Snap -27%: Nach Panikverkäufen ein Snap-chen?

Redaktion
21.10.22

Die Snap-Aktie (WKN: A2DLMS) ist im nachbörslichen Handel um mehr als -27% auf 7,87 US$ abgestürzt. Der Social-Media-Dienst meldete zwar ein solides drittes Vierteljahr, doch die Prognose für das Schlussquartal versetzt Anleger in Angst und Schrecken. Das Wachstum der Nutzerzahlen ist jedoch bemerkenswert. Ist der Tech-Titel angesichts des panikartigen Ausverkaufs jetzt zu billig?

SnapChat mit Sitz in Venice im US-Bundesstaat Kalifornien ist ein Anbieter von Technologie- und Social-Media-Diensten. So entwickelt das Unternehmen beispielsweise mobile Kamera-Anwendungen, mit denen Nutzer Fotos, Videos und Zeichnungen senden und empfangen können.

Snap hat am Donnerstag zwar ein solides Quartal bekanntgegeben; hinzu kamen jedoch auch sehr konservative Prognosen für das vierte Quartal, was den Markt in Angst und Schrecken versetzt hat. Das Social-Media-Unternehmen bereitet sich offenbar auf einen Wirbelsturm vor, indem es einen weiteren Aktienrückkauf im Wert von 500 Millionen US$ ankündigt.

Unsere Anlagethese für die Aktie ist nun bullish, nachdem wir sie, seit sie 60 US$ gekostet, hat eher bearish gesehen haben. Das mögliche Unheil, von dem wir ausgegangen sind, wir voraussichtlich nicht eintreten.

Umsatz solide, DAU-Wachstum top

Jeder weiß, dass der Werbemarkt schwierig ist, da die US-Notenbank die Zinssätze aggressiv anhebt und die Weltwirtschaft auf eine Rezession zusteuert. Snap hat nun für Q3 2022 einen Umsatz von 1,1 Milliarden US$ gemeldet – 6% mehr als im Vorjahr. Das Unternehmen hat seine Umsatzziele damit leicht verfehlt, aber jedes Umsatzwachstum ist zu diesem Zeitpunkt im Zyklus solide.

Wie üblich sollten Social Media-Unternehmen jedoch eher nach dem Nutzerwachstum bewertet werden – und in dieser Hinsicht ist Snapchat wieder voll im Wachstumsmodus. Das Unternehmen meldete für das Quartal einen Anstieg der täglich aktiven Nutzer (DAUs) um beeindruckende +19% auf 363 Millionen. Der Social-Messaging-Dienst verzeichnet in den Schlüsselmärkten Nordamerika und Europa zwar nur ein ein leichtes Wachstum; im Rest der Welt (ROW) legen die Kalifornier bei den Nutzerzahlen jedoch kräftig zu.

Jedes Social-Media-Unternehmen, das seine Nutzerzahlen in diesem Tempo steigert, sollte jetzt eigentlich mehr wert sein. Da sich die Covid-19-Situation langsam, aber sicher normalisiert, können Investoren ein Unternehmen wie Snap nun wirklich auf der Grundlage der zukünftigen Geschäftsentwicklung bewerten.

Umsatz-Stagnation in Q4?

Snap hat gerade eine klassische „under promise and over deliver“-Performance hingelegt, wie es an der Wall Street heißt. Das Unternehmen hat 20 Tage nach Beginn des Quartals ein Umsatzwachstum von ~9% verzeichnet, aber aus irgendeinem Grund wird sich das Wachstum laut Unternehmen nun so weit verlangsamen, dass die Umsätze für das laufende Quartal gegenüber den im Vorjahreszeitraum gemeldeten 1,3 Milliarden US$ gleich bleiben sollen.

Der Umsatz von Snap hat sich im Vergleich zum Q4 2019 bereits mehr als verdoppelt. Nach der anfänglichen Verlangsamung im Jahr 2020 konnte das Unternehmen Wachstumsraten von über 100% verzeichnen.

Aktienrückkäufe: Macht das wirklich Sinn?

Snap hat darüber hinaus einen Aktienrückkauf im Wert von 500 Millionen US$ angekündigt, was angesichts der verhaltenen Prognosen im November und Dezember seltsam anmutet. Das Unternehmen hat im dritten Quartal bereits Aktien im Wert von 500 Millionen US$ gekauft und verfügt über 4,4 Milliarden US$ an Barmitteln in der Bilanz. Man sollte meinen, dass das Management keinen Grund hat, Aktien zu kaufen, wenn der Umsatz gemäß der eigenen Schätzungen einbricht. Snap hat jedoch keine Daten präsentiert, die die konservativen Prognosen tatsächlich unterstützen.

Wir glauben: In einer solch schwierigen Situation sollte das Management nicht so aggressiv mit Aktienrückkäufen sein. Die Aktie ist am Donnerstag im nachbörslichen Handel zwar um -27% auf 7,87 US$ gefallen und bietet damit eine hervorragende Gelegenheit für Rückkäufe – allerdings nur dann, wenn das Unternehmen tatsächlich einen Geschäftseinbruch vorhersagt.

Die Marktkapitalisierung ist nun auf nur 13,6 Milliarden US$ gesunken und wird mit einem Aktienrückkauf wahrscheinlich weiter fallen. Snap war in der Geschichte noch nie so billig; die Aktie wurde zuletzt vor Covid-19 so niedrig gehandelt, als die Einnahmen weitaus geringer waren.

Snap nähert sich jetzt dem niedrigsten Kurs-Umsatz-Verhältnis im Bereich der sozialen Medien – je nachdem, wie sich die Aktien morgen entwickeln. Das Papier wird etwa zum Dreifachen der 2023er Umsatzziele gehandelt. Der Multiple ist vergleichbar mit Meta Platforms, aber weit unter Twitter und Pinterest.

Fazit: Position langsam aufbauen

Die wichtigste Erkenntnis für Anleger ist, dass sie die derzeitige Kursschwäche nutzen können, um eine Position in Snap zu aufzubauen. Angesichts der Befürchtungen, dass sich die Umsatztrends im nächsten Jahr negativ entwickeln werden, müssen sich die Anleger aber nicht Hals über Kopf in die Aktie stürzen. Letztendlich ist Snap mit einem Kurs von 8 US$ so günstig wie nie, und Anleger sollten aus unserer Sicht hier die vorherrschende Marktangst nutzen, um Anteile zu kaufen.

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