Super Micro Computer -33%: Kaufen nach dem Crash?

Wirtschaftsprüfer schmeißt hin
Gestern, 09:52 Uhr

Die Super Micro Computer-Aktie (WKN: A0MKJF) hat Halloween leider ernst genommen und Aktionäre mit einer Horrornachricht geschockt. Am gestrigen Mittwoch ging es an der Nasdaq um schaurige -33% mit dem Papier des Serverspezialisten nach unten. Was war der Auslöser des Crashs und ist die Aktie nun ein Kauf?

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Ernst & Young legt Mandat nieder

Auslöser des Kursbebens war nicht das Technologiekonzern selbst, sondern sein Wirtschaftsprüfer Ernst & Young. EY legte mit sofortiger Wirkung sein Mandat nieder – ein bemerkenswerter Vorgang bei einem größeren börsennotierten Unternehmen.

In einer Mitteilung an die US-Börsenaufsicht SEC ließ Ernst & Young ausrichten:

Wir legen unser Mandat nieder, da uns kürzlich Informationen zur Kenntnis gelangt sind, die dazu geführt haben, dass wir uns nicht mehr auf die Darstellungen der Geschäftsleitung und des Prüfungsausschusses verlassen können und nicht bereit sind, uns an den von der Geschäftsleitung erstellten Abschlüssen zu beteiligen.

Das ist ganz starker Tobak. Im Klartext: Die Darstellungen des Managements von Super Micro Computer seien Lug und Trug. Vor Monaten hatte das Analysehaus Hindenburg Research bereits massive Vorwürfe gegen die Konzernführung von SMCI erhoben.

Hindenburg warf dem Management vor, seit Jahren die Rechnungslegung und die Bilanz des Konzerns zu manipulieren. Als Reaktion auf die Hindenburg-Vorwürfe verschob Super Micro Computer die Veröffentlichung seines Jahresabschlusses und startete eine Sonderprüfung.

Der Technologiekonzern wehrt sich gegen die Vorwürfe von Ernst & Young:

Obwohl das Unternehmen anerkennt, dass die Entscheidung von EY endgültig ist, ist es mit der Entscheidung von EY, als unabhängige Wirtschaftsprüfungsgesellschaft des Unternehmens zurückzutreten, nicht einverstanden – der Sonderausschuss hat noch nicht alle für die Überprüfung relevanten Informationen erhalten und hat die Überprüfung nicht abgeschlossen,

Was nun?

SMCI muss sich nun einen neuen Abschlussprüfer suchen. Das dürfte angesichts des dramatischen Abgangs von Ernst & Young keine einfache Sache werden. Alle renommierten Wirtschaftsprüfungsgesellschaften der USA werden sich sehr gut überlegen, ob sie dieses „heiße Eisen“ anfassen wollen.

Auch wenn es Super Micro Computer gelingen sollte, rasch einen Ersatz für E&Y zu finden, ist an der Börse jede Menge Porzellan zu Bruch gegangen. Das Vertrauen der Anleger ist massiv gestört. Zu Recht befürchten Aktionäre, dass Hindenburg Research mit seinen Vorwürfen Recht haben könnte.

Bislang hat Super Micro Computer betont, dass es im Rahmen seiner Sonderprüfung zu keinen Änderungen der Jahresabschlusszahlen kommen wird. Dieser Aussage kann man nach dem gestrigen Tage nicht mehr vertrauen.

Wie gewonnen, so zerronnen

Das Chartbild der Super Micro Computer-Aktie lässt sich mit dem Sprichwort „wie gewonnen, so zerronnen“ zusammenfassen. Von Mitte Januar bis Mitte März 2024 vervierfachte sich der Aktienkurs des Serverherstellers in einer atemberaubenden Rallye. Doch seitdem haben sich all diese Kursgewinne wieder in Luft aufgelöst.

Anleger sollten meines Erachtens bei SMCI aber nicht das längerfristige Chartbild außer Acht lassen. Wer vor drei Jahren in den Tech-Wert investiert hat, darf sich auch nach dem Kurscrash der letzten Monate über eine Verneunfachung seines Einsatzes freuen.

Kurzfristig nein, langfristig ja

Ich bin ein bekennender Fan der Super Micro Computer-Aktie und zähle sie auch weiterhin zu den wichtigsten Trendaktien im Bereich der Künstlichen Intelligenz. Trotzdem rate ich Anlegern, kurzfristig mit einem Investment zu warten. Es ist gut möglich, dass es in den kommenden Tagen und Wochen weitere Hiobsbotschaften geben wird. Die Stimmung an der Börse ist extrem nervös und jede nur kleinste Negativnachricht könnte den Aktienkurs weiter in den Keller stürzen lassen.

Langfristig gesehen ist die Super Micro Computer-Aktie in meinen Augen aber einen Kauf wert. Das Wachstum des Serverspezialisten ist bemerkenswert. Analysten erwarten für das erste Quartal des neuen Geschäftsjahres 2024/25 einen Umsatz in Höhe von 6,45 Milliarden US$, was 3,2 mal so viel ist wie ein Jahr zuvor. Zudem ist SMCI profitabel, was bedeutet, dass sich das Ergebnis je Aktie in einer ähnlichen Größenordnung erhöhen sollte.

Am 6. November wird Super Micro Computer seine Zahlen für das erste Quartal 24/25 präsentieren. Sollte dem Tech-Konzern eine positive Überraschung gelingen, könnte das das Vertrauen der Anleger in die Super Micro Computer-Aktie wieder ein wenig stärken. Im Falle einer Verfehlung der Konsensschätzungen dürfte die Aktie aber noch weiter unter Druck geraten.

Mit einem aktuellen Kurs-Gewinn-Verhältnis von 16 ist die SMCI-Aktie für einen rasant wachsenden und profitablen Tech-Wert mit fantastischen Perspektiven ein absolutes Schnäppchen. Aber eben auch ein Schnäppchen, das derzeit mit großen Risiken verbunden ist.

ℹ️ Super Micro Computer in Kürze

  • Super Micro Computer mit Sitz in San José in Kalifornien ist ein US-Anbieter von Server- und Speichertechnologien.
  • Das Unternehmen verfügt über eine sehr breite Produktpalette, die von Hauptplatinen und Barebones über Server bis zu Computergehäusen und Kühlungslösungen reicht.
  • Super Micro Computer ist Mitglied im US-Technologieindex Nasdaq 100 und derzeit ca. 19 Milliarden US$ wert.

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