Steinhoff will Cashpolster stärken: 2 Milliarden Euro sollen fließen
Der gebeutelte Möbel- und Handelskonzern Steinhoff (WKN: A14XB9) könnte den Kapitalmarkt kurzfristig besänftigen. Circa 2 Milliarden Euro an Liquidität will man generieren und damit finanzielle Sorgen zerstreuen.
In einer Mitteilung vom Abend heißt, man habe Interessensbekundungen bezüglich der Veräußerung von Unternehmensteilen erhalten, die nicht zum Kerngeschäft gehören. Hieraus erwarte man sich eine Liquiditätszufuhr von mindestens 1 Milliarde Euro. Darüber hinaus soll die cashflowstarke Tochter Steinhoff Africa Retail Limited (STAR) ihren von der Mutter gewährten Kredit zurückführen und sich anderweitig refinanzieren. Insgesamt sollen auf diese Weise circa 2 Milliarden Euro Cash in die Kasse der Holding gespült werden.
Brefreiungsschlag möglich
Die laufenden Untersuchungen bezüglich möglicher Bilanzfehler sollen sich auf Assets im ausgewiesenen Wert von 6 Milliarden Euro beziehen, so Steinhoff. Selbst mit einer Vollabschreibung dieses Werts käme Steinhoff voraussichtlich immer noch auf ein Eigenkapital über 10 Milliarden Euro, sprich auf ein Buchwert von deutlich über 2 Euro je Aktie. Bei einem Kurs von derzeit etwa 1,10 Euro wird der Konzern mit aktuell unter 5 Milliarden Euro gehandelt. Allein der erwartete Cashzufluss aus dem Verkauf von Randgeschäften und der Kreditrückführung dürfte fast die Hälfe dieser Summe ausmachen. Insofern bleibt die Steinhoff-Aktie eine hochattraktive, wenngleich nicht risikoarme Spekulation, deren negative und positive Aspekte wir im Nachrfolgenden aufführen:
Negativ:
- Das Ausmaß der möglichen Bilanzmanipulation ist noch unklar; hohe Abschreibungen sind möglich und zu erwarten
- Auch Umsätze könnten geschönt worden sein
- Das Vertrauen der Investoren ist erst einmal dahin und lässt sich nicht mehr so schnell wiederherstellen
- Lieferanten und andere Geschäftspartner inklusive Banken könnten Sorgen um die Liquidität des Konzerns haben und entsprechende Konditionen verlangen
- Institutionelle Anleger, die keinerlei Risiko eingehen, könnten sich weiter aus dem Wert verabschieden und den Kurs belasten bzw. bremsen.
- Leerverkäufer könnten zusätzlich auf den Kurs drücken
Positiv:
- Die gegenwärtige Marktkapitalisierung von weniger als 3,5 Milliarden Euro preist bereits eine riesige Menge an "Luftbuchungen" ein
- Der Konzern versicherte in einer ersten Stellungnahme am Dienstagabend, "dass Steinhoff über eine Zahl an hochqualitativen, profitablen Geschäften rund um die Welt" verfüge und man jetzt darauf achte, den Aktionärswert zu maximieren
- In einer weiteren Stellungnahme wurde jetzt eine zusätzliche Cashzufuhr über circa 2 Milliarden Euro durch den Verkauf von Randgeschäften und einer Kreditrückführung angekündigt. Wenn Steinhoff bereits hierdurch Milliarden und circa 60% der aktuellen Marktkapitalisierung generiert, dürfte das Kerngeschäft noch weitaus mehr Value bergen.
- Die laufende Untersuchung fokussiere sich auf nicht-südafrikanische Assets im Wert von 6 Milliarden Euro. Selbst bei einer nicht cashwirksamen Totalabschreibung dieses Werts käme Steinhoff voraussichtlich immer noch auf ein Eigenkapital in Höhe von über 10 Milliarden Euro, was einem Vielfachen des aktuellen Börsenwerts entspräche.
- Noch im abgelaufenen Geschäftsjahr zahlte der Konzern eine Dividende über insgesamt mehr als 600 Millionen Euro - der Nettocashflow blieb dennoch positiv und spricht für ein grundsätzlich hochsolides Geschäft.
- Auf Basis der letzten, ungeprüften Halbjahreszahlen ergäbe sich ein Buchwert von fast 4 Euro je Aktie
- Der neue Interimsboss Christo Wiese ist Multimilliardär und Großaktionär bei Steinhoff und kaufte zuletzt selbst noch zu weitaus höheren Kurse Stücke hinzu. Er dürfte mehr als jeder andere an der Seite der Anleger stehen.
- Der Ausverkauf der Aktie dürfte früher oder später vorüber sein. Auch Leerverkäufer werden ihre Positionen auf kurz oder lang wieder glattstellen müssen. Die Erholung könnte spätestens dann in sehr zügigem Tempo vonstatten gehen.
Interessenkonflikt: Der Autor dieser Publikation hält zum Zeitpunkt der Veröffentlichung Aktien des hier besprochenen Unternehmens Steinhoff International Holdings und hat die Absicht, diese je nach Marktsituation – auch kurzfristig – zu veräußern und könnte dabei insbesondere von erhöhter Handelsliquidität profitieren. Hierdurch besteht konkret und eindeutig ein Interessenkonflikt. Bitte beachten Sie unseren vollständigen Haftungsausschluss.