Steinhoff: Sell the news?
Gut vier Jahre, nachdem Steinhoff (WKN: A14XB9) von einem schweren Bilanzskandal erschüttert wurde, werden für Gläubiger und Investoren bald tatsächlich Entschädigungen fließen. Am heutigen Montag ist der finale Schritt erfolgt: Ein südafrikanisches Gericht hat dem Vergleich mit den Klägergruppen zugestimmt. In freudiger Erwartung an die Entscheidung legte die Aktie im Morgenhandel zwischenzeitlich um +6,7% zu, rutschte bis zum Mittag nach Veröffentlichung der News jedoch wieder leicht ins Minus auf 0,286 €.
Die Steinhoff International Holding ist ein weltweit tätiger Einzelhandelskonzern mit Sitz in Amsterdam und operative Zentrale in der südafrikanischen Metropole Johannesburg. Das 1964 vom deutschen Unternehmer Bruno Steinhoff gegründete Unternehmen beschäftigt rund 100.000 Mitarbeiter und war gemessen am Umsatz zeitweise der zweitgrößte Möbelhändler Europas. Der Börsenwert des Unternehmens ist derzeit auf 1,25 Milliarden € taxiert.
Entscheidung in Südafrika
Damit die hochverschuldete Gesellschaft fortbestehen kann, muss sie mit ihren Gläubigern und Investoren ein globales Settlement erreichen. Das ist nun offiziell geschehen: Im südafrikanischen Western Cape High Court war eine Anhörung angesetzt, bei der eine Genehmigung für die Vergleichseinigung erreicht werden konnte. Das südafrikanische Gericht hatte keine Einwände, somit könnte dieser Tag die Wiedergeburt des einstigen Vorzeigekonzerns markieren.
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Schadensersatzklagen nach Bilanzskandal
Ende 2017 gab es bei Steinhoff den großen Knall: Der damalige CEO Markus Jooste hatte Unregelmäßigkeiten in der Bilanz öffentlich zugegeben und gilt seitdem als untergetaucht. Die Aktie des Möbelhändlers verlor in kürzester Zeit über 90% ihres Werts.
Der Umsatz von Steinhoff ist seitdem schrittweise um die Hälfte auf 8 Milliarden € eingebrochen. Der Schuldenberg des Einrichtungsspezialisten schwoll hingegen von 7,5 auf 11,5 Milliarden € an. Obendrein ist das Unternehmen mit über 100 Schadensersatzklagen von Anlegergruppen und Gläubigern konfrontiert, die sich auf über 7 Milliarden € summieren.
Anleger in freudiger Erwartung
Nachdem Steinhoff bereits mit zwei Vergleichsangeboten abgeblitzt ist, meldete der Konzern im vergangenen Juli einen ersten Durchbruch bei den Verhandlungen. In den Folgemonaten machte der Möbelhändler in dem Schadensersatzverfahren weitere Fortschritte.
Die Aussicht auf eine Beilegung des Rechtsstreits und die Hoffnung auf Entschädigungen für die Steinhoff-Anleger haben die Aktie seit Anfang Dezember um +170% nach oben schnellen lassen. Nachdem erste Informationen über die positive Entscheidung in Südafrika kursierten, sprang die Aktie heute in die Höhe, nach offizieller Mitteilung folgte jedoch ein „Sell on news“ und das Papier rutschte sogar ins Minus.
Wir raten dazu, eine Beruhigung des Kurses im Zuge der Gewinnmitnahmen abzuwarten, bevor mit einem ernsthaften Investment geliebäugelt wird. Hierzu sei auch unser Steinhoff-Interview mit unserem Experten Jens Lion empfohlen.
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