Stellantis-Aktie: Im Zollchaos ein Kauf?

Probleme über Probleme

Die Stellantis-Aktie ist derzeit nichts für Anleger mit schwachen Nerven. Nachdem der Kurs des internationalen Autokonzerns innerhalb von nur zehn Tagen um ein Drittel einbrach, schoss er am gestrigen Mittwoch wieder um +18% in die Höhe. Am Donnerstagmorgen geht es aber postwendend wieder um -7% bergab. Ist die Stellantis-Aktie im US-Zollchaos einen Kauf wert?

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Die Produktion bricht ein

Die internationale Autoindustrie kämpft seit Monaten mit den größten Herausforderungen ihrer Geschichte und Stellantis ist wohl das Paradebeispiel eines Konzerns im Kampf mit der Zukunft. Wie kein anderer Autobauer leidet der amerikanisch-französisch-italienische Konzern unter einem Dreiklang aus Produktionsrückgang, Markenschwäche und Zollrisiken.

Um die Probleme von Stellantis mit einer Zahl zu verdeutlichen: Im ersten Vierteljahr 2025 produzierte der Konzern in seinem einstigen Stammland Italien ca. 110.000 Autos. Das sind weniger als im Jahr 1956! Der Produktionsrückgang betrug atemberaubende 36%. An manchen Standorten ging die Produktion sogar um 60% zurück.

Kein Wunder, schließlich leidet Stellantis unter einer gewaltigen Nachfrageschwäche. Im Stammmarkt Italien ging der Absatz um 10% zurück, in Europa betrug der Absatzrückgang sogar 16%.

Auch die Produktion mit dem chinesischen Joint Venture-Partner Leapmotor in Polen wurde Ende März eingestellt. Grund ist wohl die Anweisung Pekings an die heimischen Autohersteller, aus Protest gegen EU-Zölle nicht mehr in die Produktion in der Europäischen Union zu investieren.

Wie wirken sich die US-Zölle aus?

Und auch jenseits des Atlantiks wird die Lage für Stellantis immer bedrohlicher. Nachdem der Autokonzern über viele Monate mit einer falschen Modell- und Preispolitik Marktanteile in den USA verlor, kommen nun auch noch die Trump’schen Zölle dazu.

Zwar ist Stellantis als Eigentümer der US-Marken Chrysler, Dodge, Jeep und RAM wie kein anderer Hersteller in den USA mit eigenen Werken vertreten. Aber die Zölle treffen nicht nur den Import von fertigen Autos, sondern auch von Autoteilen, wie zum Beispiel aus Kanada und Mexiko. Das trifft Stellantis ebenso hart.

In diesem Zusammenhang ging Stellantis nun als erster Hersteller in die Offensive – zumindest medial. Medienberichten zufolge plant der Autokonzern, Lieferanten bei den Zöllen zu entlasten. In welcher Höhe, ist allerdings unklar. Genauso unklar bleibt demnach, wie stark die Belastung der Gewinnmargen von Stallantis wird.

Eklatante Markenschwäche

Und zu allem Überfluss leidet der Vielmarkenkonzern auch noch unter der Schwäche mehrerer Marken. Fahrzeuge von Alfa Romeo und Maserati, einst Ikonen der italienischen Autoindustrie, verkaufen sich kaum noch. Eine Horrorzahl gefällig? Maserati produzierte im ersten Quartal 100 Fahrzeuge und einen operativen Verlust von 260 Millionen €.

Nun hat Medienberichten zufolge Stellantis die Unternehmensberatung McKinsey damit beauftragt, Optionen für die Marken auszuloten. Möglicherweise gehen für einige Marken aus dem Stellantis-Portfolio in den kommenden Monaten die Lichter aus. Neben Alfa Romeo und Maserati ist auch Chrysler ein heißer „Todeskandidat“. Passend dazu: Unser exklusiver Report „Motoren-Machtkampf“ stellt einen bisher übersehenen Gewinner der Mobilitätswende vor und analysiert, welche etablierten Hersteller ins Hintertreffen geraten dürften.

Wo ist der Boden?

Das Chartbild der Stellantis-Aktie ist ein Graus. Innerhalb der letzten zwölf Monate hat der Kurs um zwei Drittel nachgegeben. Kein Widerstand der letzten Jahre hat sich als Halt erwiesen.

Die Aktien notierte vorgestern auf einem neuen 4-Jahrestief. Der Boden scheint noch immer nicht gefunden zu sein.

Trotzdem einen Kauf wert

Trotz dieses Berges an Problemen halte ich die Stellantis-Aktie für den gegenwärtig interessantesten Turnaround-Kandidaten unter allen Autotiteln. Der Konzern wird in naher Zukunft sein Markenportfolio bereinigen und sich fortan auf seine vielversprechendsten Marken konzentrieren.

Die US-Zollproblematik sehe ich nicht als Killerargument für einen Kauf der Stellantis-Aktie. Die Zölle sind ja vorerst ausgesetzt und aufgrund seiner zahlreichen Werke auf US-Boden hat der Konzern gute Optionen, die Produktion dorthin zu verlagern.

Hinzu kommt die meiner Meinung nach gute Positionierung von Stellantis im Bereich der Klein- und Mittelklassewagen. Im Gegensatz zu VW begann der internationale Autokonzern bereits frühzeitig mit der Produktion von preislich attraktiven Elektroautos.

Nicht zuletzt spricht auch die Dividende für einen Kauf der Stellantis-Aktie. Die Dividendenrendite liegt gegenwärtig bei 7,9% und ich gehe nicht davon aus, dass der Konzern im kommenden Jahr ein weiteres Mal seine Gewinnausschüttung kürzt.

Jetzt kommt das Aber! In die Stellantis-Aktie einsteigen sollten nur Anleger, die das Papier auch über mehrere Jahre halten wollen. Die Volatilität dürfte in den kommenden Monaten noch sehr hoch bleiben.

ℹ️ Stellantis in Kürze

  • Die niederländische Stellantis N.V. (WKN: A2QL01) ist der Dachkonzern von 14 Automarken. Zu den bekanntesten gehören Chrysler, Fiat, Opel und Peugeot.
  • Stellantis entstand 2021 durch die Fusion des italienisch-amerikanischen Konzerns Fiat/Chrysler mit dem französischen Autobauer Peugeot.
  • Die Dachgesellschaft hat ihren Sitz im niederländischen Hoofddorp, die Zentralen der Autokonzerne befinden sich in den jeweiligen Ländern. Hauptabsatzmärkte von Stellantis sind Europa und die USA.
  • Stellantis ist Mitglied im europäischen Leitindex EuroStoxx 50 und aktuell ca. 25 Milliarden € wert.

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