SMA Solar Technology: Das große Problem bleibt weiter ungelöst
Der Wechselrichterspezialist SMA Solar Technology (WKN: A0DJ6J) hat kürzlich seine aktuellen Quartalszahlen vorgelegt. Diese lesen sich auf den ersten Blick gar nicht so schlecht. Trotzdem geriet die Aktie nach Vorlage der Geschäftszahlen unter Abgabedruck. Dies hängt mit dem großen, und leider weiterhin ungelöstem, Problem des Unternehmens zusammen. Dieses Problem ist dabei eins, dass die Anhänger der Solarbranche übrigens sehr freuen wird.
Schauen wir uns das vorgelegte Zahlenwerk mal in Ruhe an. Die verkaufte Leistung konnte SMA Solar im ersten Quartal 2019 gegenüber dem vergleichbaren Vorjahresquartal mit 1,8 GW konstant halten. Zugleich reduzierte sich jedoch der Quartalsumsatz von 182,5 um ca. -8% auf nur noch 167,8 Mio. Euro. Noch schlechter sah es beim Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) aus, der gar von 17,5 Mio. auf nur noch 0,6 Mio. Euro (ca. -96,6%) einbrach.
Bei einer nahezu gleich hohen verkauften Leistung kam es also zu einem Umsatzrückgang um ca. -8% sowie einem Gewinneinbruch um ca. -96,6%. Wie kann das sein? Nun, ganz einfach, weil die Preise für Wechselrichter immer weiter fallen. Dies ist grundsätzlich auch so gewünscht, denn nur immer weiter fallende Preise lassen die Solarenergie wettbewerbsfähig werden. Wobei dies natürlich in erster Linie für Solarzellen respektive Solarmodule gilt...
Ein Teufelskreis, denn das Problem heißt nicht nur China
Sie könnten jetzt auf die Idee kommen, dass insbesondere der Gewinneinbruch auf die Politik Chinas zurückzuführen ist. Denn bekanntlich haben die Chinesen vor mehr als einem Jahr und völlig überraschend ihre Solarsubventionen deutlich zusammen gestrichen. Zwar litt und leidet SMA Solar nicht direkt unter den Folgen dieser Politik, weil das Geschäft in Asien so groß noch gar nicht ist. Aber indirekt wird das Unternehmen schon hart davon getroffen.
Denn plötzlich überschwemmen chinesische Billiganbieter auch den europäischen Wechselrichtermarkt. Was noch durch die protektionistische US-Politik unter Donald Trump befeuert wird, da dieser Markt den chinesischen Anbietern somit verschlossen wurde. Insofern steckt SMA Solar in vielerlei Hinsicht in einer sehr kritischen Situation. Leider habe auch ich keine Idee, wie das Management die Gesellschaft aus diesem Teufelskreis herausführen sollte.
Aber das Gute ist, dass ich das ja auch gar nicht wissen muss. Was ich jedoch weiß ist, dass das alte Management um CEO Pierre-Pascal Urbon ratlos war. Daher finde ich es gut, dass das Management hier zuletzt ausgetauscht wurde. Allerdings hat das neue Management bisher noch keine gravierenden Restrukturierungsmaßnahmen, die wohl nötig sind, angekündigt. So langsam muss daher abgeliefert werden, da sonst wohl ein erneuter Wechsel im Management nötig würde.
Ohne tiefgreifende Veränderungen leider ein Pleitekandidat
Schaut man sich die Geschäftsentwicklung der vergangenen Jahre an, so erkennt man schnell, dass es der Gesellschaft schon länger nicht so gut geht. Ich habe dies in diesem Artikel ja schon einmal ausführlich getan, so dass ich es mir an dieser Stelle sparen kann dies erneut zu tun. Obwohl sich die verkaufte Leistung in den vergangenen Jahren also stets positiv entwickelte, was 2018 schließlich in einem neuen Absatzrekord von 8,5 GW mündete, spricht ein Blick auf die Umsatz- und Gewinnentwicklung leider eine ganz andere, allerdings doch sehr klare, Sprache.
Ohne tiefgreifende Veränderungen, sprich eine tiefgreifende Restrukturierung des Unternehmens, wird dieses über kurz oder lang wohl zu einem Pleitekandidaten. Da hilft auch der bisher treue Großaktionär Danfoss A/S nichts. Das neue Management muss endlich anpacken und abliefern, ohne irgendwelche Tabus. So müssen im Zweifel eben leider auch einige Mitarbeiter entlassen werden, so unschön dies für diese Menschen persönlich auch sein mag. Aber tut das Management dies nicht, gefährdet es letzten Endes auf lange Sicht den Fortbestand des Unternehmens. Was dann, im Falle einer Insolvenz, sogar zum Verlust aller Arbeitsplätze führen könnte.
Fazit: Um 23,00 Euro verkaufen (und Gewinne mitnehmen)!
In diesem Fall läge das Kursziel für die Aktie natürlich bei 0,00 Euro. Aber so weit sind wir ja zum Glück noch nicht. Ich glaube jedoch nicht, dass die Aktie – ohne ein tiefgreifendes Restrukturierungsprogramm – so schnell über 23,00 Euro klettern und damit ein charttechnisches Kaufsignal forcieren kann. Zumal dieses Kaufsignal ein Kursziel von 28,00 Euro implizieren würde, was die aktuelle Lage der Gesellschaft nicht hergibt.
So weist die Aktie heute immer noch ein KUV 2019e von fast eins auf. Ein KGV 2019e gibt es, mangels Gewinnen, leider gar nicht erst. Kein Wunder also, dass die Aktie trotz eines langsam wieder boomenden Solarsektors nicht so wirklich auf die Beine kommt und zuletzt klare relative Schwäche gezeigt hat. Vor diesem Hintergrund würde ich den Titel derzeit stets im Bereich um oder leicht über 23,00 Euro verkaufen – und damit Gewinne mitnehmen!