Standard Lithium: Schwindel oder Revolution?

27.10.22

Wenn die Standard Lithium-Aktie (WKN: A2DJQP) wie am Mittwoch mit -0,21% auf 4,75 CA$ mehr oder weniger auf der Stelle tritt, ist das schon fast eine Rarität. Die sonst üblichen großen Kursausschläge machen deutlich, dass die Anleger hin- und hergerissen sind: Wird die DLE-Technologie des Minenbetreibers die Branche revolutionieren? Oder ist, wie Shortseller behaupten, alles nur ein Schwindel? Mit gleich drei Projekt-Updates stemmt sich das Unternehmen heute gegen die Vorwürfe.

stock.adobe.com/Kseniya_Ragozina

Standard Lithium mit Sitz in Kanada ist spezialisiert auf die Gewinnung und Erzeugung von Lithiumcarbonat – ein unverzichtbarer Bestandteil moderner Akkus, wie sie etwa in Smartphones und E-Autos stecken. Seit Februar sieht sich das Unternehmen in der Entwicklungsphase jedoch mit schwerwiegenden Vorwürfen eines prominenten Shortsellers konfrontiert, die das Anlegervertrauen massiv geschädigt haben.

Hydroxid-Pilotanlage in Betrieb genommen

Am Donnerstag teilte Standard Lithium nun mit, dass es an seinem Projektstandort in El Dorado, Arkansas die erste Pilotanlage zur direkten Hydroxid-Umwandlung Anfang Oktober erfolgreich installiert und in Betrieb genommen hat.

Die direkte Chlorid-zu-Hydroxid-Technologie ist demnach in einer geschlossenen Einheit untergebracht und soll wie folgt funktionieren: Die Anlage nimmt das Lithiumchlorid auf, das von der bestehenden Direktlithiumextraktions-Demonstrationsanlage (DLE) des Unternehmens produziert wird, und wandelt es dann mithilfe eines neuartigen Ionenaustauschverfahrens direkt in eine Lithiumhydroxidlösung um.

Wie schon im Frühjahr angekündigt, will das Unternehmen die Hydroxid-Pilotanlage mehrere Monate lang am Projektstandort betreiben und damit verschiedene technologische Optionen für die Lithiumhydroxidproduktion im firmeneigenen Lithiumprojekt South West Arkansas prüfen.

Dr. Andy Robinson, President von Standard Lithium, kommentiert:

Die erfolgreiche Installation und Inbetriebnahme dieser Hydroxid-Pilotanlage ist ein weiteres Beispiel für den Ansatz des Unternehmens, neuartige technologische Lösungen einzusetzen, um eine neue Generation von Lithiumanlagen in Nordamerika aufzubauen.

Smackover-Formation: Bohrarbeiten ausgeweitet

Standard Lithium gab darüber hinaus bekannt, zusammen mit Auftragnehmern derzeit eine bestehende Produktionsbohrung in der Smackover-Formation zu erweitern, westlich des South-West-Arkansas-Projekts. Weitere Informationen zu dieser Ressourcenerweiterung sollen bald folgen, sobald validierte Ergebnisse und Daten verfügbar sind.

FEED- und DFS-Studien für das erste kommerzielle Projekt angelaufen

Das Front End Engineering Design (FEED) und die endgültige Machbarkeitsstudie (DFS) für die erste kommerzielle Lithiumanlage, womit die Koch-Industries-Tochter OPD beauftragt wurde, ist derweil in vollem Gange, wie es heißt.

Konkret werden demnach Trade-Off-Studien durchgeführt, um das Prozessfließbild im vollen Maßstab zu verfeinern, das Design zu vereinfachen und die Beschaffung und Konstruierbarkeit zu verbessern – alles mit dem Ziel, die Investitions- und Betriebskosten so niedrig wie möglich zu halten. Die Ergebnisse der FEED-Studie plant das Unternehmen im ersten Halbjahr 2023 vorzulegen.

Die Anlage soll in der South Facility entstehen, wo sich bereits die kontinuierlich betriebene vorkommerzielle DLE-Demonstrationsanlage des Unternehmens befindet. Der bestehende Soledurchfluss an diesem Standort beträgt den Angaben nach etwa 3.000 US-Gallonen pro Minute und soll zu einer erwarteten Jahresproduktion von 5.000 bis 6.000 Tonnen Lithiumkarbonat in Batteriequalität pro Jahr führen.

Alles nur Schwindel?

Auch wenn Standard Lithium in regelmäßigen Abständen Fortschritte bei seinen Projekten verkündet, gibt es für Anleger in diesem Jahr wenig Gründe für Begeisterung. Im allgemeinen Abwärtsstrudel des Tech-Sektors hat die Aktie des Minenbetreibers seit Jahresbeginn fast zwei Drittel an Wert verloren. Die schwerwiegenden Shortseller-Vorwürfe im Februar haben dem Papier den Rest gegeben.

So behauptet der Leerverkäufer Hindenburg Research, dass die DLE-Technologie von Standard Lithium auf fehlerhaften Prozessen beruhe und nicht funktionieren könne. Das Unternehmen sei daher im Grunde nur ein „durch den Elektroautomobil-Trend angeheiztes Aktienförderungsprogramm“.

Standard Lithium hat sich seitdem eher zaghaft gegen die Vorwürfe gewehrt; einen echten Proof-of-Concept sind die Kanadier allerdings noch schuldig geblieben.

Analysten von Hindenburg-Bericht unbeeindruckt

Ist also alles nur ein Schwindel oder besitzt die DLE-Anlage des Unternehmens das Potenzial, das Lithiumgeschäft zu revolutionieren? Die vier Analysten, die Standard Lithium verfolgen, glauben jedenfalls an einen Durchbruch der Kanadier, empfehlen den Kauf der Aktie und gestehen ihr im Schnitt fast 100% Kurspotenzial zu.

Ich für meinen Teil bin da lieber vorsichtig und lasse die Finger von dem Papier. Hindenburg ist schließlich kein Nobody, der gänzlich unfundierte Anschuldigungen erhebt. Das hat die Research-Gesellschaft medienwirksam im Fall des Brennstoffzellen-Start-ups Nikola bewiesen, das zugeben musste, bezüglich der Fahrbarkeit seiner Trucks gelogen zu haben.

Standard Lithium: Jetzt diskutieren!

Hochwertige Diskussionen und echte Informationsvorsprünge: Profitiere ebenso wie Tausende andere Anleger von unserem einzigartigen Live Chat, dem Forum der neuen Generation für die Aktie von Standard Lithium.

Zugehörige Kategorien: Rohstoffe Small Caps