechnisch verheerend

Charttechnisch gesehen ist der Kurseinbruch verheerend. Die SMA Solar-Aktie befand sich seit Juli 2023 ohnehin in einem Abwärtstrend und die Tendenz war kurz-, mittel- und langfristig fallend. Jetzt fällt die SMA Solar-Aktie auf zuletzt im Februar 2022 gesehene Tiefkurse unter 30 € zurück.

Es ist kaum möglich zu prognostizieren, wo das Papier einen Boden finden könnte.

Bodenbildung abwarten

Aus meiner Sicht sollten sich Anleger davor hüten, in der jetzigen Situation ins fallende Messer zu greifen. Vor allem die große Unsicherheit über eine mögliche Erholung der Geschäfte im zweiten Halbjahr ist Gift für die Aktie, denn nichts hassen Investoren mehr als Unsicherheit. Erst wenn eine Bodenbildung erfolgt ist, könnte man über ein Investment nachdenken.

Wer die Aktie bereits vor dem heutigen Absturz im Depot hatte, sollte meiner Meinung nach trotz des Schocks die Ruhe bewahren. Denn langfristig betrachtet stimmt die Geschäftsentwicklung, die Hessen haben ihren Umsatz in den beiden letzten Jahren verdoppelt und arbeiten profitabel.

Zudem wächst auch der Markt der erneuerbaren Energien und insbesondere der Photovoltaik-Markt. So düster, wie es manchem Anleger heute scheinen mag, sind die Aussichten also nicht.