Suse -20%: Nach Kursrutsch zuschlagen?

22.09.22

Die Aktie der Nürnberger Software-Schmiede Suse (WKN: SUSE5A) ist heute nach einer einkassierten Auftragsprognose böse abgestürzt: In der Spitze lag der Titel mehr als -34% im roten Bereich und ging letztlich mit einem Abschlag von knapp -20% bei 14,50 € aus dem Handel. Analysten reagieren jedoch entspannt auf das Finanzupdate und bestätigen ihre bullische Haltung zu dem fränkischen Tech-Papier. Ist der Kursrutsch für Anleger gar eine Einstiegsgelegenheit?

Suse mit Sitz in Nürnberg bietet Open-Source-Anwendungen auf Basis des Betriebssystems Linux. Die Software steckt unter anderem in autonomen Fahrsystemen, Satelliten, Zügen und Flugzeugen. Das Unternehmen, das seit Mai 2021 an der Börse ist, feierte kürzlich sein 30-jähriges Jubiläum. Chefin Melissa Di Donato war damals die erste Frau, der ein Milliarden-IPO gelungen ist.

Heftiger Kurssturz nach Finanzupdate

Nach einer gesenkten Auftragsprognose sind die Suse-Aktien am Donnerstag in der Spitze um mehr als ein Drittel eingebrochen. Bis zum Nachmittag konnte das SDAX-Papier jedoch die Verlust reduzieren und lag zuletzt mit einem Abschlag von knapp -20% bei 14,50 €.

So erwartet Suse laut dem heutigen Finanzupdate ein währungsbereinigtes Wachstum des jährlichen Vertragswerts (ACV) in Kernprodukten von rund 10%. Zuvor hatte das Management einen Anstieg im mittleren Zehnerprozentbereich angepeilt. Besonders enttäuscht waren Händler von der neuen Prognose für die Sparte mit aufstrebenden Softwareprodukten: Hier geht CEO Di Donato jetzt nur noch von einem Plus von 20% aus statt wie zuvor 50%.

Die Umsatzziele und die EBITDA-Marge wurden in der heutigen Quartalsmitteilung hingegen bestätigt. Suse-CFO Andy Myers ergänzt:

Obwohl wir kurzfristige Auswirkungen auf unser ACV sehen, bin ich weiterhin zuversichtlich, dass wir in der Lage sind, unsere Marktchancen zu nutzen und unsere mittelfristige Prognose zu erfüllen.

Wachstumsmotor stottert

Gleichzeitig hat sich das Wachstum bei dem Software-Entwickler wieder verlangsamt. Im dritten Quartal stieg der Umsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum um +15% auf 170 Millionen US$. Damit sind die Anstiege zuletzt von Quartal zu Quartal immer kleiner geworden (Q2 22: 19%, Q1 22: 21%, Q4 21: 27%, Q3 21: 32%).

Der Linux-Spezialist erzielte darüber hinaus ein bereinigtes EBITDA von rund 65 Millionen US$ – im Vergleich zum Vorjahresquartal ein Plus von 18%. Die entsprechende Marge lag somit bei 38% und verbesserte sich leicht zum Vorjahr (37%). Unter dem Strich erzielten die Nürnberger ein Nettoergebnis von -12,9 Millionen US$, nach -30,5 Millionen US$ im Vorjahr.

Großaktionär erwägt ungewöhnlichen Schritt

Vor fast genau 30 Jahren haben vier Studenten die Software-Schmiede Suse gegründet. Nicht in Nürnberg, sondern im benachbarten Fürth. Ein paar Jahre später folgte der Umzug in die Frankenmetropole. Mittlerweile beschäftigt das Unternehmen weltweit rund 2.000 Mitarbeiter.

Im Mai 2021 war Suse von Finanzinvestor EQT an die Börse gebracht worden. Dieser hält derzeit noch fast 80% und hatte im Sommer angekündigt, wegen des Kursverfalls bei passender Gelegenheit weitere Anteile für bis zu 100 Millionen € zu kaufen. Ein ungewöhnlicher Schritt, da sich Geldgeber nach einem Börsengang einer Beteiligung gewöhnlich schrittweise von ihren Papieren trennen.

Börsenwert seit dem IPO halbiert

Mit dem heutigen Kursrutsch forciert der Software-Entwickler seine Börsentalfahrt der vergangenen Monate. Seit dem Rekordhoch von 43,60 € Anfang Januar ging es um rund zwei Drittel abwärts. Im Vergleich zum Ausgabepreis von 30 € liegt der Abschlag bei mehr als der Hälfte. Damit beläuft sich die Marktkapitalisierung der Nürnberger aktuell nur noch auf rund 2,5 Milliarden €.

Im Großen und Ganzen macht der heutige Quartalsbericht deutlich, dass die aktuellen makroökonomischen Unsicherheiten Suse zu schaffen machen. Verglichen mit den Vorquartalen ist der Wachstumsmotor der Franken eindeutig ins Stottern geraten. Die plötzliche Schwäche beim annualisierten Vertragswert deutet zudem an, dass sich der Software-Entwickler im kommenden Jahr wohl bescheidenere Ziele setzen muss.

Bullische Analysten sehen reichlich Potenzial

Dessen ungeachtet bleiben die Analysten sehr bullisch: Goldman Sachs und Jefferies bestätigen heute bei dem Tech-Papier ihr Buy-Rating und ihre Kursziele von 30 bzw. 28 €. Insgesamt empfehlen vier von sieben Marktexperten das Tech-Papier zum Kauf und sehen im Schnitt bezogen auf die aktuelle Notiz ein Kurspotenzial von über 100%.

Aus meiner Sicht stehen bei der Suse-Aktie die Chancen nun gut für einen kräftigen Rebound. Also eine aussichtsreiche Long-Idee für Trader. Angesichts der holprigen Wachstumsaussichten des Software-Entwicklers drängt sich ein ernsthaftes Investment für mich derzeit jedoch nicht auf.

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